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Die Tour de Suisse will nachhaltig werden und den CO2-Ausstoss halbieren

Foto Manuel Geisser 19.06.2022 Tour de Suisse Radsport Radrennen 8 -.Etappe Einzelzeitfahren Vaduz-Vaduz . Bild: Segio Higuita COL Team Bora -Hansgrohe/ Fernseh Motorrad *** photo Manuel Geisser 19 06 ...
Ein Radrennen ist aus mehreren Gründen immer auch ein Auto- und Töffrennen.Bild: www.imago-images.de

So will die Tour de Suisse nachhaltig werden

Die Tour de Suisse möchte in fünf Jahren nur noch halb so viel CO2 ausstossen wie bisher. Wie soll das passieren?
11.06.2023, 13:54
Raphael Gutzwiller / CH Media
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Wenn heute die Tour de Suisse in Einsiedeln startet, werden nicht nur die über 150 Velofahrer die Strecken abfahren, sondern auch viele Autos, Töffs und eine Werbekolonne. So ökologisch Radfahren eigentlich ist, so unökologisch ist ein Profirennen wie die traditionsreiche Schweizer Rundfahrt.

Das soll sich ändern. In fünf Jahren möchte die Tour de Suisse nur noch halb so viel CO2 ausstossen wie bisher. So lautet das ambitionierte Ziel der Organisatoren. «Wir meinen es ernst, wenn wir sagen, dass wir nachhaltiger werden möchten. Das klingt nicht nur gut, sondern ist für uns ein zentrales Thema», sagt Tour-Direktor Olivier Senn.

Zuschauer sollen mit dem Velo oder dem ÖV anreisen

Um in fünf Jahren tatsächlich doppelt so ökologisch unterwegs zu sein wie bisher, sind mehrere Projekte geplant. Zunächst wird jedoch beim Publikum angesetzt. Fast eine Million Menschen verfolgen jährlich die Tour am Strassenrand, viele reisen mit dem Auto an. «Wenn jede Zuschauerin oder jeder Zuschauer eine Autofahrt von zehn Minuten hat, ist das bei dieser Anzahl Menschen schon eine viel zu grosse Emission», so Senn.

Eine Kommunikationskampagne und ein Wettbewerb sollen die Leute dazu animieren, mit dem Velo oder dem öffentlichen Verkehr anzureisen. In einer App können sich Velofans für die TdS-CO2-Challenge registrieren. Dabei kann eingetragen werden, wie viel CO2-Emissionen sie durch ihre alternative Anreise reduzieren. Für die Teilnehmenden gibt es Preise zu gewinnen. Jene Fans, die mit dem Velo anreisen, erhalten zudem bei den grossen Aufstiegen Verpflegung und kleine Geschenke.

Noch zu wenig Ladestationen

Beim Publikum liegt zunächst der Fokus der Tour-Organisatoren, weil sie sich bei anderen Themen mit einigen Hürden konfrontiert sehen. Der offensichtlichste Weg, Emissionen zu reduzieren, wäre eine Änderung der Fahrzeuge. Doch alles auf Elektroautos umzurüsten, ist im Moment noch unrealistisch. Das Hauptproblem ist die dafür notwendige Infrastruktur. «Wenn wir mit so vielen Autos auf einmal kommen und wir irgendwo in den Alpen sind, reichen die heute verfügbaren Schnellladestationen längst nicht aus», erklärt Senn.

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Ärzte, Rennjury und Teamfahrzeuge fahren hinter dem Feld her.Bild: www.imago-images.de

Allein von den Tour-Organisatoren sind während der Tour 55 Töffs und 94 Autos im Einsatz, dazu kommen für jedes der 23 Teams zusätzlich ein Bus, ein Lastwagen, zwei grössere Transporter sowie etwa fünf Autos. Immerhin gibt es auch in diesem Bereich erste Versuche. Im letzten Jahr kamen für VIP-Zuschauende erstmals zehn Elektro-Autos zum Einsatz. In diesem Jahr sind es acht solcher Fahrzeuge, vier Hybrid-Autos werden zudem während des Rennens eingesetzt.

«Diese Anzahl möchten wir ausbauen», sagt Senn. «Aber die Umstellung auf Elektroautos klappt nicht von heute auf morgen.» Noch komplizierter gestaltet sich die Situation bei den Töffs, weil es bisher auf dem Markt zu wenig gute Elektromaschinen gäbe, die solche Etappen abdecken könnten.

Velofahrer setzen sich für ökologischere Tour ein

Die Tour-Organisatoren treffen mit ihren Bemühungen auch den Nerv einiger Profis. Es gibt immer mehr, die sich für einen ökologischeren Radsport einsetzen. Als Vorreiter gelten diesbezüglich Marlen Reusser und Gino Mäder. Die beiden Schweizer Profis setzen sich auch innerhalb ihres Teams dafür ein, dass ökologisch gewirtschaftet wird.

«Wir Veloprofis haben einen riesigen ökologischen Fussabdruck, der etwa so gross ist wie derjenige von drei Menschen zusammen», kritisierte Mäder kürzlich gegenüber CH Media in einem Interview selbstkritisch. Deshalb versucht er sich innerhalb des Teams dafür einzusetzen, dass etwa ökologischer gereist wird.

Noch haben solche Bemühungen in den Profi-Teams einen schweren Stand. Die Tour de Suisse will dagegenwirken. «Wir möchten künftig die nachhaltigsten Teams auszeichnen und sie so animieren, ökologischer zu reisen», sagt Senn.

Kleinere Veränderungen gibt es derweil schon bei der jetzigen Tour de Suisse bei der Werbekolonne, die etwas ökologischer werden soll. So sollen verschiedene Artikel in einem Bag gesammelt und gemeinsam den Fans abgegeben werden.

Viele Massnahmen sollen also dazu führen, dass die Tour de Suisse dereinst ökologischer wird. «Wir vom Radsport können als Vorreiter für andere Sportarten gelten», glaubt Senn. Dazu ist aber noch ein weiter Weg zu gehen.

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