Viele NBA-Fans kennen die beste Basketballliga der Welt nur mit ihm: Seit 1988 steht Gregg Popovich dort nämlich an der Seitenlinie. Erst als Assistenztrainer und ab 1996 dann als Head Coach der San Antonio Spurs.
Seit einem leichten Schlaganfall Anfang November muss der 76-Jährige aber pausieren. Am Donnerstag teilte er mit, dass er in dieser Saison nicht mehr an die Seitenlinie zurückkehren werde. «Ich fokussiere mich weiterhin auf meine Gesundheit in der Hoffnung, in Zukunft zum Trainerdasein zurückzukehren», schrieb Popovich.
Womöglich müssen sich die Fans aber permanent an eine NBA ohne «Pop» gewöhnen. Es wäre ein grosser Verlust für den Basketball – auf und neben dem Platz.
Denn Gregg Popovich ist mit 1412 Siegen nicht nur der erfolgreichste NBA-Trainer der Geschichte und prägte den Sport mit seinem auf das Zusammenspiel des Teams als ganzes und nicht auf einzelne Stars ausgelegten System über Jahrzehnte, sondern interessierte sich immer auch für das Weltgeschehen.
Der Sohn einer Kroatin und eines Serben studierte in den Vereinigten Staaten während des Kalten Kriegs Sowjetwissenschaften. Gar eine Karriere beim US-Geheimdienst CIA habe er in Erwägung gezogen. Über das Basketballteam der US Air Force, wo er mit 24 Jahren auch seine Assistenztrainerkarriere begann, landete er dann doch im Sport. Er nutzte seine Popularität aber immer auch für andere Angelegenheiten.
So ist Popovich einer der schärfsten Kritiker von Donald Trump. Schon 2016, als dieser erstmals zum Präsidenten der USA gewählt wurde, bezeichnete er Trump als «homophob, rassistisch, fremden- und frauenfeindlich». Später nannte Popovich den mächtigsten Mann der Welt einen «geistesgestörten Idioten».
Vor dessen Wiederwahl im letzten November zeigte der legendäre Trainer, dass sich seine Meinung nicht verändert hat. Popovich wiederholte den Rassismusvorwurf und sagte ausserdem:
Trumps Ansichten widerstreben dem legendären Trainer, der sich schon immer für die Rechte von Minderheiten und Frauen eingesetzt hat. Mit Becky Hammon hatte er zwischen 2014 und 2021 eine Frau als Assistenztrainerin, die immer wieder auch als Cheftrainerin in der NBA gehandelt wird. Seit 2022 ist die ehemalige Basketballerin in der Frauenliga WNBA Trainerin und gewann bereits zweimal den Titel. Gut möglich, dass sie eines Tages in San Antonio auf Popovich folgen könnte – wenn auch hoffentlich noch nicht so bald.
Es wäre in jedem Fall ein Meilenstein in der US-Sport-Geschichte und ein weiterer Beweis für das riesige Erbe, das Popovich im Basketball hinterlässt. Neben dem Rekord für die meisten Siege in der Regular Season war «Pop» bei den Texanern nämlich auch für 22 Playoff-Teilnahmen und Saisons mit mehr Siegen als Niederlagen in Serie verantwortlich – beides Bestmarken in der NBA. Ausserdem führte er die Spurs zu fünf Meistertiteln.
Mit seinen Spielern hatte er immer eine besondere Verbindung, weshalb es schwierig ist, jemanden zu finden, der schlecht über Popovich redet. Vor allem mit Tim Duncan verband ihn eine enge Beziehung. Der bescheidene Superstar stellte sich stets in den Dienst der Mannschaft und war damit der perfekte Spieler für den Ansatz des Spurs-Trainers.
Möglicherweise ist Popovichs Abneigung gegenüber Starallüren in der NBA, wo die besten Spieler auch einmal Sonderrechte einfordern, nicht mehr ganz zeitgemäss. Ebenso wenig wie seine Skepsis gegenüber den Dreipunktewürfen. Fünf Saisons ohne Playoffs scheinen der Beweis dafür zu sein. Doch mit der Ankunft von Supertalent Victor Wembanyama vor der letzten Saison dürfte die Zukunft in San Antonio rosig zu sein.
Nur zu gerne würden viele NBA-Fans «Pop» noch einmal und mit mehr Erfolg als zuletzt an der Seitenlinie sehen.