Der Vater Norweger, die Mutter Brasilianerin. Das erleichterte Lucas Braathen den Schritt, nach seinem Streit mit dem norwegischen Verband, der im Rücktritt mündete, die Nation zu wechseln. Ab nächstem Winter greift der fünffache Weltcupsieger in Slalom und Riesenslalom für die zweite Heimat an.
Braathen ist nicht der erste Skirennfahrer, der in seiner Laufbahn unter zwei Flaggen antritt. Auch Schweizer wechselten schon die Nation – wenn auch aus anderen Gründen.
Girardelli ist Vorarlberger, sein Vater Helmut im ständigen Zoff mit dem österreichischen Verband. Also beschliesst er, dass sein Sohn statt für Österreich für Luxemburg fahren soll. Die Girardellis werden zum Privatteam, der vielseitige Marc zum grossen Rivalen von Pirmin Zurbriggen in den 80er-Jahren. Er gewinnt fünf Mal den Gesamtweltcup, 46 Weltcuprennen und vier WM-Goldmedaillen.
Der Bruder von Lara Gut-Behrami versucht ebenfalls, als Skirennfahrer erfolgreich zu sein. Es gelingt ihm nicht. Nachdem er im Schweizer Verband den Durchbruch nicht schafft, fährt der Tessiner für Liechtenstein, dem Herkunftsland einer Grossmutter. Bei seinen drei Weltcup-Starts verpasst Ian Gut die Punkteränge, bei seinen drei Starts in WM-Rennen scheidet er jeweils aus. 28-jährig tritt er zurück.
Gut für die Österreicherin, dass ihre Mutter aus Neuseeland kommt. Das verhilft Riegler dennoch zur Weltcupkarriere, nachdem sie sich gegen die ÖSV-Konkurrenz nicht durchsetzen konnte. In den Jahren 1996 und 1997 gewinnt sie vier Weltcupslaloms, heute ist sie mit Antoine Dénériaz verheiratet, dem französischen Abfahrts-Olympiasieger 2006.
Mit 31 Jahren fliegt der Slalomfahrer aus den Swiss-Ski-Kadern. Imboden will aber weitermachen. In Moldawien wird der Bündner fündig, er wird eingebürgert und fährt weiter im Weltcup. Vier Jahre nach dem Wechsel wird Imboden im Slalom von Adelboden Siebter, es ist sein Bestresultat vom zweiten Teil der Karriere.
Im österreichischen Skiverband spielt der Allrounder keine grosse Rolle mehr. Baumann nimmt nach der Hochzeit mit seiner deutschen Partnerin deren Staatsbürgerschaft an und fährt fortan für den DSV. 2021 gewinnt Baumann als Deutscher WM-Silber im Super-G.
Die Österreicherin ist als eine der besten Slalomfahrerinnen der Welt eine Rivalin von Vreni Schneider. 1993 gewinnt Eder WM-Bronze, 1994 hinter Schneider Olympia-Silber. Als der Skiverband ihren Trainer entlässt, verkracht sich Eder derart mit dem ÖSV, dass sie das Land wechselt. Neu startet sie für den Karibikstaat Grenada, der noch gar keinen Skiverband hat. Eder wird ein Jahr gesperrt und schafft es nach der Rückkehr nicht mehr weiter nach vorne als auf Rang 11.
Fünf Weltcupsiege, 22 Podestplätze: Josef «Pepi» Strobl ist zu Hermann Maiers Zeiten einer der vielen anderen starken Österreicher. Als 20-Jähriger gewann er schon sein zweites Weltcuprennen – mit Startnummer 61 die Abfahrt in Val d'Isère. Als er es im Herbst der Karriere nicht mehr ins ÖSV-Aufgebot schafft, will Strobl erst nach Deutschland wechseln, schliesslich wird er Slowene. Erfolge hat er keine mehr.
Das Talent wurde ihr vererbt: Colturis Mutter ist Daniela Ceccarelli, Super-G-Olympiasiegerin 2002. Weil sie es nicht erwarten konnte, im Weltcup zu fahren, wechselte sie noch vor dem 16. Geburtstag den Verband, sie tritt für Albanien an. Die heute 17-Jährige wurde im vergangenen Winter Junioren-Weltmeisterin im Super-G und schaffte es in diesem Januar erstmals in die Top Ten eines Weltcuprennens.
Der Tiroler holt seine ersten Weltcuppunkte als Österreicher. Aber seit drei Jahren fährt der Riesenslalom-Spezialist für Dänemark, das Heimatland seines Vaters, eines Skilehrers. Am Chuenisbärgli in Adelboden belegt Borgnaes in diesem Winter Rang 14.
Der Manager der US-Dominatorin Mikaela Shiffrin fährt als Österreicher in die Slalom-Weltspitze. Bei Olympia 2002 verpasst Albrecht als Vierter die Bronzemedaille nur um vier Hundertstel (Urs Imboden wird da übrigens Fünfter mit sieben Hundertstel Rückstand aufs Podest). Als er mit 33 Jahren keinen Platz mehr im Kader hat, sucht er sich eine neue Heimat. Albrecht findet sie in Bulgarien, im neuen Rennkombi kann er nicht mehr an seine alten Leistungen anknüpfen.