Noch ein Tor, dann schien es Clément Noël wieder geschafft zu haben. Wie vor anderthalb Wochen bei seinem Sieg in Val d'Isère war er erneut auf dem Weg zu einem überlegenen Sieg. Doch dann das: Der Schlaks stürzte wenige Meter vor dem Ziel.
Nichts wurde es mit dem zehnten Weltcup-Sieg. Statt Stolz und Freude über eine neuerliche Machtdemonstration blieb dem Franzosen nur der grosse Frust.
Foss-Solevaag kam so unverhofft zu seinem zweiten Weltcup-Sieg nach jenem im Januar im zweiten Slalom in Flachau im Salzburgerland. Der Norweger riss im Zielraum die Hände in die Höhe. Das musste genügen in diesem Glücksmoment – wohl auch aus Respekt vor Pechvogel Noël, aber auch deshalb, weil die ganz grossen Gefühlsregungen nicht zu seinem Naturell passen.
Aus der hochgelobten, an diesem Abend aber von argen Rückschlägen geplagten Schweizer Slalom-Truppe hatte einzig Loic Meillard Grund zur Zufriedenheit. Der Romand steigerte sich im zweiten Lauf dank Laufbestzeit gleich um 23 Ränge und zeigte mit dem 6. Platz einen ersten Ansatz von Besserung in einem bisher nicht wunschgemäss verlaufenen Winter.
«Ich versuchte zu attackieren und mit einem guten Gefühl von hier weg zu gehen», verriet Meillard im SRF-Interview. «Das gelang mir, es war ein starker Lauf, das tut gut, das gibt Vertrauen. Nach dem vergangenen Wochenende war ich etwas im Tief.»
Meillard war sich bewusst, dass er auch etwas Glück gehabt habe. «Ich hätte nach dem 1. Lauf genau so gut 31. statt 29. sein können und keine zweite Chance erhalten. Ich bin froh, klappte es und konnte ich diese Möglichkeit nutzen.»
Nun stehen zwei, drei Tage Pause an, die ihm willkommen sind. «Gutes Essen, ein Glas Wein mit der Familie, ein wenig herunterkommen und dann geht es schon weiter nach Bormio», gewährte er Einblick in seine Agenda.
Den umgekehrten Weg als Meillard gingen Luca Aerni und Ramon Zenhäusern. Aerni fiel vom 8. auf den 17. Platz zurück, Zenhäusern rutschte vom 13. in den 18. Rang ab.
Zur mentalen Blockade, herrührend von einer bei einem Trainingssturz Anfang November erlittenen Schulterverletzung, gesellten sich beim «Doppelmeter» in den letzten Tagen gravierende Rückenschmerzen. «Ich will nicht nach Ausreden suchen», sagte Zenhäusern im SRF, «vor drei Tagen verspürte ich einen ‹Zwick› im Rücken, aber das spielt keine Rolle, am Ende zählt nur die Zeit.»
Eine Erfahrung der anderen schlimmen Art musste Daniel Yule machen. Der Unterwalliser, der mit dem 4. Rang in Val d'Isère nach dem unbefriedigend verlaufenen letzten Winter wieder in die Spur zurückgefunden hatte, verpasste die Qualifikation für den zweiten Lauf – auf seiner Lieblingspiste, auf der er vor drei und vor knapp zwei Jahren den Slalom gewonnen hatte. Gleiches war ihm vor bald acht Jahren das letzte Mal passiert.
Yule führte die interne Gilde der Enttäuschten an. Marc Rochat, Sandro Simonet, Reto Schmidiger und Noël von Grünigen zählten ebenfalls nicht zu den besten 30 Fahrern, Tanguy Nef gehörte im ersten Durchgang zu den Ausgeschiedenen.
Noch schlimmer erwischte es jedoch die Österreicher: Ihr Bester, Michael Matt, schaffte es bloss auf Rang 20. (ram/sda)