«Spürte eine gewisse Unsicherheit» – Ehammer bricht WM-Zehnkampf nach Hochsprung-Nuller ab
Der Zehnkampf an der WM in Tokio ist für Simon Ehammer vorzeitig zu Ende. Der Appenzeller scheitert im Hochsprung auf der Einstiegshöhe von 1,93 m.
Nach Platz 4 im Weitsprung der Spezialisten muss der 25-Jährige somit in Tokio eine zweite Enttäuschung wegstecken.
Es macht den Eindruck, als sei Ehammer nach dem Weitsprung-Frust vom Mittwoch, wo er trotz einer Weltklasse-Weite (8,30) nur Vierter wurde, in eine Negativspirale geraten ist. Bereits am Vormittag lief es im Zehnkampf nicht nach Wunsch. Im Weitsprung verpasste er die 8-m-Marke und sprach von einem bescheidenen Morgen, an dem er im 100-m-Lauf 10,66 Sekunden erreichte und die Kugel 14,28 m weit stiess.
Sind Sie nach Platz 4 am Mittwoch im Weitsprung in eine Negativspirale geraten? Im Zehnkampf konnten Sie nicht performen und scheiterten im Hochsprung sang- und klanglos auf der Anfangshöhe.
Simon Ehammer: Negativspirale finde ich das falsche Wort. Ich bin motiviert in den Zehnkampf gestiegen. Es stimmt: Nach dem Weitsprung war ich hässig. Aber nach drei Disziplinen lag ich nur 76 Punkte hinter dem Schweizer Rekord. Ich war zuversichtlich, dass ich mich im Hochsprung wieder in eine gute Position bringen kann.
Und wieso hat es nicht geklappt?
Ich fühlte mich beim Einspringen wie ein Tropfen, spürte eine gewisse Unsicherheit.
Der Doppelstart Weitsprung und Zehnkampf galt im Vorfeld als Chance. Zwei Trümpfe sollten auch eine gewisse Lockerheit bringen. Haben Sie je bedacht, dass Sie eine Enttäuschung im Weitsprung mental für den Zehnkampf belasten könnte?
Ja, haben wir. Für mich gab es zwei Varianten: Entweder hole ich im Weitsprung eine Medaille und hebe dann im Zehnkampf ab, oder ich kann die Wut über die verpasste Medaille als zusätzlichen Ansporn mitnehmen.
Das hat aber nicht funktioniert.
Es kommen viele Einzelteile zusammen: Die verpasste Medaille, der Stolperer im 100-m-Lauf, die fehlenden 8 m im Weitsprung. Es war der Wurm drin. In Götzis beim Schweizer Rekord war mehr Gelassenheit, eine Lockerheit drin. Vielleicht bin ich zu kopflastig geworden, weil der 100 m und der Weitsprung sehr wichtige Disziplinen für mich sind. Dabei habe ich mich in den Disziplinen des zweiten Tages verbessert.
Sie mussten schon mehrere Enttäuschungen hinnehmen. Wie verarbeiten Sie diese?
Ich hatte eine tolle Saison mit Medaillen in der Halle, Schweizer Rekord oder Sieg am Diamond-League-Final. Aber 4. Plätze tun länger weh. Sie spornen aber auch an. Einmal wird es sich ins Gute drehen. (ram/sda)
Staffel verliert Stab
Die Schweizer Sprintstaffel der Frauen, einst ein Vorzeigeprojekt von Swiss Athletics, steckt derzeit im Tief. Géraldine Frey, Céline Bürgi, Léonie Pointet und Ajla Del Ponte brachten an der WM in Tokio ihren Vorlauf über 4x100 m nach einem Wechselfehler nicht ins Ziel.
Die Übergabe von Pointet auf Schlussläuferin Del Ponte klappte nicht. Die Tessinerin Del Ponte, eigentlich nur Ersatzläuferin, kam kurzfristig zum Einsatz, weil Salomé Kora wegen Oberschenkelproblemen passen musste.
Lena Wernli, Iris Caligiuri, Annina Fahr und Catia Gubelmann erzielten über 4x400 m in 3:27,46 eine klare Saisonbestleistung. Dieser Wert darf sich sehen lassen, die Finalteilnahme war nie ein realistisches Ziel.
Auch für die Schweizer Kugelstösserin Miryam Mazenauer ist das WM-Abenteuer nach der Qualifikation zu Ende. Die 25-Jährige katapultierte die Kugel 16,41 m weit und blieb damit deutlich unter ihrer persönlichen Bestleistung von 17,55 m.
Auch Jamaika-Staffel scheitert
Jamaikas Männer feierten im 100-m-Lauf einen Doppelsieg. Eine weitere Goldmedaille wird für die Sprint-Asse aus der Karibik aber nicht mehr hinzu kommen. Die 4x100-m-Staffel schied nach einem Wechselfehler in den Halbfinals aus. Auch Grossbritannien, Südafrika oder Italien scheiterten, was die Türe für andere Nationen weit öffnet. (ram/sda)
