Andrea Gaudenzi, seit Anfang 2020 Chef der ATP, konnte seine Pläne, die wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben werden mussten, endlich in Realität umsetzen. Konkret sieht das wie folgt aus.
Die grösste Neuheit ist, dass sich die ATP künftig übergreifend mit der eigenen Verkaufs- und Produktionsabteilung «ATP Media» um alle Turnierrechte auf ATP-Stufe kümmert. Das hat zur Folge, dass die Masters-1000-Turniere – die grössten Tennis-Events ausserhalb der Grand Slams – einen Teil ihrer Einnahmen via «ATP Media» an die Turniere der tieferen 500er- und 250er-Stufen verteilen. Zudem erhalten die kleineren Turniere eine garantierte Vertretung im erweiterten Vorstand des Verbands.
Auch die Spieler können auf mehr Geld hoffen. Die Masters-1000-Turniere lassen ihre Finanzen von unabhängigen Stellen prüfen und die Spieler erhalten zusätzlich zum Basis-Preisgeld auch noch eine Gewinnbeteiligung. Diese basiert auf den Leistungen der Spieler über alle Masters-Turniere. «Wir sagten: ‹Lasst uns das Problem an der Wurzel packen›, nämlich dem mangelnden Vertrauen zwischen Spielern und Turnieren», sagt Gaudenzi gegenüber der «New York Times». Der Gewinnbeteiligungsvertrag soll über 30 Jahre bis 2053 laufen.
Um von den Einnahmen der Masters-Events zu profitieren, müssen wohl einige kleinere Turniere in den sauren Apfel beissen und zurückstecken. Denn im Gegenzug werden die 1000er-Turnier verlängert. Ab nächster Saison werden die Turniere in Madrid, Rom und Schanghai auf elf oder zwölf Tage und ein 96er-Teilnehmerfeld erweitert, wie das jetzt bereits in Indian Wells und Miami der Fall ist. 2025 soll dieser Ausbau auch bei den Masters-Turnieren in Kanada und Cincinnati folgen.
Der ATP-Chef sagt auch, es sei in den Überlegungen der ATP, künftig ein 1000er-Turnier auf Rasen einzuführen und das Total der Turniere in dieser Kategorie somit auf zehn zu erhöhen. Das Rasen-Masters sei aber noch nicht in unmittelbarer Zukunft geplant.
Gaudenzi told me the long range plan does include adding a Masters 1000 on grass, bringing the total to 10, which with ATP Finals, team event & the four Grand Slams would create about 180 days of "premium product" in tennis each year
— Christopher Clarey 🇺🇸 🇫🇷 🇪🇸 (@christophclarey) June 9, 2022
Gaudenzi betont, es sei das grosse Ziel, künftig für mehr Harmonie innerhalb der ATP, aber auch zwischen dem Verband und den anderen Organisationen wie der WTA und den Grand-Slam-Turnieren zu sorgen. Diese gestern verabschiedeten Massnahmen seien der erste Schritt in diese Richtung. (abu)