Haaser hatte mit Sicherheit nicht mancher auf der Rechnung gehabt. Der Leistungsausweis war zu gering, um den im Weltcup noch ohne Sieg dastehenden Österreicherin in den engeren Favoritenkreis zu hieven. Als Bestergebnisse in Weltcup-Riesenslaloms wies er zweimal Rang 7 aus.
Mitte Dezember hing Haasers Teilnahme an der Weltmeisterschaft zudem an einem seidenen Faden. Im Riesenslalom in Val d'Isère hatte er eine Kreuzbandverletzung erlitten, die sich glücklicherweise nicht als Riss herausstellte, aber eine sechswöchige Pause nach sich zog.
Haaser kehrte vor drei Wochen in Kitzbühel in den Rennbetrieb zurück - und wie. Im Super-G wurde er hinter Marco Odermatt Zweiter. Zweiter wurde er auch vor einer Woche im WM-Super-G, wiederum hinter Odermatt. Es war kein Leichtes für Haaser, an jenem Tag seinen Fokus auf das Wesentliche zu legen. Tags zuvor hatte sich seine Schwester bei einem Sturz ebenfalls im WM-Super-G einen Kreuzbandriss und Meniskusriss im rechten Knie zugezogen.
Nach dem Rennen war Haaser zunächst nahezu sprachlos und gab im Interview mit ORF zu Wort: «Es ist unglaublich, an der Heim-WM zum ersten Mal zuoberst auf dem Podium zustehen. Ich weiss gerade gar nicht, was ich sagen soll.»
Über den Vergleich mit Odermatt, dass der Österreicher nun mehr Medaillen als der Schweizer an diesen Weltmeisterschaften gewonnen hat, musste der frischgebackene Weltmeister schmunzeln und meinte: «Der hat sonst ein bisschen mehr gewonnen. Diese Bilanz hätte ich vor der WM unterschrieben. Ich freue mich wirklich über das Ergebnis, ob du es mir glaubst oder nicht. Ich freue mich darüber und es ist einfach geil.»
Die Ausgangslage nach dem ersten Lauf im WM-Riesenslalom hatte aus Schweizer Sicht einiges versprochen. Meillard auf Platz 2, nur geringfügig hinter dem unerwartet führenden Norweger Timon Haugan, und Odermatt auf Platz 3 hatten sich fürs Finale bestens positioniert.
Doch es kam anders. Tumler lancierte den Kampf um die Medaillen von Platz 6 im Zwischenklassement aus und übernahm nach einer Fahrt voller Risiko deutlich die Führung. Haaser, im ersten Lauf nur einen Hundertstel schneller als der Bündner, unterbot dessen Gesamtzeit um 23 Hundertstel.
Noch aber waren die besten vier oben - doch von diesen schaffte es lediglich noch Meillard aufs Podest. Haugans Landsmann Alexander Steen Olsen schied nach Zwischenrang 4 aus, Odermatt musste sich in der Endabrechnung mit Platz 4 bescheiden, sieben Hundertstel hinter Meillard. Haugan seinerseits rutschte nach einem verpatzten Auftritt auf Platz 7 ab.
Tumler gewann seine zweite Silbermedaille an dieser WM. Zweiter war er schon als Mitglied der Schweizer Equipe im Teamwettkampf geworden. Ein weiteres Mal bestätigte er, dass ihm der Berg in Saalbach zusagt. Im vergangenen März beim Weltcup-Finale hatte er sich im Riesenslalom Rang 3 gesichert.
Auch Meillard ist einer, der die Bedingungen in Saalbach mag. Vor zwei Tagen wurde der im Wallis wohnende Neuenburger an der Seite von Franjo von Allmen Weltmeister in der Team-Kombination. Beim letztjährigen Saisonausklang hatte er hier den Riesenslalom gewonnen, vor sechs Jahren innert 24 Stunden mit Rang 2 in Riesenslalom und Slalom seine ersten zwei Podestplätze im Weltcup erreicht. (riz/abu/sda)
Klasse Teamleistung, ich gönne es Haaser. Gut gefahren!