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Favoriten ESAF 2022: Diese Schwinger haben die besten Chancen

Wer ist besonders heiss? Der Formcheck 4 Wochen vor dem Eidgenössischen

Am 28. August erhält die Schweiz einen neuen König – es sei denn, dem amtierenden Schwingerkönig Christian Stucki gelingt ein Wunder. Mit wem in Pratteln zu rechnen sein wird.
02.08.2022, 15:1112.08.2022, 11:31
Ralf Meile
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Der Höhepunkt der Schwing-Saison naht in grossen Schritten. Nur noch drei Kranzfeste stehen an, bevor Ende August im basellandschaftlichen Pratteln das Eidgenössische über die Bühne geht. Wer ist wie gut in Form? Eine Übersicht.

Gerueste stehen bereit auf der Baustelle fuer das Festgelaende sechs Wochen vor dem Festwochenende des Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfests (ESAF) Pratteln, in Pratteln am Mittwoch, 13. Juli 202 ...
In Pratteln entsteht derzeit eine temporäre Arena für über 50'000 Zuschauer.Bild: keystone

Samuel Giger (NOSV)

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Der Thurgauer Samuel Giger gewinnt gegen den Toggenburger Werner Schlegel, im Schlussgang am Nordostschweizer Schwingfest, am Sonntag, 26. Juni 2022, in Balterswil. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Bild: keystone

Sechs Feste bestritt der Thurgauer bislang, er gewann vier und wurde zwei Mal Zweiter. Giger triumphierte am Nordostschweizer Teilverbandsfest, dazu am Thurgauer Kantonalen, dem Baselstädtischen und beim Bündner-Glarner Schwingfest. Auch wenn er auf dem Brünig seine erste Niederlage der Saison einstecken musste: Der Weg zum Königstitel in Pratteln führt über Giger, der mit 24 Jahren schon 52 Kränze gewonnen hat – jeden zweiten davon als Festsieger. Und es gilt: Lieber das Gefühl der Niederlage jetzt gehabt haben als am Eidgenössischen.

Adrian Walther (BKSV)

Adrian Walther feiert den Festsieg nach dem Schlussgang gegen Werner Schlegel am traditionellen Bruenig Schwingfest auf dem Bruenig Pass vom Sonntag, 31. Juli 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Bild: keystone

Der exakt 2 Meter grosse Berner ist der Aufsteiger des Jahres. Er gewann seine ersten beiden Feste – und es waren gleich hochkarätige. Erst schlug der in einer Woche 21 Jahre alt werdende Walther am Berner Kantonalen zu, zwei Wochen später jubelte er über den prestigereichen Sieg beim Bergfest auf dem Brünig. Die Formkurve zeigt steil nach oben, momentan ist der Newcomer der heisseste Kandidat der Berner.

Joel Wicki (ISV)

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Joel Wicki feiert seinen Festsieg nach dem Schlussgang gegen Reto Noetzli beim 115. Innerschweizer Schwing- und Alplerfest vom Sonntag, 3. Juli 2022 in Ennetbuergen im Kanton Nidwalden. (KEYSTONE/Urs  ...
Bild: keystone

Der 25-Jährige aus Sörenberg lancierte seine Saison mit dem Sieg am Zuger Kantonalen und entschied zuletzt das Innerschweizer Teilverbandsfest und das Rigi-Schwinget für sich. Seither pausierte Wicki, auch wegen eines Todesfalls in der Familie. Der Form sollte diese Wettkampfpause nicht geschadet haben, zumal bis Pratteln ohnehin noch Zeit bleibt, um nicht «einzurosten».

Matthias Aeschbacher (BKSV)

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Matthias Aeschbacher jubelt nach seinem Sieg im Schlussgang gegen Domenic Schneider, beim Weissenstein Schwinget, am Samstag, 23. Juli 2022 auf dem Weissenstein. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: keystone

Mit seinen 30 Jahren gehört der Berner zu den Routiniers. Sein Glanzlicht in diesem Jahr ist der Sieg auf dem Weissenstein, davor entschied er das Emmentalische Schwingfest für sich.

Werner Schlegel (NOSV)

Der Toggenburger Werner Schlegel gewinnt gegen den Zuercher Samir Leuppi, im Schlussgang, am St. Galler Kantonalschwingfest, am Sonntag, 29. Mai 2022, in Wil. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller).
Bild: keystone

Im Oktober wird der Zimmermann aus dem Toggenburg erst 20 Jahre alt. Dass er nicht nur einer für die Zukunft sein kann, sondern schon in der Gegenwart zu den Top-Schwingern gehörte, bewies Schlegel mit seinem Sieg beim St.Galler Kantonalen. Schon vergangenes Jahr gewann er zwei Kantonale.

Pirmin Reichmuth (ISV)

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Pirmin Reichmuth feiert seinen Festsieg nach dem gestellten Schlussgang gegen Joel Wicki beim traditionellen Bruenig Schwinget vom Sonntag, 28. Juli 2019, auf dem Bruenig Pass. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Bild: KEYSTONE

Nach seinem fulminanten Comeback beim Aargauer Kantonalen, das er für sich entschied, würde Reichmuth eigentlich weiter nach oben gehören. Schliesslich bezwang er dort drei Eidgenossen und gewann alle sechs Gänge. Aber auf dem Brünig hat sich der 26-jährige Dauer-Pechvogel wieder einmal verletzt, dieses Mal an der Schulter. Noch ist unklar, wie gravierend die Blessur ist.

Florian Gnägi (BKSV)

Florian Gnaegi, au centre, celebre sa victoire contre Matthias Aeschbacher, apres la passe finale, lors de la fete de lutte du Jura bernois, ce dimanche 26 juin 2022, au Mont Crosin.(KEYSTONE/Anthony  ...
Bild: keystone

Das Seeländische wurde ebenso zur Beute des 33-Jährigen wie das Schwarzsee-Schwinget und das Bern-Jurassische. Doch bei seinem letzten Einsatz, am Freiburger Kantonalen, erlitt er eine Knieverletzung. Gnägi geht davon aus, dass das Seitenband rechtzeitig verheilt und er in Pratteln antreten kann – fragt sich, in welcher Verfassung.

Armon Orlik (NOSV)

Der Buendner Armon Orlik gewinnt gegen den Toggenburger Werner Schlegel im Schlussgang, am Glarner-Buendner Schwingfest, am Montag, 6. Juni 2022, in Netstal. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller).
Bild: keystone

Schlussgang-Teilnehmer und Zweiter am Eidgenössischen 2016, Dritter am Eidgenössischen 2019 – und 2022? Orlik gewann das Glarner-Bündner Kantonalfest und schaffte eine Reihe weiterer Spitzenplatzierungen. Dieses Mal zählt der mittlerweile 27-jährige Bündner nicht zu den Topfavoriten, sondern zu den heissen Aussenseitern. Vielleicht ist genau das die Ausgangslage, die ihm zum ganz grossen Triumph verhilft.

Fabian Staudenmann (BKSV)

Samuel Giger, Mitte, Damian Ott, rechts, und Fabian Staudenmann, links, jubeln nach dem Schlussgang an der Kilchberger Schwinget in Kilchberg, Kanton Zuerich, am Samstag, 25. September 2021. Die 60 be ...
Bild: keystone

Fast immer nah dran, aber nie zuoberst – das ist die diesjährige Bilanz des 22-Jährigen aus Guggisberg. Sechs Mal klassierte sich Staudenmann als Zweiter. Vielleicht holt er in Pratteln zum ganz grossen Schlag aus. Drauf hat er es allemal.

Domenic Schneider (NOSV)

Domenic Schneider jubelt nach seinem Sieg im Schlussgang gegen Roger Rychen beim Glarner-Buendner Kantonalschwingfest in Naefels am Sonntag, 27. Juni 2021. (KEYSTONE/Walter Bieri)
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Der 135-Kilo-Brocken aus dem Thurgau stellt alleine von seiner Postur her jeden Gegner vor eine grosse Aufgabe. Schneiders Highlight war der zweite Platz auf dem Weissenstein, wo er im Schlussgang Matthias Aeschbacher unterlag, zuvor aber Kilian Wenger, Curdin Orlik und Thomas Sempach bezwang.

Michael Ledermann (BKSV)

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Michael Ledermann, links, und Sven Schurtenberger, rechts, im 1.Gang beim traditionellen Stoos Bergschwinget auf dem Stoos im Kanton Schwyz am Sonntag, 12. Juni 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
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Der 21-jährige Bauer ist wie Walther ein Mann der Zukunft der Berner. Allerdings zeigt seine Formkurve – auch wegen einer lädierten Schulter – nach unten, nachdem er zu Saisonbeginn gleich das Mittelländische und das Seeländische Schwingfest gewonnen hatte. Zuletzt musste er beim Berner Kantonalen verletzt aufgeben.

Lario Kramer (SWSV)

Lario Kramer feiert seinen Sieg im Schlussgang gegen Toni Kurmann beim 99. Urner Kantonalen Schwingfest vom Sonntag, 22. Mai 2022 in Erstfeld. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Bild: keystone

Sein Pech ist die Herkunft: Der Freiburger gehört dem schwächsten Teilverband an, dem Südwestschweizer. So muss er alle starken Gegner selber aus dem Weg räumen und kann nur mit wenig Hilfe von Kollegen rechnen. Der 24-jährige Kramer zeigte mit seinem Sieg als Gast beim Urner Kantonalen, dass er es an einem guten Tag richten kann. Am Eidgenössischen mit acht Gängen wäre ein Königstitel für einen Südwestschweizer aber ein Sägemehl-Wunder.

Benjamin Gapany (NWSV)

Le lutteur Benjamin Gapany reagit lors de la fete romande de lutte suisse le dimanche 11 juillet 2021 a Oron. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Bild: keystone

Drei Festsiege sollten dafür sorgen, dass man höher eingeschätzt wird. Aber wenn es sich «nur» um die Kantonalfeste im Wallis, Neuenburg und in der Waadt handelt, ist das eben nicht der grösste Leistungsausweis. Der 27-jährige Gapany teilt das Schicksal Kramers: Als Südwestschweizer ist ein eidgenössischer Kranz wohl das höchste der Gefühle.

Damian Ott (NOSV)

Samuel Giger, Mitte, Damian Ott, rechts, und Fabian Staudenmann, links, jubeln nach dem Schlussgang an der Kilchberger Schwinget in Kilchberg, Kanton Zuerich, am Samstag, 25. September 2021. Die 60 be ...
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Der Senkrechtstarter des Jahres 2021 gewann heuer noch kein Fest, am nächsten kam der Toggenburger dem Sieg am St.Galler Kantonalen, wo er Zweiter wurde. Wegen einer Fussverletzung sagte der 22-jährige Ott zuletzt seine Teilnahme am Rigi-Schwinget ab.

Kilian Wenger (BKSV)

Kilian Wenger vor seinem ersten Gang gegen Patrick Raebmatter, beim Berner Kantonalen Schwingfest, am Sonntag, 17. Juli 2022 in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Der König von 2010 stiess auf dem Weissenstein in einen exklusiven Kreis vor: Er gewann dort seinen 100. Kranz, vor ihm gelang das erst 31 anderen Schwingern. Nachdem die letzte Saison ein Lichtblick war, tut sich Wenger heuer wieder etwas schwerer. Ganz abschreiben sollte man den Berner Oberländer dennoch nicht.

Josias Wittwer (BKSV)

Josias Wittwer feiert den Sieg im Schlussgang gegen Christian Schuler beim traditionellen Stoos Bergschwinget auf dem Stoos im Kanton Schwyz am Sonntag, 12. Juni 2022. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
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Sein Erfolg beim Bergkranzfest auf dem Stoos war eine der grossen Sensationen der Saison. Mit 28 Jahren gewann Wittwer erstmals überhaupt ein Kranzfest. Das zeigte ihm: Er hat das Zeug, um vorne mitzumischen.

Christian Stucki (BKSV)

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Schwingerkoenig Christian Stucki weilt unter den Zuschauern beim Weissenstein Schwinget, am Samstag, 23. Juli 2022 auf dem Weissenstein. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: keystone

Ist der König von 2019 gesundheitlich in der Lage, seinen Titel zu verteidigen? Das ist die grosse Frage. Verletzungen verhinderten in diesem Jahr bislang, dass Stucki mit Gegnern zusammengreifen konnte. Im Raum steht ein Comeback am Bözingenberg-Schwinget, einem kleineren Anlass Mitte August – nur zwei Wochen vor dem Eidgenössischen. Ob man mit dem 37-Jährigen in Pratteln rechnen muss, scheint höchst fraglich.

Die letzten Kranzfeste

Bis zum Eidgenössischen in Pratteln stehen nur noch drei grössere Anlasse auf dem Programm. Am nächsten Sonntag das Nordwestschweizer Teilverbandsfest in Brugg AG und das Schaffhauser Kantonale in Wilchingen, sowie in zwei Wochen das Bergkranzfest auf der Schwägalp.

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2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grischa Buab
02.08.2022 17:57registriert April 2015
Eigentlich muss der Sieg über Giger führen. Aber die Berner haben bei weitem das stärkste Team in der erweiterten Spitze, so ist es gut möglich, dass der König erneut aus ihren Reihen kommen wird. Es wird auf jeden Fall spannend!
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egemek
02.08.2022 17:23registriert Mai 2016
Schlussendlich ist der grosse Pluspunkt der Berner ihre enorme Breite. Da gibt es ca. 8 ganz grosse Brocken, die um den Titel schwingen können oder sonst sicher diversen Mitfavoriten einen Gestellten reinwürgen können. Beim ISV gibt es Wicki, dahinter an einem guten Tag noch Schuler und Reichmuth, dann war es das aber auch. D.h. Wicki wird viel härter angefasst werden als z.B. ein Walther, da er garantiert jeden Berner und Nordostschweizer Königskandidaten bezwingen muss und niemand anderes hilft.
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Liebu
02.08.2022 17:26registriert Oktober 2020
In der Summe der Athleten, ist mit den Bernern auch diesmal zu rechnen. Sie haben derart viele Spitzenschwinger, dass sie die Last auf mehrere Schultern verteilen können.
Der eine oder andere wird gegen einen Mitfavoriten stehen bleiben oder gar gewinnen und so dem ganzen Team helfen.
Ich bin gespannt.
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