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Olympia 2024

Olympia 2024: Russen sollen trotz Krieg und Doping wieder dabei sein

epa10978635 A woman walks next to the symbol of the Russian Olympic Committee after a Russian sports officials meeting dedicated to the 100th anniversary of Dynamo Sports Club at the Russian Olympic C ...
Derzeit ist die Teilnahme der russischen Athletinnen und Athleten an Olympia 2024 offen.Bild: keystone

Trotz Krieg und Staatsdoping – Russen sollen bei Olympia 2024 wieder dabei sein

08.12.2023, 13:1108.12.2023, 14:19
Antonia Augsbach, Jannik Sauer / watson.de
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Die Olympischen Sommerspiele stehen im kommenden Jahr an. Vom 26. Juni bis zum 11. August werden Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt in Paris antreten und um die Goldmedaillen kämpfen.

Für Sportler aus Russland und Belarus ist es wegen der Sanktionen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine jedoch unklar, ob sie an dem Sport-Event teilnehmen können. Nun soll das Internationale Olympische Komitee (IOC) einer Entscheidung näher gekommen sein. Das Vorgehen stösst allerdings auf Kritik.

Die Frage, ob russische Athletinnen nun 2024 in Paris teilnehmen dürfen, wurde kürzlich beim sogenannten Olympic Summit in Lausanne unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen. Auch von einer Pressekonferenz ist in der Folge abgesehen worden, wie «Spiegel» berichtet.

International Olympic Committee (IOC) President Thomas Bach speaks at a press conference after the second day of the 141st IOC session in Mumbai, India, Monday, Oct. 16, 2023. (AP Photo/Rafiq Maqbool)
IOC-Präsident Thomas Bach.Bild: keystone

Das Problem: Bei diesem Summit nahmen nur vom umstrittenen IOC-Präsidenten Thomas Bach ausgewählte Personen teil. Zwar hat der Olympic Summit selbst keine Beschlusskraft, allerdings sind bei solchen Veranstaltungen unter der Führung von Bach stets wichtige Beschlüsse vorbereitet worden.

Das IOC verbreitete im Anschluss, die internationalen olympischen Fachverbände und die Kontinentalvertretungen aller Nationalen Olympischen Komitees hätten auf eine schnelle Entscheidung in der Russland-Frage gepocht. Dieser demokratischen Meinungsbildung komme man lediglich nach.

IOC: Russland-Frage soll entschieden sein

Laut «Spiegel» dürfte der endgültige Beschluss zur Russland-Frage am 18. Januar auf der nächsten Sitzung des IOC-Exekutivkomitees fallen. Es sei davon auszugehen, dass die IOC-Führung dann beschliessen wird, russische und belarussische Sportlerinnen in Paris als «neutrale Athleten» zuzulassen.

Members of the Geneva branch of Ukrainian society in Switzerland protest during a rally to urge International Olympic Committee to reconsider their decision of participation of Russian and Belarusian  ...
Der Plan, Russinnen und Belarussen als neutrale Athleten zuzulassen, stiess bereits in der Vergangenheit auf Kritik.Bild: keystone

Wie widersprüchlich die Haltung des von Bach initiierten Summits zu Russland dabei ist, zeigt sich gleich an mehreren Stellen. So beginnt das 40-seitige Papier, das nach dem Treffen in Lausanne veröffentlicht wurde, mit einem Verweis auf den sogenannten Olympischen Frieden, demzufolge während der Spiele keine Kriegshandlungen stattfinden sollen. Unerwähnt bleibt dabei jedoch, dass Russland diesen seit 2008 bereits dreimal gebrochen hat.

Ukrainische Sportler werden in dem Papier wiederum nur einmal erwähnt. Die Teilnehmerinnen des Summits hätten ihre Solidarität mit dem Land bekräftigt, heisst es in Punkt 15. Wie diese aussieht, geht aus der Erklärung jedoch nicht hervor.

IOC und Russland: Widersprüche beim Doping

Die inkonsistente Position des IOC zu Russland zeigt sich auch in der Doping-Frage. Die Kontrollen der russischen Athleten seien gewährleistet, erklärte das Olympische Komitee, Russland gehöre zu den zehn am besten getesteten Nationen der Welt. Die Wahrheit ist allerdings, dass die Kontrollen der russischen Athletinnen bis vor einigen Jahren noch einem Staatsdopingsystem angehörten.

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Die russische Anti-Doping-Agentur ist von der Welt-Anti-Doping-Agentur noch nicht wieder anerkannt.Bild: AP/AP

Zudem preist das IOC die Kontrolldichte in Russland an und verweist dabei auf den Status der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada. Diese ist von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada allerdings noch nicht wieder anerkannt worden, weil sie zahlreiche Bedingungen nicht erfüllt.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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frank frei
08.12.2023 08:11registriert September 2018
34 russische Sportler sind Mitglieder der Armee, der Nationalgarde oder der Polizei. In Russland wird der Sport politisch instrumentalisiert. Eine Schande, wenn die an Olympia antreten dürfen.
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Typu
08.12.2023 08:37registriert Oktober 2015
Damit ist der olympische Gedanke vollends kaputt. Was in der letzten Zeit so alles in die Brüche ging ist schon erschreckend.
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Firefly
08.12.2023 08:29registriert April 2016
Olympia und all die WMs haben ihren Geist schon lange verloren, es geht nur noch um Geld und dass Staaten sich profilieren können.
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