Nicht zu Scherzen aufgelegt – Marcel Koller blieb bei seinem ersten Auftritt als FCB-Trainer sachlich.Bild: KEYSTONE
Koller als FCB-Trainer vorgestellt: «Ziel ist, dass der Kübel zurück nach Basel kommt»
Wie es sich seit Tagen abgezeichnet hat, wird Marcel Koller Cheftrainer des FC Basel. Der Ur-Zürcher und langjährige GC-Spieler tritt die Nachfolge des vor einer Woche entlassenen Raphael Wicky an.
Koller einigte sich mit dem FCB auf einen Zweijahresvertrag. Der 57-jährige Zürcher nimmt seine Arbeit beim 20-fachen Schweizer Meister per sofort auf. Assistiert wird der frühere Nationalcoach Österreichs von Thomas Janeschitz und Carlos Bernegger. Bernegger wirkte bis im August 2017 als Cheftrainer bei den Grasshoppers. Mit Janeschitz arbeitete Koller bereits im ÖFB-Staff zusammen.
Sein Debüt als FCB-Trainer erlebt Koller am Samstag ausgerechnet im Heimspiel gegen die Grasshoppers, die er als Trainer 2003 zu deren letztem Meistertitel geführt hat. Alex Frei, der die Basler zuletzt interimistisch betreut hat, wird wieder mit der Führung der U18-Mannschaft der FCB betraut sein.
Koller zu seiner Zeit als Nationaltrainer Österreichs.Bild: AP/AP
Koller ist ein Mann mit internationaler Erfahrung und passt deshalb gut ins Anforderungsprofil der Basler Klubführung. Zuletzt betreute er von November 2011 bis Oktober 2017 die österreichische Nationalmannschaft, die sich unter seiner Führung 2016 erstmals auf sportlichem Weg für eine EM-Endrunde qualifizierte. Zuvor war Koller als Klubtrainer in der deutschen Bundesliga tätig. Zwischen 2003 und 2004 stand er beim 1. FC Köln an der Seitenlinie, 2006 schaffte er mit dem VfL Bochum den Aufstieg in die 1. Bundesliga.
Vor seinen Engagements im Ausland wurde Koller 2000 mit St. Gallen und drei Jahre später mit den Grasshoppers Schweizer Meister. Jetzt nimmt der Schweizer Trainer des Jahres 2015 erstmals seit 15 Jahren wieder einen Trainerjob in seiner Heimat an.
Am 23. Mai 2005 wird Marcel Koller als neuer Bochum-Trainer vorgestellt.Bild: AP
Unter dem erfahrenen Marcel Koller müssen die Basler schnellstmöglich in die Erfolgsspur zurückfinden. Mit Jungtrainer Wicky verpasste der FCB in der letzten Saison erstmals seit acht Jahren den Meistertitel. Im Cup war zudem bereits im Halbfinal Endstation. Auch der Start in die neue Saison verlief für den Serienmeister nicht wunschgemäss. Nach der Heimniederlage gegen St. Gallen zum Meisterschaftsauftakt und dem mageren 1:1 beim Aufsteiger Neuchâtel Xamax folgte am Mittwoch gegen PAOK Saloniki das ernüchternde Ausscheiden in der 2. Qualifikationsrunde zur Champions League.
Kollers Entzug beendet
Vor gut neun Jahren trainierte Koller – in Bochum – letztmals ein Klubteam. «Ich bin ein Fussballverrückter», sagte er an der Medienkonferenz am Donnerstag in Basel. «Als die WM kam, begann es mich wieder zu brennen. Ich habe das tägliche Training, die tägliche Arbeit mit der Mannschaft wirklich vermisst. Aber jetzt ist dieser Entzug vorbei.»
«Es war eindeutig, dass wir einen Trainer brauchen, der Erfahrung und einen sehr guten Leistungsausweis mitbringt. Bei Marcel Koller ist beides vorhanden.»
Sportchef Marco Streller
Der Wiedereinstieg als Vereinstrainer freut den Zürcher doppelt, weil der FC Basel ein Topverein in der Schweiz sei und sehr gute Möglichkeiten habe. Über die letzte, aus Basler Sicht vor allem im nationalen Geschäft missratene Saison verlor Koller keine Worte. «Wichtig ist, dass wir jetzt nach vorn schauen und dass wir zum Ziel haben, den Kübel wieder nach Basel zu holen.»
Koller erfüllt wichtigste Kriterien
Sportdirektor Marco Streller zeigte sich vor den Medien sehr erleichtert darüber, dass der Klub relativ rasch mit Koller einig wurde. «Es war eindeutig, dass wir einen Trainer brauchen, der Erfahrung und einen sehr guten Leistungsausweis mitbringt. Bei Marcel Koller ist beides vorhanden», sagte Streller.
Koller wie Streller wissen, dass es keine Angewöhnungszeit gibt. Der abhanden gekommene Erfolg muss sich sofort wieder einstellen. Ein Trainer müsse mit solchen Zwängen umgehen können, sagte Koller, der auch darauf aufmerksam machte, dass der FCB es immer noch in der Hand hat, in eine europäische Gruppenphase zu kommen. Es würde in der Europa League ein paar Fränkli weniger geben, dennoch sei es ein attraktives Ziel, dorthin zu kommen. (sda)
Hier gibt's den Liveticker der Pressekonferenz zum Nachlesen:
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Das war's!
Rund eine halbe Stunde hat die Pressekonferenz mit Marcel Koller gedauert. Der neue FCB-Trainer hat erläutert, wie er den FCB wieder auf Erfolgskurs bringen will und warum er möglichst schnell mit der Arbeit beginnen wollte. Sein erstes Spiel steht bereits in zwei Tagen auf dem Programm. Dann geht's gegen seinen Ex-Klub GC. Wir bedanken uns fürs Reinklicken!
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Sportchef Marco Streller
Über die Zukunft von Frei und Schällibaum: «Alex Frei und Marco Schällibaum bleiben im Verein und übernehmen ihre alten Aufgaben.»
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Trainer Marcel Koller
Über den Zeitpunkt seines Einstiegs: «Ich will kein riesiges Team haben. Ich muss noch schauen, wen ich wirklich brauche. Für mich war wichtig, dass ich mit meinen zwei Co-Trainern gleichzeitig anfangen kann. Eineinhalb Tage sind natürlich wenig Zeit, um neue Akzente zu setzen und das Spiel gegen GC vorzubereiten. Aber jeder Tag ist wichtig, um meine Ideen weiterzugeben.»
Marco Streller bestätigt, dass Matias Delgado ab sofort nicht mehr zum Trainerteam gehört.
Trainer Marcel Koller
Über seine Arbeit als Nationaltrainer: «Als Nationaltrainer hat man oft Entzugserscheinungen, wenn man die Mannschaft über ein paar Monate nicht sieht. Bei einem Klub ist das natürlich nicht so. Dort kann man die Probleme schnell und direkt korrigieren. Ich glaube nicht, dass es ein Nachteil ist, dass ich neun Jahre kein Klubtrainer mehr war. Es kommt auf die innere Einstellung an. Und wer mich kennt, der weiss, dass ich da mit vollem Enthusiasmus und Elan an die Sache gehen werde und meine Ideen so schnell wie möglich einbringen will.»
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Präsident Bernhard Burgener
Über die Kritik an seinem Führungsstil: «Ich nehme es zur Kenntnis, dass ich überall kritisiert werde. Für mich steht der Inhalt im Vordergrund. Für die Fans sind die zentralen Figuren die Spieler und der Trainer. Und nicht der Präsident. Wenn ich Menschen vertraue, dann gerate ich nicht in Panik, wenn etwas nicht gleich funktioniert. Wir sind jetzt sehr schlecht gestartet. Der Fussball ist manchmal verrückt, aber es gibt halt solche Wellen. Damit muss man umgehen können. Wir müssen Ruhe bewahren.»
Trainer Marcel Koller
Über seine Art Fussball spielen zu lassen: «Ich habe als Trainer viele Ideen. Wir werden sehen, ob wir das umsetzen können. Ich will, dass mein Team aktiv verteidigt und sich nicht vors eigene Tor zurückdrängen lässt. Ich will nach vorne spielen. Präsenz im gegnerischen Strafraum ist für mich wichtig. Ich will, dass der Ball am Boden ist, dass wir Fussball spielen. Ich muss aber auch schauen, was für Spieler ich zur Verfügung habe. An erster Stelle steht für mich der Einsatz. Noch habe ich nicht mit den Spielern gesprochen, das passiert nach der Pressekonferenz.»
Trainer Marcel Koller
Über seinen Ex-Verein GC als Startgegner: «Das war eine sehr schöne Zeit. Sie ist jetzt aber vorbei. Wir müssen schauen, dass wir Punkte holen.»
Sportchef Marco Streller
Über allfällige Transfers: «Es gibt sicher keine schnellen Transfers. Wichtig ist jetzt, dass der Trainer jetzt erstmal die Mannschaft kennenlernt. Wir wissen auch, wann das Transferfenster schliesst. Wir werden dem Trainer jetzt etwas Zeit geben und später über allfällige Transfers reden. Ausgeschlossen ist nichts.»
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Trainer Marcel Koller
Über Co-Trainer Carlos Bernegger: «Ich hatte bei GC eine sehr gute Zeit mit Carlos, wir wurden auch zusammen Meister. Er ist einer, der weiss, wie ich Fussball spielen lassen will. Es geht hier auch um Zeit. So muss ich nicht einen neuen Co-Trainer anlernen.»
Über die Ruhe, die es jetzt braucht: «Bei einem Spitzenverein wird nie komplette Ruhe herrschen. Es ist jetzt wichtig, dass wir intern die Ruhe reinbringen, die es benötigt. Wir können nicht alles kontrollieren. Siege werden sicher etwas Ruhe reinbringen.»
Trainer Marcel Koller
Über die aktuelle Verfassung der Mannschaft: «Ich muss zuerst mit dem Team sprechen, bevor wir Spiele analysieren, bei denen wir nicht dabei waren. Die Vertragsverhandlungen waren sehr angenehm und freundschaftlich. Es ist aber jedem klar, dass es nicht von heute auf morgen eine Veränderung geben wird. Ich werde mir jetzt ein Bild von der Mannschaft machen und später analysieren, was wir alles ändern wollen.»
Über die Rolle von Marcel Koller: «Wir haben gesehen, dass die Mannschaft einen Trainer mit grosser Erfahrung braucht. Wie die Rollen genau aussehen, müssen wir noch definieren. Wir sind aber sehr, sehr froh, dass wir einen starken Trainer haben, der auch eine starke Meinung vertritt. Das hat uns in den Gesprächen auch überzeugt.»
Marcel Koller
Über die letzte FCB-Saison: «Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren, weil ich nicht dabei war. Ich glaube, jetzt muss man nach vorne schauen. Und dies mit neuen Leuten. Das Ziel muss sein, dass der Kübel wieder nach Basel zurückkommt.»
Trainer Marcel Koller
Über seine Rückkehr in den Klub-Fussball: «Dass ich so lange keinen Verein betreut habe, ist kein Nachteil. Wer mich kennt, weiss, dass ich die Arbeit im Klub nicht verlernt habe. Es geht überall darum, wie man die Spieler führt. Da spielt es keine Rolle, ob beim Verein oder im Klub.»
Trainer Marcel Koller
Warum er sich auf die Sache einlässt: «Weil ich ein Fussball-Verrückter bin. Es brennt unter den Nägeln. Und weil ich nach einigen Ferien-Monaten unbedingt wieder zurück auf den Platz wollte. Der FC Basel ist ein Top-Verein mit super Möglichkeiten. Es ist eine sehr interessante Aufgabe für mich.»
Präsident Bernhard Burgener
«Wir haben eine bewegte Woche hinter uns. Ich freue mich ganz besonders, dass wir unseren neuen Trainer gefunden haben. Wir haben mit drei Kandidaten geredet, aber Marcel Koller war ganz klar unsere Nummer 1. Jetzt möchte ich gleich die Gelegenheit geben, Fragen zu stellen.»
Koller ist da
Der neue FCB-Trainer nimmt auf der Bühne Platz. Medienchef Simon Walter eröffnet die Pressekonferenz und stellt zunächst die Protagonisten vor.
Bald geht's los!
Im St.Jakob-Park ist alles bereit. Die Mikrofone stehen bereit, der neue FCB-Trainer Marcel Koller fehlt allerdings noch. Auch Sportchef Marco Streller, Präsident Bernhard Burgener und Medienchef Simon Walter sind noch nicht da. Hier kannst du die Pressekonferenz mitverfolgen.
Photoshop und fast keiner merkt's
Gestern Abend kurz vor dem Rückspiel geistert ein Bild von einem Plakat mit der Aufschrift «Koller, nie eine vo uns!!!» durchs Internet. Kein freundlicher Empfang also für den neuen starken Mann? Falsch! Das Bild wurde bearbeitet. Ursprünglich stand da «Fischer, nie eine vo uns!!!». Das Plakat hing im Juni 2015 vor dem Eingang zum Sektor A, als der Zürcher Urs Fischer als neuer FCB-Trainer vorgestellt wurde. Urheber des Scherzes, der vielerorts nicht als solcher erkannt wurde, sind die Macher der Rotblau-App, die das Bild auf ihrem Twitter-Konto geteilt haben.
Eine Überraschung war es keine mehr, als der FC Basel heute kurz nach Mittag seinen neuen Trainer bekannt gab. Marcel Koller soll den ins Straucheln geratenen Schweizer Vorzeigeklub nach dem desaströsen Saisonstart zurück auf Kurs bringen. Der 57-jährige Zürcher nimmt seine Arbeit beim 20-fachen Schweizer Meister per sofort auf. Assistiert wird der frühere Nationalcoach Österreichs von Thomas Janeschitz, mit dem er schon beim ÖFB zusammen gearbeitet hat, und Carlos Bernegger.
Seine Premiere als FCB-Trainer erlebt Koller am Samstag im Heimspiel gegen seinen Ex-Klub GC. Die Zeit ist knapp: Wie Koller dem FCB wieder auf die Beine verhelfen will, erklärt der neue FCB-Trainer ab 14.30 Uhr in einer Pressekonferenz.
Der Stadtzürcher Marcel Koller spielt nur für einen Klub: GC. Mit dem Rekordmeister wird der Mittelfeldspieler siebenmal Meister und fünfmal Cupsieger.
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Die beliebtesten Kommentare
satyros
02.08.2018 14:55registriert August 2014
Streller: "Wie die Rollen genau aussehen, müssen wir noch definieren" Ich dachte immer, solche Dinge regelt man, bevor man einen neuen Trainer anstellt.
Diese Topteams stehen in der Champions League bereits unter Druck
Real Madrid und Paris Saint-Germain befinden sich vor der 6. Runde der Champions League in unangenehmer Position. Der Titelverteidiger hat in Bergamo am Dienstag eine schwierige Aufgabe vor sich.
Für Real Madrid verliefen die ersten Monate dieser Saison enttäuschend. In der Meisterschaft haben die oftmals öffentlich kritisierten Leistungen bisher keine grösseren Auswirkungen gehabt. Nach Verlustpunkten liegt der spanische Meister sogar vor dem Leader FC Barcelona. In der Champions League hingegen hinkt das Starensemble von Carlo Ancelotti auch resultatmässig den Erwartungen meilenweit hinterher.