Karl33
Aber hier wird wohl populistisch versucht, ihn als anti-Frauen-Mann abzukanzeln. Einfach so, ohne Argumente. Etwas billig.
Eishockey wird auf rutschiger Unterlage gespielt. Also darf sich auch René Fasel, der welthöchste Funktionär, aufs Glatteis begeben. Der Präsident des Eishockey-Weltverbandes (IIHF) sagte im Interview mit Radio-Canada: «Frauen sollen spielen wie Frauen». Er meint damit, Frauen-Eishockey sei etwas anderes als Männer-Eishockey und Frauen sollten nicht versuchen, Männer-Eishockey zu spielen.
Mit dieser Aussage hat er in Kanada in den sozialen Medien einen «Shitstorm» ausgelöst. Nie mehr seit er in den 1980er Jahren in seiner kurzen politischen Karriere als CVP-Grossrat im Kanton Fribourg den Vorschlag eingebracht hat, die Lehrerlöhne zu kürzen, hat er so heftige Reaktionen provoziert.
René Fasel nimmt seine Aussage keineswegs zurück. Er präzisiert in einer zentralen Sache: «So lange ich Präsident bin, wird Checken im Frauen-Eishockey ganz sicher nicht erlaubt.» Seine Amtszeit läuft 2020 aus. Ob er nochmals kandidiert, ist offen. An dieser Haltung in Regelfragen dürfte sich aber auch unter seinem Nachfolger nichts ändern.
Während der Amtszeit von René Fasel (seit 1994) ist das Frauen-Eishockey ins olympische Programm aufgenommen worden (1998 in Nagano). Er sagt, die Förderung des Frauen-Eishockeys sei für ihn sehr wichtig – aber eben auch die Unterscheidung zwischen Männer- und Fraueneishockey. «Ich habe schon so viele Spiele der Frauen gesehen. Es ist ein ganz anderes Spiel und nicht vergleichbar mit dem Männereishockey.»
Ein zentraler Unterschied seien die körperlichen Voraussetzungen. «Deshalb werden wir Checks nicht erlauben. Die Unterschiede zwischen den besten und den schwächeren Teams im Frauenhockey sind physisch viel zu gross.» Die zentralen Elemente des Frauen-Eishockeys seien Technik und nicht Härte.
Andere Regeln für Männer und Frauen im gleichen Sport seien ja gang und gäbe: «Im Tennis spielen die Frauen bei Grand Slam-Turniere über drei, die Männer aber über fünf Gewinnsätze. Und beim Kugelstossen ist die Kugel bei den Frauen leichter.»
Der direkte Vergleich zwischen Männer- und Frauen-Eishockey helfe in der Sache nicht. «Wer mit den gleichen Erwartungen wie im Männer-Eishockey zu einem Spiel der Frauen geht, wird enttäuscht. Es ist ein anderes Spiel.»
Bei den olympischen Spielen 2022 in Peking wird das Frauenturnier von acht auf zehn Teams erweitert. Dahinter steht die Hoffnung, es möge den Süd- oder Nordkoreanerinnen gelingen, sich sportlich zu qualifizieren. Damit es auch in vier Jahren ein gemeinsames Team der beiden Koreas gibt.
Da ist natürlich die Frage, warum denn nicht ein gemeinsames Team der Männer? Immerhin sind die Südkoreaner inzwischen so gut (Aufstieg und bei der nächsten WM Gegner der Schweiz), dass eine sportliche Qualifikation gut möglich ist. «Das ist eine gute Frage» sagt René Fasel. «Aber der sportliche Unterschied ist zu gross.»
Bei den Frauen liegen die beiden Korea in der Weltrangliste mit den Rängen 22 und 25 praktisch auf Augenhöhe. Bei den Männern ist die Differenz zwischen dem Süden (21.) und dem Norden (39.) erheblich grösser.
Aber es wäre doch kein Problem, vier oder fünf Nordkoreaner im Team der Südkoreaner zu integrieren. Oder besser gesagt: so das Team politisch zu schmücken. Spielen müssten die Nordkoreaner ja dann nicht oder höchstens ein paar Minuten. Ein oder zwei Spieler auf dem Matchblatt, die eigentlich nicht mithalten können, sozusagen Operettenspieler, müsste man ja für eine so grosse Sache schon akzeptieren.
Von solchen Vorschlägen hält der Präsident des Weltverbandes nichts. Er sagt: «Solche Ideen verraten einen Mangel an Respekt vor unserem Sport».
So bleibt das gemeinsame Team der Nord- und Südkoreanerinnen wohl eine wunderbare, aber einmalige Episode in der Weltgeschichte des Eishockeys. Vielleicht wird sie gar mit dem Friedensnobelpreis belohnt, wer weiss.
Dass ein gemeinsames Team der Frauen möglich ist, aber keines der Männer, zeigt uns noch einmal, dass Frauen- und Männer-Eishockey zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Männer-Eishockey ist eine viel zu ernste und wichtige Sache und darf nicht für politische Aktionen benützt werden. Mit Frauen-Eishockey ist das hingegen gut machbar.
René Fasel geht auf solche Einwände nicht ein und sagt: «Es ist, wie es ist.»