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Der lange Weg zum Traum einer Schweizer Shorttrack-Medaille

Am Finaltag des Speedy-Cups demonstrierten Phoebe Stänz (hinten) und ihre Kaderkollegen die Sportart Shorttrack.
Am Finaltag des Speedy-Cups demonstrierten Phoebe Stänz (hinten) und ihre Kaderkollegen die Sportart Shorttrack.Bild: Alexander Wagner

Der lange Weg zum Traum einer Schweizer Shorttrack-Medaille

Vor einem Jahr startete mit Unterstützung des OYM in Cham das nationale Leistungszentrum für Shorttrack. Es ist die einzige Olympia-Disziplin, in welcher die Schweiz noch nie vertreten war. Auch dank einer Eishockey-Heldin soll sich das bald ändern.
01.02.2023, 17:43
Rainer Sommerhalder / ch media
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An diesem Sonntag gehört die Zuger Bossard-Arena für einmal nicht den Eishockey-Titanen des EV Zug. Trotzdem ist die Haupttribüne gut besetzt. Es sind Eltern und ihr Nachwuchs, die das Geschehen auf dem Eis lautstark begleiten. Dort duellieren sich die schnellsten Kinder im Primarschulalter aus der ganzen Schweiz beim zweiten Finale des Speedy-Cups in der Disziplin Shorttrack.

Der Speedy-Cup ist ein neuartiger Schulsportevent des Eissports, vom Konzept her an die erfolgreichen Versionen etwa in der Leichtathletik oder beim OL angelehnt. Er entstand aus dem Vermächtnis der abgesagten Winter-Universiade in Luzern.

Zehnmal mehr Kinder innerhalb eines Jahres

Waren es bei der ersten Austragung vor einem Jahr noch überschaubare 270 Teilnehmenden aus vier Städten, so erlebte der Speedy-Cup diesmal einen wahren Quantensprung. Mehr als 2300 Kinder aus 12 Ortschaften in der gesamten Schweiz machten die Finalisten unter sich aus. Für die dritte Austragung haben sich bereits an die 25 interessierte Eisbahn-Standorte bei den Organisatoren gemeldet.

Fast wie die Profis: Die Finalisten am Schulsportwettkampf Speedy-Cup stürzen sich beim Shorttrack ins Ziel.
Fast wie die Profis: Die Finalisten am Schulsportwettkampf Speedy-Cup stürzen sich beim Shorttrack ins Ziel.Bild: Alexander Wagner

Die Duelle der Kids auf dem Zuger Eisrink zeigen auf, wieso dieses Kräftemessen, das auch bei Olympischen Spielen höchst attraktive Wettkämpfe bietet, bei Jungen so gut ankommt. Und wer weiss, vielleicht war an diesem Sonntag in Zug ja sogar jene spätere Athletin oder Athlet zu sehen, welche die Vision des Fördervereins «Shorttrack - Swiss Ice Movement» einst erfüllen soll. Den Gewinn einer Schweizer Olympiamedaille bei den Winterspielen 2034.

Das Projekt ist nun ein Jahr alt und hat bereits einige Erfolge zu verzeichnen. Neben der Teilnehmerexplosion beim Nachwuchs auch die Teilnahme von zwei Schweizern und einer Schweizerin jüngst an der Universiade in Lake Placid oder die Besetzung der vier Förderplätze im Trainingscenter OYM in Cham.

Vom Eishockey-Nationalteam zum Shorttrack

Eine Athletin aus dem Quartett weiss sogar schon, wie sich ein Medaillengewinn bei Olympischen Spielen anfühlt. Die 29-jährige Phoebe Stänz gehörte während zwölf Jahren zu den Teamstützinnen des Eishockey-Nationalteams und feierte bei der Olympiateilnahme 2014 in Sotschi die Bronzemedaille.

Stänz spielte während ihrer Karriere in Zürich, Lugano, aber auch in Kanada, den USA und zuletzt bei Leksand in Schweden. Sie gehörte stets zu den besten Skaterinnen. Diese Eigenschaft zusammen mit der Motivation für die Disziplin Shorttrack haben sie zum Wechsel ins innovativste Entwicklungsprojekt des Schweizer Sports bewogen.

Switzerland's ice hockey women player Phoebe Staenz, right, celebrates her bronze medal with teamates during the women's ice hockey victory ceremony at the XXII Winter Olympics 2014 Sochi, a ...
Phoebe Stänz (im Vordergrund mit der Nummer 88) beim Gewinn von Olympia-Bronze im Eishockey.Bild: KEYSTONE

Wie weit sie es bringen wird, weiss sie selbst nicht. Vielleicht ist eine Olympiateilnahme in drei Jahren in Cortina realistisch. Vielleicht gehört sie aber einfach auch nur zu den Pionierinnen, die der nächsten Generation als Vorbild dienen.

Noch fehlt es an Eistrainings, Betreuern und Geld

Noch stammen die Kadermitglieder im Shorttrack aus anderen Sportarten: Eishockey, Eiskunstlauf oder Inline-Skating. Der Weg der schnellsten Speedy-Cup-Teilnehmenden bleibt eine Herausforderung. Um zu expandieren, braucht es nicht nur zusätzliches Geld. Beinahe noch wichtiger sind Eiszeiten und Trainingsleiter, um den interessierten Jugendlichen eine Perspektive zu bieten.

Denn im Grunde wären gerade in der Schweiz die Voraussetzungen zur Entwicklung von Shorttrack ideal. Während die traditionellen Eisschnellläufer mangels vorhandenem 400-m-Eisoval fürs Training ins Ausland dislozieren müssen, verfügt die Schweiz mit rund 160 Eisrinks die höchste Dichte solcher Anlagen in Europa.

Jan Caflisch ist Vizepräsident im Verband Swiss Ice Skating und Vorstandsmitglied im Förderverein. Der Davoser sagt, dass neben Pioniergeist, Trainingsmöglichkeiten und Finanzmittel auch die Akzeptanz in den eigenen Reihen eine Herausforderung sei. «Die Athletinnen und Athleten der etablierten Disziplinen sollten die Shorttracker nicht als Konkurrenz ansehen.»

Caflisch betont die Wichtigkeit des Shorttrack-Projekts auch für das Thema «Sportartentransfer». Gerade im Eishockey zeichnet sich schnell ab, ob es ein Junior bis an die Spitze schaffen wird. Gleichzeitig erhält er in jungen Jahren jene Schlittschuh-technische Grundausbildung, die aus ihm durchaus auch einen erfolgreichen Shorttrack-Athleten machen kann. Erfolg im Sport auf dem zweiten Bildungsweg quasi. (aargauerzeitung.ch)

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