Nach der deutlichen 1:4-Niederlage gegen Manchester City Anfang April konnte der FC Liverpool mit einem Unentschieden gegen Leader Arsenal und drei Siegen in Serie die Hoffnungen auf einen internationalen Platz noch am Leben halten. Nun folgt das Direktduell mit dem wohl grössten Konkurrenten um den fünften Platz: Tottenham Hotspur.
Das Erreichen von Rang 5 würde die verkorkste Saison der Reds noch einigermassen versöhnlich enden lassen. Die Elf von Jürgen Klopp rangiert aktuell auf Platz 7 der Premier League und bleibt in dieser Saison in allen Wettbewerben weit hinter den Erwartungen zurück.
Es ist eine Erfahrung, die der deutsche Trainer bei allen seiner bisherigen Stationen in der siebten Saison machen musste. In seiner letzten Saison wurde Klopp mit Borussia Dortmund nur Siebter, zur Winterpause stand BVB damals gar auf einem Abstiegsplatz. Mit Mainz 05 verpasste er in seinem letzten Jahr die Rückkehr in die Bundesliga.
Ganz so schlimm wie in Dortmund ist die Situation von Klopp auf der Insel aktuell nicht. Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen gefangen und findet allmählich zu alter Stärke zurück. Die Qualifikation für die Champions League ist allerdings kaum noch zu erreichen, wodurch Platz 5 zum grossen Ziel der Reds wurde.
Auf diesem steht aktuell noch Tottenham Hotspur. Bei den Nord-Londonern geht es gerade drunter und drüber. Nach der schmachvollen 1:6-Niederlage gegen Newcastle United wurde Interimstrainer Cristian Stellini entlassen und durch Ryan Mason ersetzt. Dieser erreichte mit den Spurs immerhin ein 2:2 gegen Manchester United. Sie mussten dadurch allerdings auch die letzten Hoffnungen auf den vierten Platz begraben, da United mit zwei Spielen weniger und sechs Punkten mehr für Tottenham kaum noch einzuholen ist.
Bei den Spurs brodelt es schon länger. Nachdem Trainer Antonio Conte seiner Wut auf einer Pressekonferenz nach der Niederlage gegen Southampton freien Lauf gelassen hatte, wurde der Italiener von seinen Aufgaben entbunden.
🇮🇹 Antonio Conte:
— Last Word On Spurs (@LastWordOnSpurs) April 23, 2023
😡 "They are used to it here. They do NOT want to play under pressure. They do NOT want to play under stress. Tottenham's story is this. 20 years there is the owner & they never won something. Why!?"
🤬 SPOT ON!#THFC | #COYS | #NEWTOTpic.twitter.com/sr6rd60j3x
Mit Mason sitzt nun schon der zweite Interimstrainer bei Tottenham auf der Bank. Er soll zumindest das Minimalziel – die Qualifikation für Europa – retten.
In Liverpool ist längst klar, dass im Sommer ein Umbruch im Kader stattfinden wird. Der Abgang von Sadio Mané im vergangenen Sommer konnte bislang noch nicht aufgefangen werden. Nun verlässt am Ende der Saison auch noch der langjährige Torjäger Roberto Firmino den Verein und ein zentraler Mittelfeldspieler wird schon länger gesucht.
Doch das Verpassen der Champions League macht die Suche nach geeigneten Spielern nicht einfacher. BVB-Star Jude Bellingham soll kein Interesse an einem Wechsel mehr haben, weil er in der «Königsklasse» spielen will. Sollte nun auch noch die Qualifikation für die Europa League in die Hose gehen, dürften sich weitere Wunschkandidaten Liverpools, zu denen unter anderem West Ham Uniteds Declan Rice und Inter Mailands Nicolo Barella gehören, zweimal überlegen, ob ein Wechsel nach Liverpool überhaupt Sinn macht.
Der Kader der Spurs hat ohnehin grosses Verbesserungspotenzial. Besitzer Daniel Levy machte in dieser Saison zwar zum ersten Mal wirklich seinen Geldbeutel richtig auf und investiert über 170 Millionen Euro in neue Spieler. Doch Neuzugänge wie Richarlison oder Yves Bissouma konnten bislang noch nicht vollumfänglich überzeugen. Ein Trainer für die kommende Saison wurde bislang ebenfalls noch nicht gefunden.
Doch der Super-Gau wäre der Abgang von Top-Torjäger und Vereinsikone Harry Kane. Der Stürmer liebäugelte bereits in den vergangenen Jahren immer wieder mit einem Wechsel. Ein Transfer scheiterte bislang stets an der zu hohen Ablöseforderung Levys.
Im Sommer hat der Vertrag Kanes allerdings nur noch ein Jahr Restlaufzeit, wodurch sein Transferwert deutlich sinken dürfte. Ohne internationales Geschäft dürfte Kane dann nicht mehr zu halten sein. Zumal unter anderem Bayern München und Manchester United an einem Transfer des englischen Nationalspielers interessiert sein sollen.
Eines ist in jedem Fall klar: Der Einzug in die Europa League ist für beide Teams in jedem Fall Pflicht, um eine missratene Saison noch zu retten. Sollte dies nicht gelingen, droht einem der Klubs ein trüber Sommer.