Apple hat im Weihnachtsgeschäft dank der ungebrochenen Nachfrage nach seinem iPhone einen Gewinn von fast 34 Milliarden Dollar eingefahren. Inzwischen sind insgesamt mehr als 2,2 Milliarden Geräte des Konzerns im Einsatz. Mit diesem Rekordwert im Rücken stösst der Konzern am Freitag zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt in eine neue Produktkategorie vor – mit der Computer-Brille Apple Vision Pro.
Apple will mit dem ab 3499 Dollar vor Steuern verkauften Gerät einen «räumlichen Computer» etablieren, mit dem sich Nutzer digitale Inhalte innerhalb ihrer realen Umgebung anzeigen lassen können.
Die Vision Pro nimmt die Umgebung mit Kameras auf und gibt sie zusammen mit den zusätzlichen Inhalten auf Displays vor den Augen wieder. Apple wirbt mit der Möglichkeit, mithilfe der Brille virtuelle Displays zum Arbeiten im Raum zu verteilen, Filme wie auf einer grossen Leinwand zu sehen oder über mit dem iPhone aufgenommenen 3D-Videos Erinnerungen aufzufrischen.
Apple-Chef Tim Cook nannte die Brille ein «revolutionäres Gerät» und erkor den Freitag zum historischen Tag. Die Vision Pro wird im Markt vor allem gegen die Quest-Brillen des Facebook-Konzerns Meta antreten. Meta spezialisierte sich ursprünglich auf virtuelle Realität (VR), bei der Nutzer komplett in digitale Welten eintauchen. Doch insbesondere das aktuelle Modell Quest 3 kann zusätzlich auch die reale Umgebung anzeigen. Die Quest 3 wird von Meta für 500 Dollar verkauft. Der Konzern steckt Milliarden in das Geschäft, es blieb bisher aber ein Nischenmarkt.
Bei Apple war das iPhone im Weihnachtsquartal erneut die treibende Kraft des Geschäfts mit einem Umsatzplus von rund sechs Prozent auf 69,7 Milliarden Dollar, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte. Apple stieg im vergangenen Jahr nach Berechnungen von Marktforschern erstmals zum weltgrössten Smartphone-Anbieter auf und löste den langjährigen Spitzenreiter Samsung ab. Unter anderem in Westeuropa erreichte der iPhone-Umsatz im vergangenen Quartal einen Rekordwert, wie Finanzchef Luca Maestri sagte.
Bei der Prognose für das laufende Vierteljahr zeigte sich Apple jedoch sehr vorsichtig. Finanzchef Maestri gab zu bedenken, dass im Vergleichsquartal die aufgestaute Nachfrage wegen einer Produktionspause beim iPhone 14 Pro für zusätzliche Erlöse von fünf Milliarden Dollar gesorgt habe. Rechne man dies heraus, werde der Umsatz in etwa gleich bleiben. Nach dieser Prognose rutschte die Apple-Aktie tiefer ins Minus und ging aus dem nachbörslichen Handel mit einem Abschlag von knapp drei Prozent.
Der Umsatz im vergangenen Quartal stieg im Jahresvergleich um zwei Prozent auf 119,6 Milliarden Dollar. Es war das erste Umsatzplus nach vier Quartalen mit Rückgängen. Apple verdaute damit auch einen Rückgang der Erlöse um rund 13 Prozent im China-Segment, in das der Konzern das Geschäft in Taiwan und Hongkong einrechnet. Unterm Strich steigerte Apple den Gewinn um 13 Prozent auf 33,9 Milliarden Dollar.
Während der iPhone-Umsatz die Analysten-Prognosen übertraf, verfehlte Apple im Dienstleistungsgeschäft, bei den Mac-Computern und dem iPad die Markterwartungen.
Nach einer Frage zu den Änderungen an Apples App Store in der Europäischen Union (EU) zum Inkrafttreten des Digital-Gesetzes DMA versuchte der Konzern erstmals, die Rolle des Marktes einzuordnen. Apple erwirtschafte in der EU rund sieben Prozent seiner App-Store-Erlöse, sagte Maestri.
Apple muss gemäss dem DMA App-Entwicklern unter anderem die Möglichkeit bieten, ihre Anwendungen ausserhalb der konzerneigenen Download-Plattform anzubieten. In diesem Fall will Apple aber einmal pro Jahr von Apps mit mehr als einer Million Downloads eine Gebühr von 50 Euro-Cent für jede weitere Erstinstallation einfordern. Die Entwickler können sich auch dafür entscheiden, ihre Apps wie bisher nur über Apple zu vertreiben. Kritiker wie Spotify werfen Apple vor, damit die heutige Situation zementieren zu wollen. Cook sagte, Apple sei stets auf Datenschutz und Sicherheit bedacht gewesen und habe das bei der Umsetzung der neuen Regeln so weit wie möglich erhalten wollen.
Meta-Chef Mark Zuckerberg sagte am Donnerstag, dass die neuen Möglichkeiten bei der aktuellen Umsetzung durch Apple keine Rolle spielen werden. Aus seiner Sicht laufe das den EU-Absichten für die Regulierung zuwider. «Ich würde mich wundern, wenn irgendein Entwickler in alternative App-Stores gehen würde», sagte Zuckerberg. (sda/dpa)