Der Körper hat Rafael Nadal immer wieder im Stich gelassen. Mal war es der Rücken, mal die Knie, mal die Schultern und immer wieder der Fuss. Um die durch das Müller-Weiss-Syndrom, eine Knochenkrankheit, an der Nadal seit 2005 leidet, verursachten Schmerzen zu bekämpfen, liess sich Nadal auf dem Weg zu seinem 14. French-Open-Sieg von seinem Arzt ein Anästhetikum in den Fuss spritzen, vermutlich Xylocain. Ist das erlaubt?
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— Roland-Garros (@rolandgarros) June 6, 2022
«Ja», sagt Arzt Olivier Rouillon zur französischen Sportzeitung «L'Equipe». Denn dabei handelt es sich um eine lokale Schmerzbekämpfung, was auch während Wettkämpfen erlaubt ist. Anders verhält es sich bei sogenannten Glukokortikoiden. Diese stehen seit dem 1. Januar auf der Dopingliste und dürfen in anderen Sportarten nur dann während Wettkämpfen eingesetzt werden, wenn eine therapeutische Ausnahmegenehmigung vorliegt.
Um Schmerzen zu bekämpfen und die Leistungsfähigkeit des Körpers zu erhalten, bewegen sich Berufssportler immer wieder an der Grenze zur Legalität. Dabei stellt sich die Frage: Was ist erlaubt? Was ist verboten?
Paradebeispiel für diesen Tanz auf der Rasierklinge ist Rafael Nadal. Ende 2014 liess er sich zur Behandlung von Rückenschmerzen Stammzellen in den Rücken injizieren. Die körpereigenen Stammzellen sollten den Körper dabei unterstützen, beschädigten Knorpel wieder aufzubauen. In vielen Ländern war diese Behandlung damals verboten und umstritten.
Ebenfalls zur Spritze griffen Nadals Ärzte, um eine Entzündung im Knie in den Griff zu bekommen. Eine Plasma-Injektion sollte die körpereigenen Heilungsmechanismus in Gang setzen. Was in der Theorie gut klingt, hat in der Praxis nicht immer die erhoffte Wirkung gezeitigt. «Beim ersten Mal hat es fantastisch funktioniert, beim zweiten Mal nicht. Ich musste für sieben Monate pausieren», sagte Nadal 2014. Und fügte an: «Während meiner ganzen Karriere war ich immer offen und immer sauber.»
Nadal sah sich im Verlauf seiner Tenniskarriere immer wieder mit Unterstellungen konfrontiert, unerlaubte Substanzen eingesetzt zu haben. 2016 hatte die frühere französische Ministerin für Gesundheit und Sport, Roselyne Bachelot, in einer Fernsehsendung behauptet, Nadal habe 2012 mit einer mehrmonatigen Verletzungspause einen positiven Dopingbefund kaschiert und eine «stille Dopingsperre» abgesessen.
Nadal war damals wegen einer Knieverletzung für ein halbes Jahr ausgefallen. Gegen diese Unterstellung ging Nadal vor und forderte 100'000 Euro Schadenersatz. Bachelot wurde vom Pariser Strafgericht der üblen Nachrede schuldig gesprochen und musste 10'000 Euro Schadenersatz zahlen.
Nadal sagte damals: «Ich bin ein Vorbild für viele Kinder und wenn ich die Werte meines Sports nicht respektiere, belüge ich nicht nur meine Gegner, sondern auch mich selber.» Am Sonntag, zwei Tage nach seinem 36. Geburtstag, gewann Rafael Nadal seinen 22. Grand-Slam-Titel. Unter Schmerzen und mit betäubtem Fuss. Aber mit absolut legalen Mitteln.
Ob das aber auch gesund ist darf man sich durchaus fragen, auch bei anderen Sportlern und Sportarten. Dem Erfolg die Gesundheit zu opfern ist ein hoher Preis dafür. Aber das entscheidet jeder für sich.