Die Swiss hat ein Riesenproblem mit ihren neuen Bombardier-Jets: Auf dem Flug von London nach Genf traten am Dienstagmorgen erneut schwere Triebwerksprobleme auf, die Maschine musste in Paris runter.
Jetzt zieht die Swiss die Notbremse, wie watson am Mittag aufdeckte. Sämtliche 29 Flugzeuge vom Typ Bombardier CSeries (neu Airbus A220) müssen zu einer ausserordentlichen Triebwerksinspektion in die Werkstatt.
Damit fehlt der Swiss auf einen Schlag die halbe Flotte von total rund 60 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen.
Dies führt zu einer «spürbaren Einschränkung» des Swiss-Flugbetriebes, teilt die Airline mit. Ein Sprecher sagt zu watson, die Störungen würden «mehrere Tage» andauern.
Die CS300 fassen 145 Passagiere. Die 29 Flugzeuge (davon 8 CS100) fliegen jeden Tag mehrere Rotationen. Dementsprechend sind mehrere tausend Passagiere von den Pannen betroffen.
Laut Swiss mussten etwas über 100 Flüge mit rund 10’000 betroffenen Fluggästen annulliert werden. Die ersten CSeries/A220 Flugzeuge sind nach umfassender Inspektion der Triebwerke in einwandfreiem Zustand bereits wieder in den Flugbetrieb zurückgekehrt.
Die Swiss hat auf ihrer Webseite ein Formular aufgeschaltet. Dort können die Fluggäste überprüfen, ob ihr Flug ebenfalls gestrichen worden ist.
Currently airborne Swiss A220 fleet: https://t.co/fwb27CJoP3https://t.co/MPoIewtuONhttps://t.co/4IevSOlBFz pic.twitter.com/ZemMg5CAkH
— Flightradar24 (@flightradar24) October 15, 2019
Alle Maschinen, die zurück nach Genf und Zürich kehren, werden einer vier- bis fünfstündigen umfassenden Inspektion unterzogen. Sämtliche Flieger würden nur auf den Heimbasen und nicht im Ausland überprüft, erklärt ein Swiss-Sprecher. Bei der Swiss-Werkstatt dürften sich nun die Flugzeuge stauen, da nicht alle Flieger gleichzeitig gecheckt werden können.
Man habe ein Notfallkomitee einberufen, heisst es in einer von Aerotelegraph veröffentlichten Mitarbeiterinformation von Swiss. «Der Vorfall lief in einem ähnlichen Muster ab wie die vorhergehenden Fälle. Während des Steigflugs gab es einen hörbaren Triebwerksdefekt, worauf das Triebwerk gemäss Checkliste ausgeschaltet wurde.»
Zurzeit evaluiere das Gremium sorgfältig, ob und wie ein sicherer Flugbetrieb mit der CSeries-Flotte sichergestellt werden könne.
Am Abend sagte Karin Müller, Leiterin der Medienstelle zu watson, dass der Flugbetrieb ab Donnerstag wieder weitgehend regulär durchgeführt werden könne.
Der Swiss-Pilotenverband Aeropers beobachtet die Situation genau, wie Sprecher Thomas Steffen gegenüber CH Media erklärt. «Man muss jetzt rausfinden, was Sache ist.» Man stehe hinter der Sicherheitsmassnahme der Swiss. «Das ist auf jeden Fall sinnvoll», sagt Steffen.
Gleich mehrmals kämpften die Bombardier-Flugzeuge in den letzten Monaten mit massiven Triebwerksproblemen. Am 25. Juli musste eine Swiss-Maschine vom Typ Bombardier CS300 in Paris wegen einer brennenden Turbine notlanden, Teile des Triebwerks fielen im Flug auseinander.
Am 16. September gab es einen fast identischen Vorfall, worauf sich die amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA einschaltete. Diese gab am 26. September eine Lufttüchtigkeitsanweisung heraus, die zusätzliche Checks der Triebwerke von Pratt & Whitney verlangte.
Die Probleme mit den Vorzeigemaschinen sind ein herber Rückschlag für die Swiss. Das Paradepferd der Swiss hatte ab 2016 schrittweise die veralteten Jumbolinos ersetzt. Die Maschinen verbrauchen deutlich weniger Treibstoff und können mehr Passagiere transportieren als die Jumbolinos, womit die Swiss mehr Geld verdienen kann
Die insgesamt 29 Maschinen stammen vom kanadischen Unternehmen Bombardier, das seine Mittelstreckenjets mittlerweile an Airbus verkauft hat. Deshalb erhielten die Maschinen auch das Airbus-Branding A220. Die Swiss nennt ihre Flugzeuge aber immer noch Bombardier CSeries.
Mit Material von keystone-sda