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EM 2025: Warum Géraldine Reuteler die wichtigste Nati-Spielerin ist

Geneva, Switzerland, July 10th 2025: Joanna Tynnila 6 Finland and Geraldine Reuteler 6 Switzerland in action during the UEFA Womens EURO 2025 Group A match between Finland and Switzerland at Stade de  ...
Auch das zeichnet Reuteler aus: Zweikampfstärke und Balleroberungen.Bild: IMAGO/Sports Press Photo

Géraldine Reuteler ist die wichtigste Spielerin der Nati – und zu Höherem berufen

Keine andere Spielerin prägt die EM-Spiele der Schweizer Nati so sehr wie Géraldine Reuteler. Was die Nidwaldnerin auszeichnet und warum sie für Höheres bestimmt ist.
11.07.2025, 10:5411.07.2025, 12:49
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Drei Spiele hat die Schweiz an der Heim-Europameisterschaft absolviert. Drei Mal in der Folge wurde nach dem Schlusspfiff Géraldine Reuteler als beste Spielerin ihres Teams ausgezeichnet. Ein Zufall ist das nicht. Die Nidwaldnerin ist an diesem Turnier bislang die wichtigste Schweizer Einzelspielerin.

Natürlich könnte man auch für andere Spielerinnen argumentieren. Captain Lia Wälti beispielsweise, die trotz Kniebeschwerden durchspielt und im Mittelfeld für Ruhe sorgt. Oder Goalie Livia Peng, die nach einem Wackler zum Auftakt die Schweiz mit wichtigen Paraden in den Viertelfinal gehext hat. Aber nein, die wichtigste Einzelspielerin ist Reuteler.

Die 26-Jährige ist eine Alleskönnerin. Zum EM-Auftakt gegen Norwegen stellt Trainerin Pia Sundhage sie im Sturm auf. Dort sorgt Reuteler mit ihren Vertikalläufen für Torgefahr – nur der krönende Abschluss fehlt. Noch. Im zweiten Auftritt dagegen rückt sie ins Mittelfeld. Sie gewinnt viele Zweikämpfe, ist im Pressing eine grosse Waffe. In den drei EM-Spielen hat sie pro Partie durchschnittlich sieben Bälle zurückerobert – ein Spitzenwert.

EM 2025: Die Turnier-Statistiken von Geraldine Reuteler.
grafik: sofascore

Und kurioserweise klappt es seit der Rückversetzung ins Mittelfeld auch mit den offensiven Aktionen. Sie kombiniert die Abräumerin im Mittelfeld mit Spielintelligenz, hohen technischen Fähigkeiten und Schusskraft – eine stilistische Mischung aus Valon Behrami und Xherdan Shaqiri.

Gegen Island macht Reuteler den Dosenöffner, trifft zum 1:0. Und gestern, im abschliessenden Gruppenspiel gegen Finnland spielte sie den letzten Pass auf Riola Xhemaili, deren 1:1-Ausgleich der Nati den Viertelfinaleinzug ermöglichte. Wobei die Frankfurt-Söldnerin nach dem Spiel zugibt: «Eigentlich wollte ich schiessen.»

Video: watson/lucas zollinger

Das ist eine andere Qualität, die Reuteler auszeichnet: ihre ehrliche und direkte Art und die Fähigkeit, ihre Mitspielerinnen mitzureissen. Sie redet nicht um den heissen Brei herum und ist trotzdem immer optimistisch und überzeugt. Als Finnland spät per Penalty in Führung geht, treibt die 26-Jährige ihre Mitspielerinnen weiter an, sie glaubt noch an den Ausgleich.

Die Allrounderin geht immer mit vollem Einsatz voraus, weil sie die Schweiz liebt. Wenn es hierzulande eine Profiliga für Frauen gäbe, wäre Reuteler wohl nie nach Deutschland gewechselt. 2018 wechselte das einstige Supertalent aus dem Luzerner Nachwuchs nach Frankfurt und war lange geplagt von grossem Heimweh.

Mittlerweile fühlt sie sich in Frankfurt heimisch. Vielleicht stand auch deshalb ein Wechsel nie wirklich zur Diskussion. Dabei beweist Reuteler in diesen Tagen und Wochen gerade, dass sie eigentlich zu Höherem berufen ist. Sie gehört zu den besten Spielerinnen Europas. In Frankfurt stimmt der sportliche Erfolg – die letzte Bundesligasaison schloss das Team auf Rang 3 ab.

Frankfurt, Deutschland 04. Mai 2025: 1. BL - Frauen - 2024 / 2025 - Eintracht Frankfurt vs. TSG Hoffenheim Im Bild: Geraldine Reuteler Eintracht Frankfurt /// DFB regulations prohibit any use of photo ...
Bei Frankfurt ist Reuteler eine Knipserin.Bild: www.imago-images.de

Doch daneben gibt es noch Raum für Verbesserungen. Die Frauen der Eintracht spielen selten im grossen Stadion der Männer, müssen stattdessen mit dem Stadion am Brentanobad mit 1500 Sitzplätzen vorliebnehmen. «Die Männer im Stadion, wir neben dem Stadion», sagt Reuteler zur Situation in Frankfurt. Bei einem Topklub in England oder Spanien würden wohl etwas andere Verhältnisse auf die Nationalspielerin warten.

Und wenn Reuteler in Frankfurt bleiben will, dann bleibt ihr immerhin noch die Nati. Trotz ihrer erst 26 Jahre und einer langen Pause aufgrund eines Kreuzbandrisses im März 2021 hat die Nidwaldnerin schon 79 Nati-Spiele auf dem Konto. Sie ist vom Supertalent zur absoluten Teamleaderin gereift und darf sich jetzt dort um die nächste Generation von Supertalenten mit Iman Beney, Sydney Schertenleib und Leila Wandeler kümmern. Vielleicht ist das Höhere ja auch ein Sieg an deren Seite im EM-Viertelfinal gegen Spanien oder Italien.

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mstuedel
11.07.2025 11:11registriert Februar 2019
Gestern hat sie mich mit ihrer Aufsässigkeit beeindrukt im Pressing. In der Tat, bei ihr stimmen Talent und Einsatz gleichermassen. Dazu ist sie bereits eine erfahrene Stütze im Team.
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Kladyr
11.07.2025 12:37registriert Juni 2019
Einfach zur Einordnung: das Stadion am Brentanobad ist recht modern und bietet rund 5'700 Plätze und ist das Stammstadion des FFC Frankfurt, aus dem die Damenmannschaft der Eintracht entstanden ist. Zuschauerschnitt war letztes Jahr etwas über 3'600 Zuschauer. Nur für das Heimspiel gegen Bayern München mit 30'000 Zuschauern wurde ins Waldstadion gewechselt. Ich würde lieber in einem gut gefüllten Kleinstadion spielen, als im 10-20% gefüllten Grossstadion.
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AtlasausOprund
11.07.2025 11:42registriert März 2020
Sie ist ja inzwischen auch wesentlich älter als 19 und damit "lebenserfahrener" geworden. Also könnte sie sich nun wahrscheinlich z.B. auch in England einleben...
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