Das erste Weltcup-Rennen der Frauen in Gurgl schrieb gleich mehrere Geschichten. Die wohl schönste wäre gewesen, wenn Wendy Holdener auf das Podest gefahren wäre. Nachdem sie sich bei Halbzeit lediglich 13 Hundertstel hinter der Führenden Mikaela Shiffrin noch auf Kurs befunden hatte, büsste sie im zweiten Lauf zu viel Zeit ein und verpasste Platz 3 um 18 Hundertstel. Es wäre Holdeners erster Podestplatz gewesen im dritten Rennen nach ihrem Comeback und seit dem Tod ihres Bruders Kevin im Februar.
«Innerlich nervt mich der 4. Platz schon ein wenig», sagte Holdener nach dem Rennen gegenüber SRF. Im Mittelteil habe sie zu viele Fehler begangen, sei sie zu wenig gefahren. Zufrieden war sie in Anbetracht der Umstände jedoch allemal mit dem Resultat. «Es ist vieles noch nicht normal für mich, ich habe eine ziemliche Unruhe in mir drin. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.»
So schrieb Camille Rast ihr persönliches Märchen. Dank zwei starken Läufen stieg sie zum ersten Mal in ihrer Karriere auf ein Weltcup-Podest. Die 25-jährige Walliserin klassierte sich mit der fünft- und drittbesten Laufzeit im 3. Schlussrang. «Unglaublich, endlich», sagte sie im Zielraum mit Tränen in den Augen. So viele Fragen zu einem möglichen ersten Podestplatz habe sie in der jüngeren Vergangenheit beantworten müssen. Nun habe es endlich geklappt. Wobei Rast im Ziel eine böse Vorahnung hatte. Eben erst auf dem Sessel in der Leaderbox Platz genommen, löste sie Lara Colturi um zwei Hundertstel an der Spitze ab. «Ich dachte: Nein, nicht noch einmal Vierte», so Rast.
Schon oft war die Junioren-Weltmeisterin von 2017 nahe am Podest, meist fehlten nur wenige Hundertstel. Vor einer Woche in Levi schnupperte sie als Fünfte an der erstmaligen Top-3-Platzierung. Dreimal war sie noch näher dran. In Jasna fehlten ihr im Januar lediglich neun Hundertstel, nun vollendete sie einen konstanten Steigerungslauf.
Mit Lara Colturi stieg eine weitere Fahrerin zum ersten Mal auf ein Weltcup-Podest. So absehbar der Coup von Rast gewesen ist, so überraschend kommt jener von Colturi. Erst vor kurzem wurde die für Albanien startende Italienerin 18 Jahre alt. Ihr bestes Resultat war zuvor ein 9. Platz. In Gurgl preschte die Tochter von Olympiasiegerin Daniela Ceccarelli im ersten Lauf mit Startnummer 27 auf den 4. Platz vor. Im zweiten Umgang hielt sie dem Druck stand und verbesserte sich vor allem dank eines fulminanten unteren Abschnitts nochmals um zwei Plätze. Es war nicht nur für sie der erste Podestplatz im Weltcup, sondern auch der erste für den albanischen Skiverband.
In eigenen Sphären fährt Mikaela Shiffrin. Wie schon vor einer Woche in Levi feierte die Amerikanerin einen überlegenen Sieg. Im hohen Norden Finnlands betrug die Differenz zur ersten Verfolgerin sechs Zehntel, nun waren es 55 Hundertstel. Die letzten sechs Slaloms, bei denen sie am Start war, gewann sie.
Bereits in der kommenden Woche könnte die 29-jährige Shiffrin einen nächsten Meilenstein in ihrer Karriere erreichen. Mit dem Triumph in Gurgl hat sie die Anzahl an Weltcup-Siegen auf 99 hochgeschraubt. In Killington, also quasi vor ihrer Haustüre, könnte sie im Riesenslalom am Samstag oder im Slalom am Sonntag als erste Athletin im alpinen Ski-Weltcup die magische Marke von 100 Siegen erreichen.
Michelle Gisin hatte nach einem völlig verkorksten ersten Lauf den zweiten Umgang um 47 Hundertstel verpasst. (riz/sda)
Camille rast vor Wendy Holdener. :)
Gratulation!
Und morgen legen Marc oder Tanguey nach 😃😃😃.