Novak Djokovic schulterte seine goldenen Taschen und stapfte nach der nächsten grossen Sensation der US Open missmutig aus der grössten Tennis-Arena der Welt. Der 37-jährige Serbe, in New York als Nummer 2 gesetzt, schied bei den US Open so früh wie seit 2006 nicht mehr aus. «Ich habe teils mein schlechtestes Tennis jemals gespielt, so schlecht aufgeschlagen wie nie», sagte Djokovic konsterniert. Somit stemmt der 24-fache Sieger von Grand-Slam-Turnieren diese Saison erstmals seit 2017 keinen Siegerpokal an einem der vier grössten Turniere in die Höhe.
Knapp einen Monat nach seinem Triumph bei den Olympischen Spielen in Paris zeigte sich Djokovic weit von der Glanzform des Finalsiegs gegen den Spanier Carlos Alcaraz entfernt. «Ich wendete viel Energie auf, Gold zu gewinnen und bin in New York angekommen, ohne mich mental und physisch frisch zu fühlen.»
Derweil bewies der aufschlagstarke Popyrin, der Mitte August das Masters-1000-Turnier in Montreal gewonnen hatte, erneut seine starke Hartplatzform. Der 25-jährige Australier zeigte phasenweise begeisterndes Tennis. Spektakuläre Punktgewinne feierte er ausgelassen und heizte so das Publikum im Arthur Ashe Stadium immer wieder an. Nach dem Matchgewinn breitete er die Arme aus, schrie seine Freude heraus und genoss die Ovationen der Zuschauer. «Es ist unglaublich», schwärmte Popyrin nach seinem erstmaligen Einzug in einen Achtelfinal an einem Grand-Slam-Turnier.
Schon vor einem Jahr hatte Djokovic in der dritten Runde gegen seinen Landsmann Laslo Djere die ersten beide Sätze jeweils 4:6 verloren. Damals kämpfte sich der erfolgreichste Tennisprofi der Geschichte noch zurück und gewann das Turnier. Diesmal nicht. Popyrin gelang im vierten Satz beim Stand von 2:2 in einem hart umkämpften Spiel mit einer peitschenden Vorhand das vorentscheidende Break. Er zog auf 5:2 davon, geriet noch einmal kurz ins Wanken, feierte aber verdient den bislang grössten Erfolg seiner Karriere.
Die Titelverteidigerin Coco Gauff wurde in der 3. Runde des US Open erstmals gefordert, bestand aber den Test gegen die als Nummer 27 gesetzte Jelina Switolina. Die Ukrainerin dominierte eineinhalb Sätze lang, konnte ihr Niveau aber nicht halten. Am Ende setzte sich Gauff 3:6, 6:3, 6:3. In einer Neuauflage des Wimbledon-Achtelfinals trifft sie erneut auf ihre amerikanische Landsfrau Emma Navarro (WTA 12), die sie vor zwei Monaten bezwungen hatte.
Der als Nummer 4 gesetzte Alexander Zverev hat in einer kräftezehrenden Nachtschicht den Achtelfinal der US Open erreicht. Der Olympiasieger von 2021 bezwang den Argentinier Tomas Martin Etcheverry (ATP 33) mit 5:7, 7:5, 6:1, 6:3. Die Partie war erst um 2.35 Ortszeit zu Ende. Zu Beginn leistete sich Zverev viel zu viele Fehler. Letztendlich setzte sich der 27-jährige Deutsche gegen den Sandplatzspezialisten wie schon im Viertelfinal der French Open 2023 in vier Sätzen durch.
Es war für Zverev der 100. Einzelsieg an einem Grand-Slam-Turnier. Er ist der erste nach 1990 geborene Spieler, der diese Marke erreicht hat. Gegner im Achtelfinal ist der Amerikaner Brandon Nakashima (ATP 50), der den Italiener Lorenzo Musetti (ATP 18) in vier Sätzen bezwungen hat.
Sehr souverän zeigte sich die Olympiasiegerin Zheng Qinwen, die gegen die Deutsche Jule Niemeier (WTA 101) nur drei Games abgab. Auch auf sie wartet nun eine Revanche. Im Achtelfinal trifft die Chinesin wie im gewonnenen Olympiafinal in Paris auf die Kroatin Donna Vekic (WTA 24).
Casper Ruud, die Nummer 8 der Welt, verlor gegen den Chinesen Shang Juncheng (ATP 72) die ersten beiden Sätze 6:7 (1:7), 3:6. Dann drehte der 25-jährige Norweger mächtig auf und überliess dem Aussenseiter nur noch vier Games. Nach 3:46 Stunden verwertete Ruud den ersten Matchball zum 6:1 im fünften Satz. Im Achtelfinal bekommt er es mit dem Einheimischen Taylor Fritz (ATP 12) zu tun. Dieser gab in den ersten drei Partien an diesem Turnier keinen Satz ab.
Bei den Frauen missglückte der als Nummer 2 gesetzten Aryna Sabalenka der Start in die Partie gegen die Russin Jekaterina Alexandrowa (WTA 31) ebenfalls. Die 26-jährige Belarussin verlor den ersten Satz klar 2:6. Dann fand Sabalenka zu ihrem Spiel und liess ihrer Gegnerin keine Chance mehr. Die weiteren Sätze endeten 6:1, 6:2 zu Gunsten der zweifachen Australian-Open-Siegerin. Die Partie begann erst um 0:07 Uhr Ortszeit, so spät wie noch keine in der Geschichte der US Open. Zu Ende war sie um 1.48 Uhr. Sabalenka trifft im Achtelfinal auf die Belgierin Elise Mertens (WTA 35). (nih/sda/dpa)