Der Schweizer Sport ist in Aufregung. Seit Bundesrätin Viola Amherd ihre Forderungen zur Gleichstellung in Verbänden und Vereinen resolut deponiert hat, zerbrechen sich Funktionäre den Kopf darüber, wie man eine im Raum stehende Quote von 40 Prozent Frauen in den Führungsgremien erreichen kann. Der Dachverband Swiss Olympic hat sich im neuen Leitbild und in der Strategie eine konsequente Umsetzung auf die Fahne geschrieben.
Während in Funktionärsämtern und im Trainerbereich Frauen nach wie vor stark untervertreten sind, wird bei den Athletinnen und Athleten mit den Olympischen Spielen in Peking Gendergleichheit definitiv erreicht. Das Erstarken des Frauensports beschränkt sich aber nicht auf eine numerische Gleichstellung. Die Schweizerinnen gaben zuletzt an den Olympischen Spielen auch sportlich den Ton an und gewannen deutlich mehr Medaillen als die Männer.
Die Prognosen stehen gut, dass die Erfolgsgeschichte im Jahr 2022 weitergeschrieben wird. Als Team können die Fussballerinnen an der Europameisterschaft brillieren. Auch in den grossen Wettkämpfen der Einzelsportarten, wie den Welt- und Europameisterschaften in der Leichtathletik oder den Olympischen Winterspielen, gehören ebenso viele Athletinnen wie Athleten zu den ganz heissen Eisen im Feuer.
Welche Faktoren spielen bei dieser Entwicklung eine Rolle? Zum einen wurden weltweit wie national Strukturen angepasst und so Gelegenheiten erst geschaffen. Durch die gleiche Anzahl Medaillenentscheidungen für Männer wie Frauen bei den Olympischen Spielen erhöht sich die Chance auf sportlichen Erfolg rein statistisch.
In der Schweiz haben Frauen einen besseren Zugang zu den hauptsächlichen Fördergefässen des Leistungssports. Seit der Einführung der Spitzensport-Rekrutenschule im Jahr 2004 etwa hat sich der Frauenanteil kontinuierlich erhöht. Mit der anstehenden Verdoppelung der zur Verfügung stehenden Plätze wird ein nächster Boost einsetzen.
Wichtiger aber sind die Folgen der gesellschaftlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten. Nicht nur hat sich die Akzeptanz des Spitzensports als Beruf deutlich erhöht. Noch stärker hat sich die Einsicht, dass dieses Berufsbild auch für Frauen offenstehen muss, verstärkt. In den Nachwuchskadern der Leichtathletik zählt man heute mehr Mädchen als Buben. Und beim grössten weltweiten Wettkampf für Talente, den Olympischen Jugendspielen, betrug der Anteil Schweizer Frauenmedaillen zuletzt gar 67 Prozent.
Die Akzeptanz des Frauensports schlägt sich auch in Zahlen nieder. Innerhalb der vergangenen acht Jahre stieg die Anzahl Profisportlerinnen in der Schweiz um zehn Prozent. Im Bereich des Breitensports gaben in der grossen Befragung «Sport Schweiz» 2020 rund 51 Prozent der Frauen an, regelmässig Sport zu treiben. Im Jahr 2000 waren es erst 32 Prozent.
So vielversprechend sich die Entwicklung präsentiert, so gross bleibt die Pendenzenliste. In der sportwissenschaftlichen Forschung befassen sich lediglich vier Prozent mit Frauenthemen. Entsprechend ist ein grosser Teil der Trainingslehre und der Trainerausbildung auf Männer ausgerichtet.
Swiss Olympic hat deshalb vor kurzem das Projekt «Frau und Spitzensport» ins Leben gerufen. Das Ziel ist es, Athletinnen im Spitzensport bei der Optimierung ihrer Leistung zu unterstützen. Im Fokus stehen dabei spezifisch weibliche Themen, welche für das Training, die Ernährung und Erholung leistungsrelevant sind.
Nein, das meine ich nicht ernst! Man muss nicht überall „Ungerechtigkeit“ schreien, wo die Statistik nicht ausgeglichen ist.
Vielleicht muss man die Wehrpflicht einfach auf _alle_ ausdehnen, damit man die Talente auch wirklich entdeckt? Das wäre doch sicher im Sinne der Gleichberechtigung?