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Skispringen in Dubai? Der Beste der Welt ist nicht abgeneigt

Halvor Egner Granerud Skispringen Dubai
Noch ist es eine Montage: Skispringer Granerud vor der Skyline von Dubai.Bild: imago/watson

Skispringen in Dubai? Der Beste der Welt ist nicht abgeneigt

Der Winter ist vorbei – aber die Skisprung-Saison müsste sich eigentlich nicht mehr an einen Kalender halten. Denn gesprungen werden kann auch ohne Schnee. Was Protagonisten zu kühnen Ideen verleitet.
12.04.2023, 14:5713.04.2023, 12:44
Ralf Meile
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Früher war es einfach. Fürs Skispringen benötigt es Schnee und damit es Schnee gibt, muss es kalt sein. Doch die Zeiten und der Sport haben sich verändert. Längst finden auch im Sommer Wettkämpfe statt, gesprungen werden kann auch ohne Schnee. Die Anlaufspur ist meist aus Keramik, gelandet wird auf Kunststoffmatten.

Sandro Pertile, der Skisprung-Chef beim Ski-Weltverband FIS, äusserte deshalb unlängst einige Zukunftsvisionen. Der Italiener sprach in einem Interview von einem Ganzjahressport. «Skispringen ist eine Show. In Dubai oder in Las Vegas anzutreten, wäre definitiv etwas, was das Skispringen dringend braucht», sagte Pertile gegenüber der slowenischen Zeitung Dnevnik. Ihm schwebt eine mobile Schanze vor, mit der Wettkämpfe in Stadtzentren durchgeführt werden könnten.

Hinterzarten, Deutschland 28.-30. Juli 2017: FIS Sommer Grand Prix Hinterzarten - 2017 Simon Ammann Schweiz /SUI, im Flug, Aktion . Einzelbild . Freisteller . Adler Skistadion Baden W
Kein Schnee im Schwarzwald: Simon Ammann beim Sommer-GP Ende Juli 2017.Bild: www.imago-images.de

Natürlich geht es dabei auch um Geld. Laut Pertile ist das Skispringen momentan zu abhängig von europäischen Sponsoren. «Wenn eine neue Popularität erreicht werden soll, muss das Skispringen globaler werden.»

«Wie ein Konzert oder eine Show»

Der 54-Jährige betont, dass es keinen Markt gebe, um Skisprung-Ski zu verkaufen, weshalb der Sport eine andere Stellung besitze als etwa der alpine Skirennsport. «Skispringen ist eher wie ein Konzert oder eine Show. Wir müssen den Leuten Unterhaltung bieten.»

Einer, der seinem obersten Funktionär zur Seite steht, ist Halvor Egner Granerud. Der aktuelle Gesamtweltcup-Sieger findet: «Wir haben im Sommer genauso viel Spass beim Springen wie im Winter.» Zu Pertiles Idee meinte der Norweger: «Das wäre doch cool. Ich bin nicht dagegen.»

epa10553479 Halvor Egner Granerud of Norway in action during the first round of the FIS Ski Flying World Cup individual competition in Planica, Slovenia, 01 April 2023. EPA/Grzegorz Momot POLAND OUT
Hier springt er in verschneiter Winterlandschaft: Halvor Egner Granerud.Bild: keystone

Zurück zu den Wurzeln

Für Granerud wäre der Schritt in die Moderne gleichzeitig einer zurück in die Vergangenheit. «Das Skispringen würde zu seinen Ursprüngen zurückkehren», sagte er zum polnischen Portal Sports in Winter. Der Sport sei schliesslich einst erfunden worden, um den Mut der Menschen auf der Schanze zu zeigen und um das Publikum in Erstaunen zu versetzen. «Das Skispringen hat das Potenzial, ein globaler Sport zu werden», glaubt der 26-jährige Granerud.

Eine pointierte Meinung äusserte während der Saison auch Norwegens Nationaltrainer Alexander Stöckl. Der Österreicher hielt fest: «Entweder wir nennen uns weiter Wintersport und sterben im Winter – weil den gibt es irgendwann nicht mehr. Oder wir nennen uns Extremsport.» Stöckl hatte dabei den Klimawandel im Kopf, durch den es immer weniger Schnee gibt in Mitteleuropa. «Wir haben das Glück, dass wir die Mattenschanzen haben und dass wir keinen Schnee brauchen», sagte er. Stöckl plädierte deshalb schon vor Pertile dafür, neuen Destinationen gegenüber offener zu sein.

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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12.04.2023 17:09registriert März 2019
Wer hier mit "klimatisierten Fussballstadien" argumentiert, hat nicht ganz fertig gedacht. Wie im Lead steht: Skispringen ist längst problemlos auch ohne Schnee möglich. Die Disziplin ist damit faktisch kein Wintersport mehr. Es braucht hier keine Schneekanonen und Ähnliches. Auf diesem Hintergrund ist es egal, ob Engelberg oder Emirat. Nach Sapporo gehen sie eh jedes Jahr, da fällt ein Zwischenstop in Dubai kaum ins Gewicht.
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