12:56, 6:44, 35:47, 14:58, 12:44, 0:62 und 20:34 – so lauten die Resultate der Helvetic Mercenaries in der laufenden Saison. Nach 7 Spielen weist das einzige Schweizer Team in der European League of Football ein Punkteverhältnis von 99:345 auf. Bereits in der letzten Saison konnten die Mercenaries nur ein Spiel gewinnen.
Vor der laufenden Saison gab es allerdings Hoffnung bei den Mercenaries. Mit Keelan Cole wurde ein ehemaliger NFL-Spieler verpflichtet. Der US-Amerikaner hat in seiner Karriere 96 Partien in der besten Liga der Welt absolviert, fing 15 Touchdowns und erreichte über 2000 Yards Raumgewinn. In der NFL spielte der Wide Receiver von 2017 an 6 Jahre lang für 3 verschiedene Teams. Nachdem seine NFL-Karriere bei den Jacksonville Jaguars gestartet war, stand der heute 32-Jährige noch bei den New York Jets und den Las Vegas Raiders unter Vertrag.
«Ich hoffe, dass es hier etwas Langfristiges ist. Wenn alles gut läuft, können wir diese Organisation weiter aufbauen und der Stadt mehr guten Football zeigen», sagte Cole in einem Interview mit SRF zu Beginn der Saison. Doch nun ist sein Abenteuer in der Schweiz bereits wieder vorbei. Da es Probleme mit dem Arbeitsvisum gab, trennten sich die beiden Parteien wieder, auch Quarterback Isaiah Weed und Runningback Tyrrell Bovelle haben das Team verlassen.
In einem Interview mit dem Schweizer Football-Portal endzone.ch äusserte sich nun Owner Sandro Moor und erklärte das Missgeschick: «Unser früherer General Manager hat die Visa der US-Spieler falsch beantragt. Er hat die Visa viel zu spät und nicht komplett angemeldet. Als uns dies auffiel, versuchten wir, neue Anträge zu stellen, allerdings zu spät. Wir haben alles versucht, aber es hat nicht mehr gereicht.»
Dadurch war klar für Moor und das restliche Franchise, dass die Verträge aufgelöst werden müssen. «Wir können es uns nicht leisten, mit Spielern aufs Feld zu gehen, deren Visa nicht sauber geregelt sind. Das wäre ein Problem für uns – und für die Spieler», stellte Moor klar. Auf der eigenen Website bedankten sich die Mercenaries bei Cole, aber stellten auch klar, dass sie mit seinen Leistungen nicht endlos zufrieden waren: «Obwohl die sportlichen Erwartungen nicht vollständig erfüllt wurden, ist die Organisation dankbar für die gemeinsame Zeit und die spannenden Einblicke, die durch Keelan möglich wurden.»
On no... Maeric Achiepi recovers the ball for a touchdown 😳
— European League of Football (@ELF_Official) July 6, 2025
📲 Tune in to #PARatHVM now! https://t.co/T65mQYDUwg pic.twitter.com/uXXHnAGUvI
Doch es gibt noch weitere Probleme bei den Schweizern. Das Auswärtsspiel gegen das skandinavische Franchise Nordic Storm musste Ende Juni aufgrund zu weniger Spieler verschoben werden. Obwohl die Mercenaries zu Beginn der Saison einen Kader von 65 Spielern hatten, standen nicht 35 Spieler zur Verfügung, welche bei einem Spiel dabei sein müssen. Für Moor ist gegenüber dem St.Galler Tagblatt klar, dass der Headcoach dafür verantwortlich ist, dass genügend Spieler verfügbar sind. Der bisherige Headcoach Marcus Herford wurde daraufhin entlassen. Sein Nachfolger ist Joshua Fitzgerald, welcher zuvor Wide-Receiver-Coach war.
Nach den aktuellen Vorkommnissen und den schlechten Resultaten wurde bereits in verschiedenen Foren über einen möglichen Rückzug der Mercenaries gemunkelt. Davon möchte Moor aber nichts hören und auch Vergleiche mit dem Vorgängerteam Helvetic Guards stossen dem Teambesitzer sauer auf: «Es ist extrem demotivierend, immer wieder auf die Guards angesprochen zu werden.» Die Guards mussten nach der ersten Saison in der ELF im Jahr 2023 Konkurs anmelden und hinterliessen auch Schulden bei der Betreiberin des Sportparks Bergholz, der Wiler Sportanlagen AG, wie das «St.Galler Tagblatt» schreibt.
Bevor die neue Saison startete, setzten sich die Mercenaries als Ziel, eine ausgeglichene oder positive Bilanz aufzuweisen. Das vom ehemaligen Headcoach Herford ausgerufene Ziel ist nach der gestrigen Niederlage gegen die Munich Ravens nun auch definitiv nicht mehr erreichbar.
Obwohl die Mercenaries noch kein Spiel gewinnen konnten, sind sie aufgrund der Punktedifferenz nicht das schlechteste Team der Liga. Die Cologne Centurions sind das aktuell schlechteste Team der 16 Franchises in der ELF.
Ein Chef, der in einer solchen Weise Finger-Pointing betreibt, ist definitiv in der falschen Position.
So kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass aus diesem Team noch etwas wird.