Seit etwa einer Woche läuft in der NFL die Free Agency, also jene Periode, in der Spieler mit auslaufenden Verträgen auch bei anderen Teams der American-Football-Liga unterschreiben können. Die meisten grossen Namen sind bereits vom Markt. Einer lässt aber noch auf sich warten – und legt so auch die Pläne einiger Teams aufs Eis.
Aaron Rodgers, einstiger Superstar, der seinen Zenit im Alter von 41 Jahren längst überschritten hat, hat sich noch immer nicht entschieden, wo – und ob – er seine Karriere fortsetzen will. Drei Teams sollen gemäss der US-Insider in der engeren Verlosung gewesen sein: die Minnesota Vikings, die Pittsburgh Steelers und die New York Giants. Während die beiden letzteren Rodgers ein Angebot gemacht haben, ging das Interesse im Falle von Minnesota vor allem vom Spieler aus. Die Vikings haben sich nun aber wohl dagegen entschieden, den Quarterback ins Team zu holen.
Der Mann aus Kalifornien ist zwar vierfacher MVP, einfacher Super-Bowl-Champion und einer der talentiertesten Football-Spieler der Geschichte. Im September 2023 erlitt er aber einen Riss der Achillessehne und gewann in der letzten Saison bei den New York Jets nach seiner Rückkehr nur noch fünf von 17 Spielen. Obwohl seine Leistungen etwas besser waren, als die nackten Zahlen vermuten lassen, war er lediglich ein Schatten seiner Selbst. Doch auch wenn Rodgers noch ein überdurchschnittlicher Quarterback sein sollte, bringt er aus Minnesotas Sicht einige Probleme mit sich.
Einerseits spielte er während 18 Saisons für den grossen Rivalen aus Green Bay. Andererseits gilt er als grosse Diva, die das Teamgefüge sprengen könnte. Rodgers scheut nämlich nicht davor zurück, Mitspieler und Trainer öffentlich zu kritisieren oder Verschwörungstheorien in die Welt zu setzen. Vor zwei Jahren verbrachte er während der Saisonpause vier Tage in einer Dunkelkammer, im letzten Sommer liess er ein obligatorisches Trainingslager für einen Urlaub in Ägypten sausen. Ein einfacher Charakter ist Rodgers sicher nicht.
Ausserdem hat Minnesota einen jungen Quarterback in den eigenen Reihen, dessen Entwicklung es ebenfalls zu berücksichtigen gilt. J. J. McCarthy wurde im letzten Jahr an zehnter Stelle im Draft gewählt, verpasste seine Rookie-Saison aber aufgrund eines Meniskusrisses. In seiner Abwesenheit führte Quarterback Sam Darnold das Team zu 14 Siegen, nach einem enttäuschenden Auftritt in der 1. Playoff-Runde wurde er aber nicht weiter verpflichtet und wechselte nach Seattle. Ist es für McCarthy nun wirklich das Beste, wenn ihm trotzdem wieder ein Konkurrent vor die Nase gesetzt wird und er eine weitere Saison nur zuschaut?
Diese Frage stellte sich in den letzten Tagen auch Vikings-Trainer Kevin O'Connell. Das Offensiv-Mastermind hatte einen grossen Anteil an Darnolds Lauf in der Vorsaison und könnte sicher auch den in die Jahre gekommenen Rodgers wieder aufpäppeln. Doch musste er gemeinsam mit General Manager Kwesi Adofo-Mensah abwägen, ob die Möglichkeit, mit Rodgers den ersten Super Bowl in Minnesotas Geschichte zu gewinnen, grösser ist als das mit einer Verpflichtung einhergehende Risiko aufgrund der Star-Allüren des Quarterbacks.
Und in den Augen der Verantwortlichen in Minnesota scheint dies nicht der Fall zu sein. Der Entscheid könnte Rodgers' Karriereplanung beschleunigen – sicher ist das aber nicht. Gemäss Berichten könnte er sich wie schon vor zwei Jahren noch länger Zeit lassen. Dies würde nicht nur für die Steelers und die Giants bedeuten, dass sie Geduld beweisen müssen. Auch auf die weiteren noch vereinslosen Quarterbacks wie Russell Wilson und Jameis Winston hätte ein allfälliges Zögern einen Einfluss, da die wenigen verbliebenen Teams, die noch einen Spieler auf dieser Position suchen, wohl erst einmal wissen wollen, was denn nun mit Rodgers passiert.
Dieser hatte seine ganzen Hoffnungen vorerst in die Vikings gesetzt. Gemäss Berichten in US-Medien ist es nach dem Ausbleiben eines Angebots des ehemaligen Rivalen nicht unwahrscheinlich, dass Rodgers den Pittsburgh Steelers und den New York Giants einen Korb gibt und seine Karriere nach 20 Jahren beendet.
cam heyward sieht das wohl gleich wie ich