«I am stupid» – weshalb Baku den F1-Fahrern alles abverlangt
Sechs Mal. So oft wehte die rote Flagge während des Qualifyings beim Grossen Preis von Aserbaidschan. Dass gleich so viele Male die Session abgebrochen wurde, ist ein neuer Rekord – wenn auch kein positiver. Gut neun Minuten lief das Qualifying, ehe Williams-Pilot Alexander Albon bei einem Crash seine Radaufhängung zerstörte. Wenig später küsste Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg die Abschrankung.
Als kurz darauf Alpine-Pilot Pierre Gasly sich verbremst und in der Auslaufzone landet, war sein Teamkollege Franco Colapinto hinter ihm derart abgelenkt, dass er seinen Boliden in die Mauer fuhr. Zwei Tage zuvor sagte er noch gegenüber CH Media: «Diese Strecke braucht viel Selbstvertrauen, wenn man so nah an den Mauern ist.» Dieses Selbstvertrauen wurde aber kurz durch seine Unüberlegtheit überschattet.
Schmalste Passage der Formel 1
Die Rennstrecke in Baku ist bekannt für ihre schnellen Geraden und die engen Kurven. Im engsten Abschnitt liegen zwischen den Mauern gerade einmal sieben Meter und 60 Zentimeter. Es ist der schmalste Streckenabschnitt im gesamten Formel-1-Kalender.
Nirgendwo ist es so eng wie an der Stadtmauer von Baku. Doch mit einem Tempo von über 330 Kilometern pro Stunde gehört das Rennen am Kaspischen Meer dennoch zu den schnellsten. Entsprechend knallt es immer wieder.
Während die drei Trainings bis auf ein paar Zwischenfälle mehrheitlich von vielen Unfällen verschont blieben, krachte es im Qualifying so richtig. Als dazu noch Regentropfen vom Himmel fielen, wurde es richtig hektisch. Weitere Unfälle folgten. Damit haben die Mechaniker bis zum Rennen noch mächtig zu tun.
«I am stupid»
Der berühmteste Crash in Baku geht ins Jahr 2019 zurück, als Charles Leclerc kurz vor der Stadtmauer beim Qualifying in die Mauer krachte. «I am stupid» («Ich bin dumm») wiederholte der Monegasse in seinem zertrümmerten Ferrari. Der Crash und die Reaktion dazu wurden zum Internet-Hit. Heute erinnert ein Eintrag in Google Maps an die Unfallstelle.
Auch trotz etlichen Grand-Prix-Starts wird auch Leclerc diesen Unfall nicht mehr so schnell vergessen. «Ist die Kurve acht bei der Stadtmauer? Diese Kurve mag ich gar nicht», sagt er am Donnerstag. Doch der Rest der Strecke liegt dem Monegassen perfekt. In den letzten vier Jahren holte er sich jedes Mal die Pole-Position. «Dieses Adrenalin auf der Strecke durch die Stadt geniesse ich sehr», sagt er. Beim diesjährigen Qualifying beendete er seine Glückssträhne jedoch mit einem Crash.
Der Grosse Preis von Aserbaidschan, der erst seit 2016 im Rennkalender ist, steht bei den Fahrern immer wieder in Kritik. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg sagt: «Es ist sicher nicht mein Lieblingsrennen, aber macht Spass.» Auch er konnte am Samstag bei Qualifying wegen eines Unfalls keine gute Startposition fürs Rennen herausfahren.
Piastri: «Definitiv eine sehr einzigartige Strecke»
«Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man gegen eine Wand fahren», sagt der Deutsche zur hohen Geschwindigkeit, mit der auf die Kurven zufährt. «Bei 340 km/h wird die Strecke viel schmaler und das macht einen Grossteil dieser Strecke aus.» Bei seinem Teamkollegen Gabriel Bortoleto sind die Strassenrennen beliebter. «Ich mag Abwechslung im Kalender und es ist schön, durch die Strassen von Baku zu fahren», sagt er.
Der WM-Führende Oscar Piastri sagte am Donnerstag noch, dass die Strecke nach seinem Sieg im letzten Jahr auf seiner persönlichen Lieblingsstrecken-Liste hochgerückt ist. «Es ist definitiv eine sehr einzigartige Strecke», sagte er weiter.
Doch am Samstag rückte die Strecke nach seinem Unfall wohl wieder ein paar Plätze nach unten. Diese Unterbrüche und Hektik am Samstag versprechen definitiv ein spannendes Rennen am Sonntag (13 Uhr). Wer in Baku siegen will, muss mehr aushalten als nur sechs rote Flaggen.
Die Startaufstellung
1 Max Verstappen (NED), Red Bull
2 Carlos Sainz (ESP), Williams-Mercedes
3 Liam Lawson (NZL), Visa-Red Bull
4 Andrea Kimi Antonelli (ITA), Mercedes
5 George Russell (GBR), Mercedes
6 Yuki Tsunoda (JPN), Red Bull
7 Lando Norris (GBR), McLaren-Mercedes
8 Isack Hadjar (FRA), Visa-Red Bull
9 Oscar Piastri (AUS), McLaren-Mercedes
10 Charles Leclerc (MON), Ferrari
13 Gabriel Bortoleto (BRA), Sauber-Ferrari
17 Nico Hülkenberg (GER), Sauber-Ferrari
