«Sie hatte sehr viel Glück»: Wie Marc Gisin auf seine verletzte Schwester traf
Marc Gisin hat während seiner Aktivkarriere mehrere furchtbare Stürze gehabt. Seinen letzten schweren Unfall hatte er 2018 in der Weltcup-Abfahrt von Gröden erlitten. Zwei Jahre später gab er schliesslich seinen Rücktritt. Seit der Saison 2023/2024 ist er Rennsportleiter bei Stöckli. Deshalb war Gisin am Donnerstag während des Frauen-Abfahrtstrainings auf der Anreise nach St. Moritz.
Im Auto verfolgte seine Partnerin das Training im Liveticker. Plötzlich standen drei Buchstaben beim Namen von Michelle Gisin: «DNF», Did not finish, sprich, sie kam nicht ins Ziel. «Das bedeutet natürlich nie etwas Gutes», sagt Marc Gisin. «Ich habe dann ziemlich schnell Infos von den Trainern gekriegt.» Statt ins Hotel zu fahren, ging er auf direktem Weg in die St. Moritzer Klinik, wo er auf seine jüngere Schwester traf.
«Zuerst sind ein paar Fluchwörter gefallen. Aber Michelle machte mir einen sehr guten Eindruck. Sie hat Spässchen gemacht», erzählt Gisin. Die Erstversorgung sei mustergültig gewesen. «Michelle hat sich hinterher auch bei allen bedankt, wie man sie kennt halt.»
Die CT-Untersuchung in der St. Moritzer Klinik zeigte, dass nebst dem linken Knie und dem rechten Handgelenk eben auch die Halswirbelsäule beschädigt ist. «Es ist eine komplexe Verletzung an der Halswirbelsäule, es handelt sich um mehrere Brüche», sagt er. Michelle Gisin wurde deshalb in die Hirslanden-Klinik nach Zürich verlegt, um noch am gleichen Tag operiert zu werden.
«Es ist alles gut verlaufen. Sie waren lange dran letzte Nacht. Michelle hatte sehr viel Glück. Aktuell ist sie noch etwas im Delirium», sagt Marc Gisin. Für Prognosen bezüglich des Weiterverlaufs ist es zu früh. Der Bruder sagt aber auch: «Die Verletzung am Handgelenk ist wohl nicht mega tragisch. Aber bei den Bändern im Knie wird wahrscheinlich nicht alles gut sein.» (riz/aargauerzeitung.ch)
