Kein Artikel über Borussia Dortmund ohne Erwähnung des letzten Spiels der vergangenen Saison gegen Mainz. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bezeichnete den 27. Mai kürzlich als «schrecklichsten Tag» seines Lebens. Und so muss auch dieser Artikel mit dem 2:2 beginnen, mit dem der Meistertitel im eigenen Stadion verspielt wurde.
Oder besser gesagt, mit der Partie in der Woche davor in Augsburg. So lässt sich die Entwicklung des BVB in den letzten Monaten nämlich am besten beschreiben. Denn der Auftritt der Dortmunder an jenem 33. Bundesliga-Spieltag war jener eines Spitzenteams. Am Vortag hatte Bayern gegen Leipzig verloren. Das hiess: Holt der BVB drei Punkte, hat er den Gewinn der ersten Meisterschaft seit elf Jahren in eigener Hand. Und genau das tat er. Dank einer souveränen Leistung und weil er sich auch von vergebenen Chancen nicht aus der Ruhe bringen liess, siegte er 3:0.
Der Kontrast zum jetzigen Auftreten des Teams könnte nicht grösser sein. Spielte Dortmund vor einem halben Jahr noch offensiv und mit dem Selbstverständnis eines Teams, das im Jahr 2023 nur in München verloren, und trotz einiger Stolperer wie dem 3:3-Unentschieden in Stuttgart immer wieder in die Spur gefunden hatte, igelte sich das Team von Edin Terzic zuletzt oftmals in der eigenen Hälfte ein. Der Fokus liegt auf der Defensive und offensiv setzte Dortmund zuletzt vor allem auf Konter und lange Bälle.
Der Trainer hatte bereits während der letzten Saison angedeutet, dass der BVB kein Spitzenteam sei, weil er es «immer wieder verbocken» und Chancen «aus der Hand geben würde». Nun lässt der 41-Jährige sein Team auch so spielen wie ein Aussenseiter.
Gegen Leverkusen, Milan und zweimal den VfB Stuttgart war Dortmund statistisch teils deutlich unterlegen. Dass der BVB Probleme hat, spielerische Lösungen zu finden, zeigt sich gerade in Pressing-Situationen. Bei der 0:2-Niederlage im Achtelfinal des DFB-Pokals wurde diese eklatante Schwäche von den Stuttgartern gnadenlos aufgedeckt. Immer wieder verloren die Dortmunder in der eigenen Hälfte unnötig den Ball. Ohne den einmal mehr überragenden Gregor Kobel wäre das 0:1 wohl nicht erst in der 55. Minute gefallen – und hätte die Niederlage deutlich höher ausfallen können.
Dabei sollte der neu eingeschlagene Weg auf Kosten der Attraktivität des Spiels immerhin Erfolg bringen. In der Champions League scheint dies zu funktionieren, bereits vor dem letzten Spiel steht die Achtelfinal-Teilnahme fest. National wurde Dortmund nun aber zum wiederholten Male die Grenzen aufgezeigt. Das Urteil von Captain Emre Can nach dem Ausscheiden im Cup fällt im Interview mit dem ZDF vernichtend aus: «Es hat vorne und hinten gefehlt. Wir sind in den Zweikämpfen nicht stark genug gewesen, und fussballerisch war es eine Katastrophe, das muss man ehrlich sagen.»
Und auch sonst läuft im Klub einiges schief. Die Einheit scheint zu bröckeln, Gerüchte über Unstimmigkeiten zwischen Trainer Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl vermehrten sich zuletzt. Zwar bemühte sich Kehl darum, öffentlich ein Bild der Einigkeit zu zeichnen, doch deutet die Trennung von Sportkoordinator Slaven Stanic – einem Vertrauten von Kehl, der erst im Mai dieses Jahres eingestellt wurde – darauf hin, dass nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Stanic soll sich zuvor im Hintergrund negativ über Terzic geäussert haben.
Bei den Fans schlägt der wenig attraktive Fussball in Verbindung mit den zuletzt schlechten Resultaten ebenfalls aufs Gemüt. Gerade in den sozialen Medien äussern viele ihre Unzufriedenheit über Terzics Arbeit. Gleichzeitig muss auch Kehl Kritik einstecken, da keine seiner Verpflichtungen so richtig eingeschlagen hat. Gerade der Verlust von Jude Bellingham, der bei Real Madrid noch stärker aufblüht als in Dortmund, wiegt noch immer schwer.
Und nun droht mit Donyell Malen, der beim BVB noch einer der besseren Spieler in der laufenden Saison ist, aber angeblich nicht mehr wirklich glücklich sein soll, ein weiterer Leistungsträger den Verein zu verlassen. Die Stimmung im Ruhrpott könnte also in jeder Hinsicht besser sein.
Doch wie es im Fussball so ist, könnte sich das schnell ändern. Am Samstagabend kommt es zum im Kampf um die Champions-League-Plätze wichtigen Spiel gegen Leipzig, und in der nächsten Woche können sich die «Schwarz-Gelben» mit einem Punkt gegen PSG den Gruppensieg in der Königsklasse sichern. In diesen beiden Spielen muss Dortmund eine Reaktion zeigen, denn wie Emre Can betont: «So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen.»
- In der Meisterschaft genau dort wo er aufgrund des Kaderwerte hingehört (Kader Rang 4, Tabelle Rang 5)
- In der CL die Todesgruppe überstanden
- Gegen den formstarken VfB im Cup auzuscheiden ist auch keine Blamage.
Ich hoffe nicht dass es zu einem Tausch mit Sancho kommt.
Dortmund hat schon genug Kummerbuben.