Was kommt dabei heraus, wenn zwei langsame Berner dem TV-Publikum einen schnellen Sport zu erklären versuchen? Claude Jaggi aus dem Berner Seeland als Kommentator und Tom Lüthi aus dem Emmental als Experte debütierten gestern hinter den Mikrofonen unseres staatstragenden Fernsehens. Beim Töff-Saisonauftakt im morgenländischen Katar kommentierte Claude Jaggi das Moto-GP-Rennen hochdeutsch. Tom Lüthi steuerte seine Einschätzungen in berndeutscher Mundart bei.
Eine besondere Konstellation ermöglicht uns dieses neue bernische Vollgas-Duo: Gespart wird in Leutschenbach ganz unten. Nicht oben bei den Chefs. Aber nun ist Tom Lüthi als Sportchef eines Deutschen Moto3-Teams sowieso bei allen Rennen vor Ort. Nun kann kann sich Leutschenbach finanziell in Zeiten des Sparens – anders als etwa letzte Saison – finanziell einen fixen TV-Experten leisten.
Es ist ein kluger Schachzug, die Töff-Übertragungen mit Tom Lüthi aufzuwerten. Claude Jaggi ist ein kompetenter, eher spröder und deshalb angenehmer Kommentator und, wie es guter Berner Art entspricht, kein Marktschreier. Natürlich hätte er die wundersame Geschichte dieses Rennens mit mehr Dramatik und emotionaler erzählen können: Der Italiener Enea Bastianini feiert seinen ersten GP-Sieg in der «Königsklasse» für ein Team, das seinen Besitzer letzte Saison durch eine Corona-Erkrankung verloren hat und nun von seiner Witwe weitergeführt wird. Aber die Geschichte ist auch ohne Dramatisierung gut.
Tom Lüthi hat Claude Jaggi mit klugen, kurzen, präzisen und für den Laien gut verständlichen Analysen sehr gut ergänzt. Noch etwas zurückhaltend. Logisch: Es ist sein erster Auftritt. Zwar in einem Geschäft, das er seit 20 Jahren durch und durch kennt. Aber in einer völlig neuen Funktion. Die Frage also: Wie war das Debüt des neuen bernischen Töffduos? Wird aus Tom Lüthi gar der Bernhard Russi unseres Töffrennsportes?
Nun, in Tom Lüthi steckt erstaunlich viel Bernhard Russi. Er hat bereits bei seinem TV-Debüt einen klaren Mehrwert zur Übertragung beigesteuert. Er kennt so viele Anekdoten und hat so viel Insiderwissen und er kann, was er sagen will, sehr gut rüberbringen. Es obliegt nun Claude Jaggi, seinem neuen TV-Partner diese Anekdoten und dieses Insiderwissen zu entlocken. Sagen wir es so: Das Aufwärmen in Katar ist vorzüglich gelungen. Nun wünschen wir uns, dass die beiden ein bisschen mehr Gas geben.
Seit wann trägt das SRF den Staat, es wird eher vom Staat getragen !