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Marco Odermatt erhält im Engelberger Skigebiet eine eigene Piste

Der Schweizer Skirennfahrer Marco Odermatt anlaesslich einer Medienkonferenz des Skiherstellers Stoeckli im Hotel Terace in Engelberg am Freitag, 12. April 2024. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Marco Odermatt lässt seine Saison Revue passieren.Bild: KEYSTONE

Marco Odermatt erhält im Engelberger Skigebiet eine eigene Piste – es ist nicht irgendeine

Das Titlis-Skigebiet verleiht einer Piste den Namen des Ski-Superstars. Es ist nicht irgendeine Abfahrt.
15.04.2024, 09:38
Rainer Sommerhalder/ ch media
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Zusammen mit Vater Walti fährt Marco Odermatt am Freitag die Rotegg-Piste am Titlis hinunter. Er kennt diese Abfahrt beinahe wie seine Hosentasche. Was er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht weiss: Die schwarze Piste beim Rotstöckli, dem höchsten Punkt des Kantons Nidwalden, trägt ab sofort seinen Namen.

Es sei eine Anerkennung für seine herausragenden Leistungen und die Schwierigkeit der Piste, welche als die anspruchsvollste im gesamten Skigebiet gilt, spiegle «den unerschrockenen Geist und die skifahrerischen Fähigkeiten von Marco», wie Bergbahn-CEO Norbert Patt ausführt. Er und Walti Odermatt überraschen den Schweizer Skistar mit dieser Neuigkeit auf einer symbolischen Einweihungsfahrt. Odermatt war erst am Abend zuvor von Skitests aus Norwegen zurückgekehrt.

«Odi» sagt zu dieser Überraschung: «Das ist wirklich extrem schön. Bisher hatte ja nur Erika Hess am Titlis eine nach ihr benannte Piste.» Auf dieser hat Odermatt Anfang Februar sogar zwei Tage trainiert. Für Norbert Patt soll die symbolische Geste «auch als Inspiration für zukünftige Generationen dienen.»

Odermatt sagt zu seiner Piste «Rotegg»

Der Nidwaldner Skistar bleibt sich aber auch bei dieser Anerkennung in seiner Bescheidenheit treu: «Ich bezweifle, dass sich der neue Name der Piste durchsetzen wird. Rotegg ist ein derart geläufiger Begriff für diese Abfahrt.» Ob er sich da nicht doch irren wird?

Im Anschluss an die gemeinsame Pistenbesichtigung geht es für Marco Odermatt direkt weiter an den letzten Medientermin der Saison. Dort ist die neue Namensbezeichnung am Titlis noch kein Thema, denn diese Neuigkeit verkündet der 26-Jährige exklusiv bei seinem Besuch im Sportpanorama am Sonntagabend.

«Odi» lässt im Hotel Terrace noch einmal seine Saison Revue passieren. Den Abfahrtssieg auf der Lauberhorn-Originalstrecke in Wengen bezeichnet er als perfekte Fahrt und den emotionalen Höhepunkt der Saison. Jetzt fehle auf der Liste mit den Zielen eigentlich nur noch der Erfolg auf der Streif in Kitzbühel. «Um die grössten Rennen zu gewinnen, braucht es aber perfekte Fahrten», sagt er.

Das Tagebuch teilt er nur mit einer Person

Apropos Liste. Seine Ziele trägt der Gesamtweltcupsieger seit gut drei Jahren in ein kleines Tagebuch ein. So wie auch alle Informationen über vergangene Rennen – von der Materialwahl, über die Schneebeschaffenheit bis hin zu besonders starken Auftritten seiner Gegner. Auch wahrgenommene Gedanken und Emotionen schreibt Odermatt nieder.

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Odermatt und Swiss Ski schauen auf eine erfolgreiche Saison zurück.Bild: APA/APA

Die Notizen helfen ihm, wenn er erneut an den besagten Rennorten im Einsatz ist. Zu sehen bekommt den Inhalt des Notizhefts neben ihm nur noch Mentaltrainerin Monika Wicki-Hess. Auf dem Rückflug von Norwegen schloss Odermatt die Notizen der Saison 2023/24 ab. Bei 25 Renneinsätzen bezeichnete er 20 Starts als gut, vier als «so-la-la» und einen als Enttäuschung: Das Ausscheiden im Riesenslalom des Weltcupfinals von Saalbach.»

Bisweilen ist sich Marco Odermatt aufgrund seiner drückenden Überlegenheit aber selbst nicht sicher, wie seine Leistungen einzuordnen sind. Er sagt, nach dem Erfolg im Riesenslalom von Adelboden habe er seinen Trainer angerufen und gefragt, ob er tatsächlich nochmals stärker fahre als im Vorjahr oder schlicht die Konkurrenten nicht ganz ihr Topniveau erreichen würden. «Manchmal versteht man es wirklich selbst nicht mehr. Der Trainer hat mir dann aber erklärt, dass er durchaus Gründe für die erste These sehe.»

Odi sieht sich nicht auf gleicher Stufe wie die Ski-Legenden

Langweilig wird es Marco Odermatt angesichts seiner überragenden Saison und der arg geschrumpften Liste seiner Ziele aber dennoch nicht. Auch bei den Abfahrtsklassikern in Gröden oder Bormio fehlt sein Name noch in den Siegerlisten. «Ein Sieg, der zum ersten Mal passiert, hat eine grössere Bedeutung für mich. Und gerade im Speedbereich ist noch viel Potenzial vorhanden», sagt Odermatt. «Auch beim Material haben wir noch das eine oder andere zu verbessern.»

Seit 14 Jahren fährt der Buochser auf Stöckli-Ski, seit rund acht Jahren bringt er sich aktiv in den Entwicklungsprozess des Materials ein – so auch vergangene Woche bei Tests des neuen Prototyps für die Abfahrt. «Bis daraus aber tatsächlich ein Siegerski wird, ist es ein langer Prozess», sagt Odi.

Angesprochen wird Odermatt auch auf die erneuten Rekorde, die er in diesem Winter aufstellte – zum Beispiel den grössten Vorsprung auf den Zweiten im Gesamtweltcup. Damit löst er beispielsweise Hermann Maier ab. Für ihn fühle es sich trotz der Zahlen nicht so an, als befinde er sich bereits auf der Stufe der ganz Grossen des Skisports. «Es sind für mich noch immer Legenden, zu denen ich bereits als Kind aufgeschaut habe.»

Sein Plan geht bis zur Heim-WM in Crans-Montana

Wie lange will der Schweizer weiterfahren? Odermatt sagt, «mein Zeitplan geht bis zur Heim-WM 2027 in Crans-Montana.» Danach will er weiterschauen, wobei Odermatt sagt: «Es wird nicht möglich sein, noch zehn Jahre lang drei Disziplinen zu bestreiten». Er sieht seine zukünftigen Präferenzen klar in der Abfahrt. Im Riesenslalom hat Odi in der Tat bereits alles gewonnen und selbst der Super-G mag ihn nicht gleich zu fesseln: «Das Kribbeln bei einer Abfahrt ist ganz anders als bei einem Super-G.»

Der Schweizer Skirennfahrer Marco Odermatt, links, und der CEO von Stoeckli Ski, Marc Glaeser, rechts, anlaesslich einer Medienkonferenz des Skiherstellers Stoeckli im Hotel Terace in Engelberg am Fre ...
Odermatt und Stöckli-CEO Marc Gläser an der Medienkonferenz am Titlis.Bild: KEYSTONE

An der Pressekonferenz mit Marco Odermatt erklärt Stöckli-CEO Marc Gläser das Erfolgsgeheimnis seiner Firma: «Es gibt bei uns keinen Stillstand. Wir wollen immer besser werden.» Auch im vergangenen Winter waren die produzierten Ski wie in den Vorjahren ausverkauft. Vor allem Nordamerika sei ein starker Wachstumsmarkt, sagt Gläser.

Um künftig die vom Detailhandel bestellten Ski auch wirklich fristgerecht liefern zu können, hat Stöckli seine Produktionskapazitäten auf 90'000 Paar pro Jahr ausgebaut. Gläser geht von einem zukünftigen Wachstum von rund 6 Prozent jährlich aus.

Am Pressetermin kann Stöckli verkünden, dass die Verträge mit Thomas Tumler und Alexis Monney soeben um zwei Jahre bis 2026 verlängert wurden. So lange läuft auch die Zusammenarbeit mit Marco Odermatt. Gläser schwärmt von seinem sportlichen Aushängeschild: «Marco hat klare Vorstellungen, er kommuniziert sehr direkt. Das hat uns bei der Entwicklung der Ski enorm geholfen.»

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