Nach harzigem Start: «Coffee B» verkündet eine überraschende neue Partnerschaft
Es war ein Projekt höchster Geheimstufe, das die Migros über Jahre voran trieb. Kurz vor der Lancierung im Herbst 2022 deckte CH Media auf, was dahinter steckt: Das Kaffeeportionensystem Coffee B, dessen Kaffeekugeln ganz ohne Verpackung auskommen und sich nach Verbrauch kompostieren lassen.
Der damalige Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen verkündete an der Pressekonferenz stolz: «Wir freuen uns, Ihnen eine Weltneuheit präsentieren zu dürfen.» Und er verwies auf die Schattenseiten der Nespresso-Erfolgsstory. Die Kapsel sei zu einem grossen Umweltproblem geworden. Jährlich würden weltweit 63 Milliarden Kaffeekapseln konsumiert, und deren Recyclingquote sei tief. «Riesige Mengen an Alu- und Plastikkapseln landen heute im Müll.» Sogar der US-Komiker Jimmy Fallon berichtete über die Innovation aus der Schweiz.
Die Argumentation überzeugte – doch Coffee B hatte Mühe, den Geschmack der Konsumentinnen und Konsumenten zu treffen. In den Regalen blieben die Kugeln offensichtlich länger liegen als die gescholtenen Plastik- und Aluminium-Kapseln. Die Maschinen waren noch nicht völlig ausgereift, wie die Migros einräumen musste. Und schon bald folgten grosse Rabattaktionen.
Der Dubai-Deal
Doch nun kann die Migros einen Erfolg vermelden. Die Getränke-Handelsfirma Perfetto mit Sitz in Dubai verkündet auf dem Onlineportal Linkedin eine neue Kooperation. Man sei der neue Exklusiv-Vertriebspartner des Coffee-B-Systems in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Perfetto werde die Coffee-B-Maschinen und Café-Royal-Kaffeebälle im Detailhandel vertreiben, sowie in Hotels, Restaurants und Cafés, sagt Migros-Sprecher Andy Zesiger auf Nachfrage.
Pikant: Perfetto ist eine Tochterfirma der Nasco-Gruppe aus Kuwait. Und diese ist wiederum seit vielen Jahren der exklusive Vertriebspartner des Coffee-B-Konkurrenten Nespresso.
In Deutschland wurde Coffee B kürzlich sogar als eines der «Produkte des Jahres 2025» durch das Deutsche Institut für Service-Qualität ausgezeichnet, wie die Migros-Supermarkt-Partnerin Edeka auf Linkedin verkündet.
Im Juli sagte Migros-Industrie-Chef Matthias Wunderlin im Interview mit CH Media denn auch zum Geschäftsverlauf von Coffee B: «Es läuft deutlich besser.» Man verkaufe viele Kapseln, in der Schweiz über die eigenen Kanäle, in Deutschland über Edeka. Im Rest der Welt setze man auf Lizenznehmer. «In den USA, Kanada und Mexiko über den Kaffeeriesen Keurig.» Und für eine Lizenz in Europa befände man sich mit möglichen Partnern in Gesprächen.
Kooperation mit US-Kaffee-Riese
Auf Nachfrage sagt Migros-Sprecher Andy Zesiger, bei den Lizenz-Partnerschaften gehe es um den Vertrieb, aber zum Teil auch nur um die Technologie, bei der die Migros den Partnern die neuartige Beschichtungstechnologie für den Kaffee lizenziert. So hat Keurig die Coffee-B-Beschichtungstechnologie für die Märkte USA, Kanada und Mexiko übernommen. «Wir erwarten, in naher Zukunft weitere Lizenzvereinbarungen bekanntgeben zu können.»
Am Laufen ist aktuell auch ein Vertrag mit der italienischen Traditionsmarke Illy, um Illy-Kaffeebälle in der Schweiz, Deutschland und in Frankreich zu verkaufen. Vergangenen Dezember sagte Illy-Chefin Cristina Scocchia im Interview mit CH Media: «Mich hat Coffee B überzeugt.» Es sei «eine tolle Innovation» auf dem Weg dazu, Kaffee nachhaltiger zu machen. «Wir glauben daran.»
Zahlen zum Kaffeeball-Geschäft nennt die Migros allerdings keine.