Es ist ein Kernthema der Schweizer Olympiapläne und wurde auch beim Schweizer Sport Forum vergangene Woche in Luzern eifrig diskutiert. Die Winterspiele 2038 sollen zu einem beträchtlichen Teil privatwirtschaftlich finanziert werden. Neben dem hohen dreistelligen Millionenbetrag des IOC und den Zuschauereinnahmen planen die Initianten rund um Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann für das Budget mit Geldern aus der Wirtschaft in der Höhe von 250 Millionen.
Urs Lehmann spricht von «einer Herausforderung, denn es sind für den Schweizer Sport neue Dimensionen». Er sagt, dass es bereits zwei oder drei Ansätze gebe, die es nun zu vertiefen gelte. Die ersten Signale aus der Wirtschaft stimmen ihn sehr zuversichtlich.
Für die ursprüngliche Turbo-Variante, die Olympischen Spiele bereits 2030 in die Schweiz zu holen, waren die Finanzierungspläne der Organisatoren bereits fortgeschritten. Dem Vernehmen nach hätte Milliardär und Sporthilfe-Präsident Urs Wietlisbach und sein überaus potentes Netzwerk dabei eine wichtige Rolle gespielt. Unternehmer Wietlisbach ist mit Urs Lehmann befreundet und engagiert sich gemeinsam mit Swiss Ski auch bei der Schneesport-Initiative persönlich.
Für 2038 allerdings sei Wietlisbach aufgrund der zeitlichen Dimension und dem dannzumal fortgeschrittenen Alter seiner Netzwerk-Partner eher skeptisch. Urs Lehmann will zwar partout keine Namen von möglichen Sponsoren und Unterstützern nennen. Er bestätigt aber, dass es neue Unterstützungsformen jenseits des traditionellen Sponsorings brauche und neben Firmen dafür auch Privatpersonen in Frage kämen.
Michael Hartweg präsentierte beim Sport Forum in Luzern sein innovatives Projekt Muuvr – ein digitales Belohnungssystem für Ausdaueraktivitäten. Bekannt wurde der Investor mit der Biathlon-Arena Lenzerheide, einem der grösseren privaten Investments der vergangenen Jahre im Schweizer Sport. Er persönlich sei zwar für die Winterspiele 2038 finanziell gesehen ein zu kleiner Fisch. Aber auf die Frage, wie realistisch es sei, in der Schweiz eine Viertelmilliarde Einnahmen privatwirtschaftlich zu generieren, antwortet er: «250 Millionen? Ja, das halte ich für möglich».
Es gäbe in der Schweiz genügend potente Personen, die für ein solches Investment in Frage kommen. «Sie alle haben von den Verhältnissen in der Schweiz – und von Steuervergünstigungen – profitiert. Es ist also eine Gelegenheit, etwas zurückzugeben – auch als Privatpersonen. Aber man muss sie vom gesellschaftlichen Wert dieses Events überzeugen. Für sie muss die Story hinter ihrem Engagement stimmen.»
An dieser «Story» arbeitet aktuell Diego Züger, der Co-Geschäftsführer von Swiss Ski. Er sitzt gemeinsam mit Vermarktungs-Experten des IOC und von Infront in einem Gremium mit Namen «Circle». Weil in der Schweiz kaum Know-how bei der Ausarbeitung von Sponsoring-Konzepten in dieser Grössenordnung bestehen, setzen die Initianten auf internationale Erfahrung. Züger war vor gut zehn anlässlich der Bündner Olympia-Pläne für 2022 für seinen damaligen Arbeitgeber Infront am Projekt beteiligt.
Auch für Züger ist die Vision, die man potenziellen Geldgebern verkaufe, entscheidend. «Es soll ein Generationenprojekt sein, das unseren Partnern eine Visibilität über mindestens 12 Jahre ermöglicht. Man wird Teil einer Bewegung, aber es ist in dieser Grössenordnung kein klassisches Sponsoring mehr.»
In Frage als Partner kämen neben Firmen, Privatpersonen auch Stiftungen oder KMU. Sie alle erhalten zwar aufgrund der IOC-Regeln keine Sichtbarkeit und TV-Präsenz am Anlass selbst, aber sie dürfen mit den olympischen Symbolen werben und auftreten. «Ich bin überzeugt, dass wir ein Konzept präsentieren können, bei welchem der Value für Partner stimmt», sagt Züger. Er sagt aber auch, dass das finanzielle Engagement für die Winterspiele «wohl nicht aus klassischen Sponsoringbudgets kommen werde». Olympische Spiele bedeuten definitiv auch für die Wirtschaft einen Sondereffort. (aargauerzeitung.ch)
Nach diesem Satz muss man nicht mehr weiterlesen.