Es gibt kaum eine bessere Lage im Schweizer Detailhandel: An der unteren Bahnhofstrasse in Zürich in der Nähe des Hauptbahnhofs sind an starken Einkaufs-Tagen bis zu 80'000 Menschen unterwegs. Hier finden sich Vorzeige-Läden von Swisscom oder Victorinox genauso wie das Globus-Warenhaus oder ein vierstöckiger H&M. Die Läden bezahlen hier Mieten von bis zu 9000 Franken pro Quadratmeter und Jahr. Nun versucht dort Coop mit einem neuen Format sein Glück: Diese Woche eröffnet der Händler aus Basel einen Laden des Formats «Blingbox».
Im Geschäft soll vor allem Schmuck zu günstigen Preisen verkauft werden. Coop-Sprecher Kevin Blättler spricht vom «Einstiegspreissegment» und «jungen oder jung gebliebenen Kundinnen und Kunden». Das Sortiment setze sich aus verschiedenen Schmuckartikeln und Accessoires zusammen. Dazu gehörten etwa Ohrringe, Halsketten und Haarklammern oder verschiedene Taschen. Die Ware stamme aus Asien. Mit der Marke steige Coop in einen «trendigen und weiterhin wachsenden Markt ein».
Auf der Internetseite des Formats heisst es, die Kollektionen seien «für diejenigen gedacht, die gerne experimentieren und ihren persönlichen Stil zum Ausdruck bringen möchten, ohne dabei die Bank zu sprengen». Blingbox sei «die neue Adresse für trendigen Modeschmuck». Das «frische und junge Label» habe sich dem Anspruch verschrieben, Schmuck zu schaffen, der nicht nur modern sei, sondern auch «die Vielfalt und Individualität unserer Kund:innen widerspiegelt». Funktionieren kann das Konzept wohl nur über die Masse, wenn also möglichst viele Menschen auf der vergleichsweise kleinen Ladenfläche viele Produkte kaufen.
Es dürfte kein Zufall sein, dass der Laden an der Bahnhofstrasse gleich neben einem Geschäft der US-Kette Claire's eröffnet wird, die ebenfalls auf Schmuck zu günstigen Preisen setzt und bei einer jüngeren und preisbewussten Kundschaft beliebt ist. Claire's ist mit 35 Läden im Jahr 2020 der hiesige Marktführer im Accessoire-Segment. In einer ähnlichen Preisliga spielt die britische Kette Accessorize, die hierzulande allerdings nur zwei Läden in Zürich und Bern betreibt.
Zur Konkurrenz von Blingbox gehört ferner die australische Kette Lovisa, die ihre Waren in der Schweiz in Läden in Lausanne, Genf, Luzern, Bern, Emmenbrücke und Zürich verkauft - dort ebenfalls an der unteren Bahnhofstrasse und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Blingbox-Filiale. Im teureren Segment unterwegs sind hingegen Ketten wie die Coop-Tochter Christ mit über 60 Filialen oder Rhomberg mit 28 Standorten im Jahr 2020. Sie zielen auf eine ältere und zahlungskräftigere Kundschaft.
Neben der Blingbox-Filiale in Zürich eröffnet Coop diese Woche auch Läden dieses Formats in den Einkaufszentren Volkiland in Volketswil ZH und Perry-Center in Oftringen AG. Coop-Sprecher Kevin Blättler sagt, es handle sich bei allen um Pilotstandorte, mit denen die Resonanz bei den Kundinnen und Kunden sowie das operative Konzept geprüft werden soll. In den beiden Einkaufszentren werden die Läden als Pop-up-Stores auf Promotionsflächen eröffnet, an der Zürcher Bahnhofstrasse ersetzt das Format einen Laden von The Body Shop, dessen Lizenznehmer Coop in der Schweiz ist.
Auch bei Blingbox handelt es sich nicht um eine Erfindung der Basler: Die Kette kommt aus Südkorea und betreibt dort mehrere Läden unter demselben Namen und mit demselben Logo. Coop ist hierzulande Lizenznehmerin. Wenn das Konzept ankommt, sind laut Blättler weitere Läden denkbar. (aargauerzeitung.ch)