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Sinner, Alcaraz, Zverev oder Ruud – wer gewinnt das French Open?

Carlos Alcaraz, of Spain, left, embraces Jannik Sinner, of Italy, after defeating him in a semifinal match at the BNP Paribas Open tennis tournament, Saturday, March 16, 2024, in Indian Wells, Calif.  ...
Im Halbfinal kommt es zum Duell zwischen Alcaraz und Sinner.Bild: keystone

Das French Open bekommt einen neuen Sieger – das sind die verbleibenden Kandidaten

Seit 2004 haben nur vier Spieler die French Open gewonnen. Nun bekommt das Turnier einen neuen Sieger. So stehen die Chancen von Jannik Sinner, Carlos Alcaraz, Alexander Zverev und Casper Ruud.
07.06.2024, 06:16
simon häring / ch Media
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Nur vier Männer haben seit 2004 die French Open gewonnen. Vierzehnmal nahm Rekordsieger Rafael Nadal die Coupe des Mousquetaires in Empfang, dreimal Novak Djokovic und zweimal ein Schweizer: Roger Federer 2009 und Stan Wawrinka 2015. Federer ist längst zurückgetreten, Wawrinka nach mehreren Operationen kein Anwärter mehr auf den Sieg, Nadal kämpft seit zwei Jahren um den Anschluss und Novak Djokovic musste sich nach dem Achtelfinal zurückziehen, weil er einen Anriss des Innenmeniskus im rechten Knie erlitten hat.

Damit ist klar, dass sich am Sonntag einer aus dem Halbfinal-Quartett erstmals als Sieger der French Open feiern lassen kann. Gespielt werden die Halbfinals am Freitag ab 14.30 Uhr. Das sind die Halbfinalisten.

Jannik Sinner: Der Mann des Jahres

epa11389313 Jannik Sinner of Italy celebrates winning his Men's Singles quarterfinal match against Grigor Dimitrov of Bulgaria during the French Open Grand Slam tennis tournament at Roland Garros ...
Jannik Sinner trifft im Halbfinal auf Carlos Alcaraz.Bild: keystone

Am Montag verdrängt der 21-jährige Italiener Novak Djokovic von der Spitze der Weltrangliste. Jannik Sinner hat das erste Halbjahr fast nach Belieben dominiert: 33 Siegen stehen nur 2 Niederlagen gegenüber. Bei den Australian Open gewann er seinen ersten Grand-Slam-Titel. Auch die Turniere in Rotterdam und Miami entschied er für sich.

Allerdings musste er im Mai während zehn Tagen pausieren. Wegen einer Hüftverletzung war bis kurz vor den French Open offen, ob Sinner in Paris antreten könnte. Der wenig idealen Vorbereitung zum Trotz spielte sich der Mann des Jahres problemlos in seinen ersten French-Open-Halbfinal. Nur im Achtelfinal gegen den Franzosen Corentin Moutet gab er einen Satz ab.

Nun trifft Sinner bereits zum neunten Mal auf den um ein Jahr jüngeren Spanier Carlos Alcaraz. Die Ausgangslage könnte offener nicht sein. Im Direktvergleich steht es 4:4. Sinner hat das bisher einzige Duell auf Sand gewonnen. Alcaraz dafür die bislang einzige Begegnung bei einem Grand-Slam-Turnier. 5:15 dauerte der Viertelfinal bei den US Open 2022, in dem Sinner im vierten Satz einen Matchball nicht verwerten konnte. Am Ende setzte sich Alcaraz in fünf Sätzen durch, gewann danach das Turnier und stieg zur jüngsten Nummer 1 in der Geschichte des Männertennis auf.

Sinner spielt auch für die Geschichte. Seit Einführung der Open Era (1968) ist es keinem Mann gelungen, den ersten Major-Titel im darauffolgenden Grand-Slam-Turnier mit einem Sieg zu bestätigen. Sowieso ist das erst vier Spielern gelungen: Bill Tilden, Don Budge, Ken Rosewall und letztmals John Newcombe, der 1967 in Wimbledon und bei den US Open gewann.

Carlos Alcaraz: Der Spektakelmacher

epa11390069 Carlos Alcaraz of Spain reacts after winning a point in the tie-break of the second set during his Men's Singles quarterfinal match against Stefanos Tsitsipas of Greece during the Fre ...
Carlos Alcaraz trifft im Halbfinal auf Jannik SinnerBild: keystone

Als er von der Verletzung Jannik Sinners erfuhr, da griff Carlos Alcaraz zum Smartphone und wünschte seinem grössten Rivalen eine schnelle Genesung, wie er im Vorfeld der French Open erzählte. «Ich hoffe, ihn hier spielen zu sehen. Es ist für alle gut, wenn die besten Spieler der Welt hier antreten können.» Sie hätten schon viele grossartige Momente geteilt, «und ich hoffe, es kommen noch mehr dazu».

Knapp zwei Wochen später stehen sich die beiden im Halbfinal von Roland Garros gegenüber. Zum neunten Mal insgesamt, zum zweiten Mal nach den US Open 2022 bei einem Grand-Slam-Turnier. Inzwischen haben sie beide Major-Turniere gewonnen – neben den US Open 2022 krönte sich Alcaraz im Vorjahr zum Wimbledon-Sieger, Sinner feierte seine Premiere Anfang Jahr bei den Australian Open. Alcaraz führte die Weltrangliste während 36 Wochen an, Sinner ziert ab Montag erstmals die Spitze des Rankings.

Spektakelmacher Alcaraz stiess ebenso ungefährdet wie Sinner in den Halbfinal vor. Nur in der zweiten Runde gegen den Niederländer Jesper De Jong gab er einen Satz ab. Der Spanier steht in Paris zum zweiten Mal in Folge im Halbfinal. Damals erteilte ihm Novak Djokovic eine veritable Lehrstunde. Nachdem Alcaraz den 1:1-Satzausgleich geschafft hatte, litt er unter Krämpfen am ganzen Körper und begründete das mit «Nervosität und Anspannung, weil ich gegen eine Legende wie Djokovic gespielt habe». In den letzten zwei Sätzen gewann Alcaraz nur noch zwei Games.

Alexander Zverev: Der Unbeugsame

Germany's Alexander Zverev celebrates winning his quarterfinal match of the French Open tennis tournament against Australia's Alex De Minaur at the Roland Garros stadium in Paris, Wednesday, ...
Alexander Zverev trifft im Halbfinal auf Casper Ruud.Bild: keystone

Er war schon die Nummer 2 der Welt, ist zweifacher Gewinner der ATP Finals und stand 2021 im Final der US Open, wo er im fünften Satz gegen den Österreicher Dominic Thiem zum Turniersieg servierte. Doch auf einen Grand-Slam-Titel wartet der inzwischen 27-jährige Zverev noch. Nun steht er in Paris bereits zum dritten Mal in Folge im Halbfinal.

2021 hatte er in fünf Sätzen gegen Stefanos Tsitsipas verloren, 2022 musste er im zweiten Satz gegen Rafael Nadal aufgeben, nachdem er umgeknickt war und sich dabei alle drei Aussenbänder im rechten Sprunggelenk gerissen hatte. Zverev musste danach ein halbes Jahr pausieren. Im Vorjahr scheiterte der Deutsche diskussionslos in drei Sätzen an Casper Ruud.

Durchaus bemerkenswert ist, wie Zverev mit den Hindernissen umgeht, die sich ihm bisher in den Weg gestellt haben. In der Startrunde liess der Unbeugsame dem in der Weltrangliste zurückgefallenen Rekordsieger Rafael Nadal keine Chance. Gegen den Niederländer Tallon Griekspoor lag er in der dritten Runde im fünften Satz mit zwei Breaks im Hintertreffen und setzte sich nach über vier Stunden Spielzeit noch durch. Ebenfalls über vier Stunden dauerte der Achtelfinal gegen den Dänen Holger Rune, in dem Zverev einen 1:2-Satzrückstand noch wettmachen konnte.

Wie im Halbfinal zwischen Sinner und Alcaraz ist die Ausgangslage im Duell zwischen Alexander Zverev und Casper Ruud völlig offen. Nach vier Begegnungen steht es im Direktvergleich 2:2. Zverev hat die beiden ersten Duelle gewonnen, Ruud die beiden letzten, darunter das einzige bei einem Grand-Slam-Turnier. 2023 war das im Halbfinal der French Open, als der Norweger Zverev beim 6:3, 6:4, 6:0 keine Chance liess.

Neben den sportlichen Hürden begleiten Zverev dieser Tage auch neben dem Platz unüberhörbare Nebengeräusche. Vor Wochenfrist begann vor dem Amtsgericht in Berlin ein Prozess gegen den Einzel-Olympiasieger. Hintergrund ist ein Strafbefehl, den das Amtsgericht im Oktober 2023 verhängt hatte. Weil er seine damalige Partnerin körperlich angegriffen haben soll, wurde eine Geldstrafe von 450’000 Euro verhängt. Zverev weist die Vorwürfe der Ex-Freundin und Mutter seines Kindes zurück.

Casper Ruud: Der Unauffällige

Casper Ruud tentera de prendre sa revanche sur Novak Djokovic en quarts.
Casper Ruud trifft im Viertelfinal auf Alexander Zverev.Bild: fxp-fr-sda-rtp

Elf seiner zwölf Titel gewann Casper Ruud auf Sandbelägen, fünf davon in der Schweiz – zwei in Gstaad und gar deren drei in Genf, wo er seit Ende Mai Rekordsieger ist. Insofern ist wenig überraschend, dass der 25-Jährige seine besten Resultate bei Grand-Slam-Turnieren in Paris erreicht hat. 2022 und 2023 stand Ruud im Final mit Rafael Nadal und Novak Djokovic zwei Giganten der Tennisgeschichte gegenüber und konnte keinen Satz gewinnen. Nach der Niederlage gegen Djokovic äusserte er die Hoffnung, im Final irgendwann nicht auf einen «Ausserirdischen» zu treffen – und dann seine Chance zu nutzen. Nun sind beide nicht mehr im Turnier.

Wie so oft spielte sich Casper Ruud auf relativ leisen Sohlen in die finale Turnierphase, nicht aber ohne Schwierigkeiten. Nur in der ersten Runde blieb er ohne Satzverlust, in der zweiten setzte er sich im fünften Satz gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina durch.

Dennoch wird Ruud frisch zum Halbfinal antreten. Nachdem sich Novak Djokovic vor dem Viertelfinal aus dem Turnier zurückgezogen hatte, konnte sich der Norweger ab Montag erholen, während sein nächster Gegner, Alexander Zverev, am Mittwoch bis kurz vor Mitternacht auf dem Platz stand. Das sind gute Voraussetzungen, um zum vierten Mal (neben den beiden Paris-Finals stand Ruud 2022 im Endspiel der US Open) in einen Grand-Slam-Final vorzustossen. Sein Gegner dort wäre kein «Ausserirdischer» mehr.

(aargauerzeitung)

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