Nordostschweizer Schwingerverband
24 Jahre alt, Schwingklub Ottenberg
194 cm, 123 kg
Der Thurgauer ist Stand jetzt der Topfavorit. Der Sohn eines Eidgenossen belegte am ESAF 2016 als Teenager Rang 2, 2019 wurde er Vierter. Im vergangenen Jahr war er Co-Sieger des Kilchberger Schwingets. Tritt Giger in Pratteln einigermassen gesund an, führt der Weg zum Siegermuni Magnus über ihn. 2021 gewann der Modellathlet aus Ottoberg bei Weinfelden acht der zehn Feste, zu denen er antrat.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
37 Jahre alt, Schwingklub Unteres Seeland
198 cm, 150 kg
Die Pandemie betraf uns alle. Dem amtierenden Schwingerkönig Christian Stucki wurde durch Corona die Gelegenheit genommen, sich dem Volk zu präsentieren. Über 20 Jahre nach seinem ersten Kranzgewinn zählt der populäre Seeländer aus Lyss nach wie vor zu den ganz «Bösen». In die Quere kommen könnte dem Hünen eine (neuerliche) Schulterverletzung, wegen der er den Saisonstart nach hinten schieben musste. Wer weiss, ob dies am Ende Stuckis Vorteil sein wird – er wird Ende August weniger Feste auf dem Buckel haben als die Konkurrenz.
Innerschweizer Schwingerverband
25 Jahre alt, Schwingklub Entlebuch
182 cm, 107 kg
Es ist verrückt: Bezüglich der Anzahl der Kranzgewinne waren die Innerschweizer meistens auf Augenhöhe mit den Bernern und Nordostschweizern – aber immer noch ist Harry Knüsel ihr einziger König. 1986 gelang ihm der glorreiche Triumph. Joel Wicki war vor drei Jahren in Zug nahe dran, nach dem verlorenen Schlussgang gegen Stucki blieb ihm punktgleich aber nur der Titel des Erstgekrönten.
Nordostschweizer Schwingerverband
26 Jahre alt, Schwingklub Unterlandquart
190 cm, 115 kg
Der Bündner, dessen Vorname die rätoromanische Variante von «Hermann» ist, galt schon früh als Toptalent. Orlik wurde diesem Ruf gerecht, erreichte am ESAF 2016 den Schlussgang, drei Jahre später wurde er Dritter. Das eigene Teilverbandsfest entschied er drei Mal für sich, er gewann die Bergfeste auf der Schwägalp und auf dem Weissenstein – und doch wirkte es manchmal so, als wäre Orlik ein ewiger Zweiter. Zeit für ihn, dies in Pratteln richtigzustellen.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
22 Jahre alt, Schwingklub Schwarzenburg
191 cm, 110 kg
Wie Vreneli aus dem Volkslied stammt er aus Guggisberg. Staudenmann könnte der Mann der Zukunft der Berner sein. 2021 gewann er seine ersten beiden Feste, am Kilchberger war er einer von drei Co-Siegern. Bei seinem ersten Eidgenössischen gewann er bereits den Kranz, nun träumt er von mehr.
Gleich geht's weiter mit den diesjährigen Favoriten im Schwingen, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zum bösen Dutzend ...
Innerschweizer Schwingerverband
26 Jahre alt, Schwingklub Cham-Ennetsee
198 cm, 122 kg
Gemessen an seinem Potenzial sind die lediglich vier Kranzfestsiege, die er bis zu Beginn dieser Saison auf seinem Konto hatte, wenig. Schuld daran haben auch schwere Verletzungen – drei Kreuzbandrisse im rechten Knie warfen Reichmuth jeweils lange aus der Bahn. Nun ist er auf dem Weg zurück von der gleichen Verletzung am anderen Knie, erlitten im letzten Frühling. Er sei zuversichtlich, in Pratteln dabei sein zu können. Das sagte er nicht nur als Berufsoptimist, sondern auch als Fachmann: Reichmuth ist Physiotherapeut. Kehrt er fit zurück ins Sägemehl, ist mit ihm zu rechnen.
Nordostschweizer Schwingerverband
22 Jahre alt, Schwingklub Wil
197 cm, 105 kg
Der Zimmermann mit Schuhgrösse 49 war der Senkrechtstarter des vergangenen Jahres. Ott aus der kleinen Toggenburger Ortschaft Dreien gewann seine ersten zwei Feste – es waren gleich prestigeträchtige Bergfeste, auf dem Weissenstein und am Schwarzsee. Beim Saison-Höhepunkt, dem Kilchberger, wurde er Co-Sieger. Ott ist einer, dem die Zukunft gehört. Aber es spricht aus Sicht des 22-Jährigen nichts dagegen, diese Erfolgsserie schon in der Gegenwart fortzusetzen.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
31 Jahre alt, Schwingklub Niedersimmental
190 cm, 110 kg
Der Schwingerkönig von Frauenfeld 2010 will es noch einmal wissen. Damals katapultierte sich Wenger aus dem Diemtigtal im Berner Oberland aus dem Nichts ins Rampenlicht, als er alle acht Gänge für sich entschied. Die weitere Karriere glich manchmal einer Achterbahn, die im vergangenen Jahr wieder steil nach oben führte: Wenger gewann auf dem Brünig und das Berner Kantonale, dazu stand er im Schlussgang des Kilchberger. Der vierfache Eidgenosse hat schon so viel erlebt in seiner Laufbahn, dass ihn nichts schnell aus der Bahn wirft. Und schwingerisch macht ihm sowieso kaum einer etwas vor.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
30 Jahre alt, Schwingklub Sumiswald
191 cm, 111 kg
Die Berner haben den Vorteil, in Pratteln über die wohl beste Mannschaft zu verfügen. Dieser taktische Vorteil bei der Einteilung könnte einem wie Aeschbacher zugute kommen. Der Routinier zeigte schon oft, dass er in der Lage ist, Grosses zu erreichen.
Innerschweizer Schwingerverband
31 Jahre, Schwingklub Rottal und Umgebung
190 cm, 145 kg
Gelernter Zimmermann, als Lieblingsgericht Cordon-Bleu mit Pommes Frites, dazu die passende Statur – ja, so wie Sven Schurtenberger stellt sich der Nicht-Fan wohl einen Schwinger vor. Schon seit einigen Jahren zählt der Luzerner zu den Topshots der Innerschweizer, im vergangenen Jahr gewann er zwei Kantonalfeste.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
25 Jahre alt, Schwingklub Kirchberg
188 cm, 109 kg
Die Last des grossen Namens wiegt schwer: Vater Adrian Käser wurde einst schon als 18-Jähriger Schwingerkönig. Remo Käser bekam das Talent in die Wiege gelegt: Er gewann bereits mit 15 Jahren den ersten Kranz bei den Erwachsenen und wurde mit 19 Dritter am Eidgenössischen. Seither sind sechs Jahre vergangenen, in denen Käser insgesamt sechs Kranzfestsiege feierte. Eine Ausbeute, die sich steigern lässt.
Bernisch Kantonaler Schwingerverband
33 Jahre alt, Schwingklub Biel
187 cm, 115 kg
Er gehört einem exklusiven Zirkel an: jenem der Schwinger mit 100 Kränzen und mehr. Der letzte Festsieg gelang Gnägi allerdings 2018. Wie sehr er das Schwingen lebt, zeigt diese Anekdote vom Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag im vergangenen Jahr. Er spendete das Siegermuneli Enrico, seine Frau und die Schwägerin arbeiteten im OK mit, der Onkel der Gattin war OK-Präsident und sein Schwiegervater half als dessen Stellvertreter.
Für sie muss an den zwei Tagen in Pratteln noch mehr zusammenstimmen als für die anderen. Lario Kramer (Südwestschweiz), Nick Alpiger und Andreas Döbeli (Nordwestschweiz) gehören den beiden schwächsten Teilverbänden an. Sie haben kaum «Helfer» im eigenen Lager, die starke Gegner zurückbinden können, sondern müssen selber stets gegen Topfavoriten ran.
Anders ist die Ausgangslage für die zweite Garde der drei stärkeren Teilverbände, für Schwinger wie Christian Schuler (Innerschweiz), Bernhard Kämpf, Kilian von Weissenfluh (beide Bern), Werner Schlegel, Domenic Schneider oder Samir Leuppi (alle Nordostschweiz). Sie können am Samstag «im Windschatten» segeln und mit guter Einteilung und Siegen ganz vorne übernachten – und dann am Sonntag beflügelt über sich hinauswachsen. Kramer etwa gelang dies 2018, als er sensationell das Bergfest auf dem Stoos gewann.