Sport
Tennis

Jannik Sinner wird die neue Nummer 1 – als erster Italiener überhaupt

Mutua Madrid Open - Day Eight Jannik Sinner of Italy returns a shot against Pavel Kotov during day eight of the Mutua Madrid Open 2024 at Caja Magica on April 29, 2024, in Madrid, Spain. Madrid Caja M ...
Jannik Sinner ist der erste Italiener, der die Tennis-Weltrangliste anführt.Bild: www.imago-images.de

Jannik Sinner wird die Nummer 1 und erfährt davon wohl als Letzter

Nach dem verletzungsbedingten Forfait von Novak Djokovic ist klar, was sich längst angebahnt hatte: Am Montag wird Jannik Sinner als erster Italiener die Nummer 1 der Tenniswelt.
05.06.2024, 13:11
Mehr «Sport»

Die Szenerie hatte etwas Skurriles. Bei der gestrigen Partie zwischen Sinner und Dimitrow wusste das ganze Stadion in Paris via Social Media wohl schon, dass auf dem Platz die neue Nummer 1 stand – ausser Jannik Sinner selbst. Nachdem er mit einem souveränen Dreisatzsieg gegen Grigor Dimitrov erstmals in seiner Karriere die Halbfinals des French Open erreicht hatte, erfuhr er allerdings schnell von seinem Glück. Wobei der Begriff falscher kaum sein könnte. Mit Glück hat Sinners Aufstieg auf den Gipfel sehr wenig zu tun.

«Es ist der Traum jedes Tennisspielers, die Nummer 1 zu werden», sagte der bescheidene Südtiroler beim Platzinterview mit Fabrice Santoro, ohne dabei zu vergessen, sein Bedauern über Djokovics Meniskusverletzung auszudrücken. Der serbische Titelverteidiger musste deshalb für den Viertelfinal am Mittwoch gegen seinen letztjährigen Finalgegner Casper Ruud Forfait erklären und seinen Thron kampflos preisgeben.

Ein sehr spezieller Moment

«Das ist natürlich ein sehr spezieller Moment für mich», bekannte der gerührte Sinner. «Und ich freue mich, diesen mit euch zu teilen.» Paris war für ihn bisher kein gutes Pflaster. Einzig bei seinem Debüt 2020 hatte er die Viertelfinals erreicht, im letzten Jahr war bereits in der 2. Runde Endstation. Entsprechend viele Punkte konnte Sinner nun gutmachen. Spätestens mit seinem Triumph am Australian Open im Januar, mit einem Halbfinalsieg gegen Djokovic, hatte sich der 22-Jährige aus Sexten in eine gute Position gebracht und diese mit weiteren Titeln in Rotterdam und Miami weiter verfeinert. Nun ist er die 29. Nummer 1 in der Geschichte der Weltrangliste (seit 1973).

epa11116138 Australian Open winner Jannik Sinner of Italy attends a press conference with the Norman Brookes Challenge Cup trophy, won at the 2024 Australian Open tennnis tournament, in Rome, Italy, 3 ...
Sinner triumphierte Anfang Jahr am Grand-Slam-Turnier in Melbourne. Bild: keystone

Planung, Akribie und Arbeit

Der ehemals vielversprechende Nachwuchs-Skirennfahrer, der auch heute noch gerne wandert und auf den Ski steht, um der hektischen Glitzerwelt des Tennis zu entfliehen, ist ein Musterbeispiel, was mit kluger Planung, Akribie und seriöser Arbeit – neben ganz viel Talent natürlich – möglich ist.

Im Februar 2022 wechselte er vom italienischen Starcoach Riccardo Piatti, der ihn seit dem Alter von 13 Jahren und dem Wegzug aus dem Südtirol betreut hatte, zum weniger bekannten Simone Vagnozzi. Ein halbes Jahr später holte er mit dem erfahrenen Australier Darren Cahill einen weiteren Mann ins Boot, der aus seiner Zeit mit Andre Agassi, Andy Murray, Ana Ivanovic oder Simona Halep weiss, wie es ist, um die grossen Titel zu spielen. Vagnozzi für die Technik und Taktik, Cahill für die richtige mentale Einstellung – die Kombination erwies sich als Lottosechser.

Einzig der Körper konnte Sinner, der in Italien auch mit dem Gewinn des Davis Cups eine gewaltige Tenniseuphorie ausgelöst hat, zwischenzeitlich etwas einbremsen. Ausgerechnet das Heimturnier in Rom musste er wegen Hüftproblemen auslassen, lange bangte er um den Start in Paris. Nun aber tritt er wie ein abgebrühter Champion auf, auch taktisch und mental unglaublich stark. Bestes Beispiel: Der Achtelfinal gegen Corentin Moutet, als er im ersten Satz kaum einen Ball sah, derart überragend spielte der Franzose, jedoch immer ruhig blieb und am Ende sicher in vier Sätzen gewann.

Ungemütlicher Sommer für Djokovic

Die Bodenständigkeit des Sohnes eines Kochs und einer Serviererin, die im Sextental im äussersten Nordosten des Südtirols eine Pension betreiben, dürfte dafür sorgen, dass Sinner nicht abhebt und eine grosse Zukunft vor sich hat.

Ungemütlicher ist die Situation von Novak Djokovic, der sowieso schon ein schwieriges erstes Halbjahr hinter sich hat. Mit dem Riss des Innenmeniskus geraten auch seine grossen Ziele – in Wimbledon mit einem achten Titel mit Roger Federer gleichzuziehen und erstmals Olympiasieger zu werden – arg in Gefahr.

Zu den kommenden Wochen konnte oder wollte Djokovic noch nichts sagen. In den sozialen Medien erklärte er aber, «schon seit einigen Wochen ein kleines Problem mit dem Knie» gehabt zu haben, jedoch «nichts Beunruhigendes». Im dritten Game des zweiten Satzes des Achtelfinals gegen Francisco Cerundolo sei er aber weggerutscht, und das habe sein Knie in Mitleidenschaft gezogen. «Ich habe alles versucht und bin traurig», erklärte er zu seinem Forfait. (kat/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder des French Open 2024
1 / 75
Die besten Bilder des French Open 2024
Es ist unbestritten: Iga Swiatek ist nach ihrem vierten Triumph am French Open die …
quelle: keystone / thibault camus
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Bald kannst du (vielleicht) Tennis mit diesem Roboter spielen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
    Barça siegt deutlich + BVB schlägt Mainz + Sierro mit Traumtor + ManCity im Cup-Halbfinal

    Borussia Dortmund fuhr einen für die Moral wichtigen Sieg ein. Nach zwei sieglosen Spielen in der Bundesliga (0:2 in Leipzig, 0:1 gegen Augsburg) schlug der BVB Überraschungsteam Mainz 05, bei dem Silvan Widmer zum dritten Mal in dieser Saison von Beginn an spielen durfte, 3:1. Kurz vor der Pause sorgten Maximilian Beier und Emre Can mit einem Doppelschlag für die Führung, die der BVB im Anschluss souverän verwaltete.

    Zur Story