
Steht Elvira Herzog im Juli im Schweizer Tor?Bild: keystone
Kommentar
In den letzten Länderspielen patzte Elvira Herzog im Nati-Tor. Soll sie nun durch Livia Peng ersetzt werden? Zwei Redaktionsmitglieder, zwei Meinungen.
30.05.2025, 09:2030.05.2025, 09:20
Melinda Hochegger, Raphael Gutzwiller / ch media
Frankreich – Schweiz
Die Frauen-Nati steht im vorletzten Spiel der Nations League unter Druck. Heute (21.10 Uhr) ist sie in Nancy gegen Frankreich auf Punkte angewiesen. Mit zwei Punkten aus vier Spielen belegt die Schweiz den letzten Platz, der den Abstieg aus der Liga A bedeutet.
Jetzt hat Livia Peng eine Chance verdient
Redaktorin Melinda Hochegger würde Elvira Herzog ersetzen:
Livia Peng sollte in den kommenden beiden Nations-League-Spielen auf dem Platz stehen. Nicht, weil die aktuelle Stammgoalie, Elvira Herzog, es nicht verdient hätte, die Schweiz als Torhüterin zu vertreten. Und auch nicht, weil Herzog, seit sie im vergangenen Herbst zur Nummer 1 auserkoren worden ist, in so manchen Spielen Patzer unterlaufen sind. Nein, Natitrainerin Pia Sundhage sollte Peng vor der EM die Chance geben, sich zu beweisen, weil sie es schlicht und einfach verdient hat.

Livia Peng im Tor von Werder Bremen.Bild: www.imago-images.de
In der Bundesliga steht Peng bei Werder Bremen unter Vertrag, ist Stammgoalie. Regelmässig geht sie mit ihren Glanzparaden viral, vom Fussballmagazin «Kicker» wurde sie zur besten Torhüterin der gesamten Saison ernannt.
Peng strotzt nur so vor Selbstvertrauen, sagte selbst vor wenigen Tagen gegenüber «20 Minuten», dass sie noch an den Stammplatz an der EM glaube. Und genau eine solche Schlussfrau braucht die Schweiz in den kommenden Partien in der Nations League, wenn sie den Abstieg aus Liga 1 noch verhindern will. Und auch mit Blick auf die EM dürfte es Sinn machen, die Goalie-Position noch einmal zu überdenken.
Denn dass Sundhage mit Herzog nicht restlos zufrieden ist, wird spätestens an der Kaderbekanntgabe am Montag vor einer Woche klar. «Wir werden ein langes Gespräch führen müssen. Momentan ist noch Herzog die Nummer 1» antwortet sie auf die Frage nach der Goalie-Position.
«Momentan» und «langes Gespräch»: Das sind nicht die Worte einer Trainerin, die zu 100 Prozent hinter ihrer Spielerin steht. Und, egal wie stark Herzog mental sein mag – wenn die Trainerin in aller Öffentlichkeit die Position als Nummer 1 anzweifelt? Dann wird das etwas auslösen. Und ob die Leistung dann noch die bestmögliche ist, das ist fragwürdig.
Die kommenden beiden Spiele sind die letzte Chance, um Peng in einem Ernstkampf die Chance zu geben, sich unter Beweis zu stellen. Und diese sollte genutzt werden. Denn der Anspruch des gesamten Trainer-Teams muss sein, an der EM die Beste im Tor zu haben. Und nicht auf Herzog zu beharren, nur weil das im Herbst so festgelegt wurde.
Ein Wechsel schürt nur Unsicherheiten
Redaktor Raphael Gutzwiller würde an Elvira Herzog festhalten:
Rund einen Monat vor dem grössten Highlight, das der Schweizer Frauenfussball je gesehen hat, noch die Nati-Torhüterin auswechseln? Das ist ein unnötiges Risiko.
Nationaltrainerin Pia Sundhage hat sich früh gemeinsam mit Goalietrainerin Nadine Angerer auf Herzog als ihre Nummer eins festgelegt. Herzog ist eine Torhüterin, wie es sich die beiden wünschen: Sie ist fast 1,80 m gross, hat eine gute Ausstrahlung, dirigiert ihre Verteidigerinnen. «Sie verfügt über eine gute Präsenz im Strafraum, ist eine echte Leaderin», so Angerer.

Elvira Herzog im vergangenen Mai.Bild: keystone
Es stimmt, dass Herzog seither nicht in jedem Länderspiel eine gute Falle gemacht hat. Doch sie jetzt für die letzten Pflichtspiele vor der Heim-EM aus dem Tor zu nehmen, wäre keine gute Idee. Ein Wechsel so kurz vor einem grossen Turnier schürt nur Unsicherheiten.
Wie würde Sundhage reagieren, wenn Peng die Chance in der Nations League bekäme und dabei ebenfalls patzen würde? Dann wären gleich beide ihrer Top-Torhüterinnen verunsichert. Nein, sinnvoll ist es jetzt, Herzog den Rücken zu stärken, dass sie mit grossem Selbstvertrauen ihre wichtigsten Partien ihrer Karriere bestreiten kann.
Die Nummer 1 hat sich Elvira Herzog verdient. Zur EM 2022 und WM 2023 wurde sie nicht nominiert, im Gegensatz zur damaligen Nummer drei, Livia Peng. Doch Herzog liess sich davon nicht unterkriegen – im Gegenteil. Sie nutzte die längeren Sommerpausen, um an ihren Schwächen zu arbeiten.
Natürlich: Auch Peng hat sich in den letzten Monaten gut präsentiert. Doch auch Herzog spielt konstant auf hohem Niveau und ist bei Leipzig gesetzt. Der Unterschied ist minimal. Peng beendete die Bundesliga-Saison mit Bremen auf Platz sieben, Herzog mit Leipzig auf Platz acht.
Die Schweiz verfügt demnach über zwei gute Torhüterinnen. Beide haben das Zeug dazu, an der Heim-EM über sich hinauszuwachsen und so für einen magischen Schweizer Sommer zu sorgen. Doch damit das gelingt, braucht es jetzt vor allem eines: Vertrauen.
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