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Wie Trump, Putin und die Notenbanken den Goldpreis in die Höhe treiben

Wieder ein Rekord? Wie Trump, Putin und die Notenbanken den Goldpreis in die Höhe treiben

Die Feinunze Gold könnte nächstes Jahr an der 3000-Dollar-Marke kratzen. Experten begründen den Höhenflug mit den geopolitischen Spannungen und der Zinspolitik der Notenbanken.
11.12.2024, 22:58
Pascal Michel / ch media
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Der Goldpreis dürfte seine Rekordjagd im neuen Jahr fortsetzen. Damit rechnet jedenfalls die deutsche Heraeus-Gruppe, eine weltweit führende Edelmetallhändlerin. Das Unternehmen besitzt mit Argor-Heraeus im Tessin eine Goldraffinerie in der Schweiz.

Gold wird in der Corona-Krise immer beliebter. Der Preis des gelben Edelmetalls hat am Dienstag mit 1767 Dollar je Unze den h
Gefragt wie nie: Goldbarren.Bild: sda

Die Experten rechnen damit, dass der Preis pro Feinunze (31,1 Gramm) Gold im nächsten Jahr zwischen 2450 und 2950 Dollar zu liegen kommt. Sollte der Wert tatsächlich die obere Bandbreite erreichen, wäre dies ein neuer Rekord. Der bisherige Höchststand in diesem Jahr lag bei 2800 Dollar pro Feinunze.

Die erwartete Steigerung ist bemerkenswert, weil Gold von einer starken Ausgangsposition abhebt. Als sicherer Hafen war es bereits in diesem Jahr angesichts von Krieg und Krisen sehr gefragt. Der Goldpreis stieg in bisher ungeahnte Sphären – und das, obwohl die Zinsen hoch waren und Gold als zinslose Anlage eigentlich einen Nachteil hatte.

Die «bullige» Prognose des Edelmetallhändlers Heraeus stützt sich denn auch darauf, dass sich im kommenden Jahr das Zinsumfeld zugunsten des Goldes wandeln wird: Die Notenbanken sehen den Kampf gegen die Inflation als gewonnen an und werden voraussichtlich die Zinsen senken. Das macht Gold gleich zweifach attraktiver. Erstens verliert es sein Handicap als zinsloses Investment, weil auch andere Anlagen weniger Zinsen abwerfen. Zweitens schwächt sich der Dollar bei tiefen Zinsen ab. Das Edelmetall wird dadurch günstiger.

Für die anhaltend hohe Nachfrage führen die Experten weitere Gründe an. Die Notenbanken werden sich voraussichtlich auch nächstes Jahr fleissig mit Goldreserven eindecken. Heraeus rechnet damit, dass sie wie in den Vorjahren rund 1000 Tonnen kaufen werden. Das entspricht einem Fünftel der weltweiten Nachfrage.

Schliesslich dürfte Donald Trump, der am 20. Januar ins Weisse Haus einzieht, den Goldpreis weiter in die Höhe treiben. Seine erratische Politik könnte dazu führen, dass sich die geopolitischen Spannungen verschärfen und Gold als sicherer Hafen noch gefragter wird. Insbesondere im Nahen Osten zeigte jüngst der Sturz des langjährigen Diktators Bashar al-Assad, wie schnell sich die Machtverhältnisse verschieben können. Da ist ein wenig berechenbarer US-Präsident kein Anker für Stabilität – im Gegenteil.

FILE - Then-Republican presidential nominee former President Donald Trump smiles at an election night watch party at the Palm Beach Convention Center, Nov. 6, 2024, in West Palm Beach, Fla. (AP Photo/ ...
Auch die Wahl von Donald Trump hat einen Einfluss auf den Goldpreis.Bild: keystone

Gleichzeitig hat der Republikaner hochtrabende Wahlversprechen abgegeben, etwa massive Steuererleichterungen für Reiche. Diese kann er nur einlösen, wenn er den bereits gigantischen US-Schuldenberg weiter aufschüttet. Trumps angekündigte Strafzölle könnten zudem die Inflation anheizen. Eine höhere Teuerung treibt grundsätzlich den Goldpreis nach oben, weil die Anleger sich gerne mit stabilem Gold vor Inflation schützen.

Vergleichsweise noch stärker zulegen könnte Silber, wenn auch auf tieferem Niveau. Der Preis pro Unze könnte laut Heraeus-Prognose auf bis zu 40 Dollar klettern. Der Haupttreiber ist die Nachfrage aus der Industrie. Insbesondere die chinesische Photovoltaik-Industrie kauft für ihre Solarpanels massenweise Silber. Wie Gold dürfte Silber von den angekündigten Zinssenkungen profitieren. Zudem sei es im Moment noch unterbewertet, so die Experten. «Silber neigt dazu, Gold in den späteren Phasen von Bullenmärkten zu übertreffen.» (aargauerzeitung.ch)

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