Auch Stan Wawrinka kann die Schweizer Bilanz am US Open nicht aufpolieren. Der 39-jährige Waadtländer verliert in der 1. Runde gegen den Qualifikanten Mattia Bellucci aus Italien 4:6, 6:7 (5:7), 3:6.
Der Champion von 2016 bekundete vor allem beim Return grosse Mühe und konnte der Weltnummer 101 nur ein einziges Mal den Aufschlag abnehmen. Damit haben erstmals seit dem US Open 2020 keine Schweizer Männer oder Frauen die 2. Runde eines Grand-Slam-Turniers erreicht.
Wawrinka, der nur dank einer Wildcard startberechtigt war, konnte zwar auf die grosse Unterstützung des Publikums zählen, hatte dem sechzehn Jahre jüngeren Linkshänder aus der Lombardei aber wenig entgegenzusetzen. Bei eigenem Service angesichts von weniger als 50 Prozent erster Aufschläge oft unter Druck, rannte er stets einem Rückstand hinterher. Nach zweieinviertel Stunden kam Bellucci nach Erstrunden-Niederlagen in Australien, Paris und Wimbledon zu seinem ersten Sieg auf Grand-Slam-Stufe.
Angesichts von nur fünf Siegen in diesem Jahr fehlt es Wawrinka auch an der notwendigen Überzeugung und am Selbstvertrauen, obwohl er gemäss eigener Aussage im Training gut spielt. Im Ranking wird er in zehn Tagen in die Region um Position 225 zurückfallen. Es wäre deshalb nicht völlig überraschend, wenn er gegen Bellucci seine letzte Partie in New York gespielt hätte.
Sein einziges Break schaffte der dreifache Grand-Slam-Sieger im ersten Satz zum 3:3-Ausgleich, gab seinen Aufschlag jedoch gleich wieder ab. Danach hatte er nur noch eine einzige Breakchance, bei 2:2 im dritten Satz. Gleich darauf schaffte der Italiener die Vorentscheidung zum 4:2. Im Tiebreak des zweiten Durchgangs ging nur ein Punkt an den Returnspieler – der letzte zum 7:5 für Bellucci.
Gespannt wartete die Tenniswelt, wie Jannik Sinner auf die Bekanntgabe seiner positiven Dopingtests im März und den nun erfolgten Freispruch reagieren würde. Zunächst katastrophal: Die Weltnummer 1 verlor gegen den eigentlich in einer ganz anderen Liga spielenden Amerikaner Mackenzie McDonald (ATP 140) sieben der ersten neun Games und lag Satz und Break im Rückstand. Dann aber drehte der 23-jährige Südtiroler auf und geriet beim 2:6, 6:2, 6:1, 6:2 nie mehr auch nur ansatzweise in Gefahr. In der 2. Runde wartet mit Alex Michelsen (ATP 49) ein anderer amerikanischer Youngster.
Die Weltnummer 1 Iga Swiatek machte bei ihrem Start ins US Open keinen überzeugenden Eindruck. Die Polin leistete sich gegen Kamilla Rachimowa (WTA 104), die eigentlich in der letzten Runde der Qualifikation verloren hatte, nicht weniger als 41 unerzwungene Fehler. So brauchte sie fast zwei Stunden, um sich 6:4, 7:6 (8:6) durchzusetzen. Im Tiebreak des zweiten Satzes wehrte Swiatek drei Satzbälle in Folge ab. Sie hat bei 23 Grand-Slam-Turnieren nur einmal in der 1. Runde verloren – 2019 in Wimbledon gegen die Schweizerin Viktorija Golubic.
Der Brite Dan Evans besiegt den Russen Karen Chatschanow im längsten Spiel der US-Open-Geschichte. 5 Stunden und 35 Minuten brauchte er, bis er sich gegen die Nummer 22 der Welt mit 6:7 (6.8), 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), 4:6, 6:4 durchgesetzt hatte. Das sind neun Minuten länger als der von Stefan Edberg gegen Michael Chang gewonnene Halbfinal von 1992. Im fünften Satz hatte Evans bereits 0:4 im Hintertreffen gelegen.
UNBELIEVABLE! 🤯
— Sky Sports Tennis (@SkySportsTennis) August 27, 2024
From 0-4 down in the final set, Dan Evans won 6 games in a row to defeat Karen Khachanov 6-7, 7-6, 7-6, 4-6, 6-4 🔥 pic.twitter.com/EuAbttMSUh
Naomi Osaka feierte mit einem überzeugenden Zweisatz-Sieg gegen die als Nummer 10 gesetzte Jelena Ostapenko eine erfolgreiche Rückkehr als Mutter. Ihr Auftritt wird auch abseits des sportlichen Erfolgs in Erinnerung bleiben. Eine überdimensionale Schleife in mintgrün auf dem Rücken, ein Faltenrock in der gleichen Farbe, grosse Kopfhörer und Schuhe ebenso in Schleifen-Optik.
Mit dem Outfit für ihr Auftaktspiel hat Superstar Naomi Osaka die Zuschauer begeistert – und sich selbst Sicherheit verschafft. «Ich denke, wenn ich dieses Outfit anziehe, ist es für mich fast wie ein Super-Anzug», sagte die Japanerin. Für Osaka war es einer der grössten Erfolge seit ihrer Rückkehr als Mutter auf die Profitour zu Beginn dieser Saison.
Carlos Alcaraz, der Sieger der letzten beiden Grand-Slam-Turniere in Paris und Wimbledon, gab gegen den australischen Qualifikanten Li Tu (ATP 186) überraschend den zweiten Satz ab, blieb in seiner Auftaktpartie aber letztlich ungefährdet. «Zu Beginn war er nervös», stellte der als Nummer 3 gesetzte Spanier fest. «Dann hat er aber wirklich gut gespielt und mich etwas überrascht.»
It took five set points, but 🇦🇺 Li Tu has won the second set vs Carlos Alcaraz 👀 pic.twitter.com/CtGPU6Ra4L
— US Open Tennis (@usopen) August 28, 2024
Stefanos Tsitsipas (ATP 11) kommt auf Hartplatz nicht in Fahrt. Seit den Olympischen Spielen, wo er auf Sand im Viertelfinal am späteren Sieger Novak Djokovic gescheitert war, gewann er nur eines von vier Partien. Die dritte Niederlage auf der harten Unterlage erlitt der Grieche in der 1. Runde des US Open gegen den Australier Thanasi Kokkinakis.
Own the moment, Thanasi!
— Tennis TV (@TennisTV) August 27, 2024
Jubilant scenes as @TKokkinakis seals the victory over Tsitsipas in New York@usopen #USOpen pic.twitter.com/GMsqS0CJ36
Die Niederlage im Tiebreak des ersten Satzes konnte Tsitsipas noch ausgleichen, doch verlor er in der Folge die Durchgänge drei und vier. Nach 3:55 Stunden lautete das Ergebnis aus Sicht des 26-Jährigen 6:7 (5:7), 6:4, 3:6, 5:7.
Felix Auger-Aliassime (ATP 19) ist am US Open überraschend früh ausgeschieden. Der 24-jährige Kanadier unterlag in der 1. Runde dem Tschechen Jakub Mensik (ATP 65) in gut zwei Stunden 2:6, 4:6, 2:6. Damit verpasst Auger-Aliassime – 2021 noch im Halbfinal beim jeweils letzten Grand Slam des Jahre – wie schon im letzten Jahr einen Sieg in Flushing Meadows. Der 18-jährige Mensik trifft in der nächsten Runde auf Tristan Schoolkate (ATP 193), der dank einer Wild Card im Hauptfeld steht. Der Australier setzte sich in fünf Sätzen gegen Taro Daniel (ATP 88) aus Japan durch.