Die SNB belässt den Leitzins bei 0 Prozent – was das (für dich) bedeutet
Was wurde entschieden?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legt eine Zinspause ein. Nach sechs aufeinanderfolgenden Zinssenkungen wird der Leitzins bei 0,00 Prozent belassen, wie die SNB am Donnerstag mitteilte.
Davor hatte die SNB die Zinsen an sechs Sitzungen in Folge den Leitzins gesenkt. Im März, Juni und September 2024 senkte sie ihn um jeweils 25 Basispunkte, im letzten Dezember um 50 Basispunkte, im März und im Juni dann wieder um 25 Basispunkte.
Kommt der Schritt überraschend?
Dass die SNB den Leitzins bei 0 Prozent belässt, ist keine grosse Überraschung. Die meisten Expertinnen und Experten gehen auch davon aus, dass die Nationalbank den Leitzins noch etwas länger bei 0 Prozent belassen wird. Allerdings hängt das zukünftige Vorgehen auch davon ab, wie sich die Schweizer Wirtschaft angesichts des Zollstreits mit den USA entwickelt.
Was ist der Leitzins? Wir erklären es dir:
Wie begründet die SNB diesen Schritt?
In einer Medienmitteilung der SNB heisst es: «Der Inflationsdruck ist gegenüber dem Vorquartal praktisch unverändert. Unsere Geldpolitik trägt dazu bei, die Inflation im Bereich der Preisstabilität zu halten, und stützt die Wirtschaftsentwicklung. Wir werden die Lage weiter beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um die Preisstabilität sicherzustellen.» Bei Bedarf sei die SNB auch weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu werden.
Die SNB verweist in der Mitteilung allerdings auch auf die globalen Unsicherheiten im Zusammenhang der US-Politik von Donald Trump: «Die US-Zölle dürften den globalen Handel bremsen und in den USA die Kaufkraft der Haushalte schmälern. Die Unsicherheit in Bezug auf unser Szenario für die Weltwirtschaft ist weiterhin hoch.» So könnten beispielsweise die Handelsbarrieren weiter erhöht werden und zu einer stärkeren Verlangsamung der Weltwirtschaft führen. Und das hätte auch Auswirkungen auf die Schweiz.
Welchen Einfluss hat das auf die Mieten?
Die Mietzinsen orientieren sich in der Schweiz am sogenannten Referenzzinssatz. Dieser ist ein Durchschnitt aller Zinsen, die auf Hypotheken in der Schweiz gezahlt werden. Diese wiederum orientieren sich am Leitzins der SNB.
Eine Veränderung bei den Mietzinsen nach einer Zinssenkung oder -erhöhung geschieht allerdings nicht sofort, der Referenzzinssatz gilt als «langsamer Tanker». Der Grund: Da auch langjährige Festhypotheken in die Rechnung fallen, verhält sich der Referenzzinssatz träge und es braucht Zeit, bis er steigt oder sinkt.
Da die SNB nun den Leitzins nicht angetastet hat, wird auch bei den Mieten keine Veränderung erwartet. Der Referenzzinssatz liegt momentan bei 1,25 Prozent.
Welche Auswirkungen hat der Leitzins grundsätzlich ...
... für Sparer und Anlegerinnen?
Für Menschen, die ihr Geld sparen und/oder anlegen, sind sinkende Zinsen Bad News: Sie kriegen für das Deponieren ihrer Ersparnisse tiefere Zinsen überwiesen.
... für Hausbesitzerinnen und -besitzer?
Grundsätzlich senken tiefere Leitzinsen alle Zinsen. Bei den Hypothekarzinsen – also den Zinsen, auf die Hypothekarkredite bezahlt werden müssen – ist das nicht anders, es kommt allerdings auf die Art der Hypothek an. So reagieren zum Beispiel Zinsen auf langfristigere Hypotheken anders als solche mit einer kürzeren Laufzeit.
Saron-Hypotheken, zum Beispiel, werden von weiteren Zinssenkungen der SNB sofort profitieren. Bei Festhypotheken hingegen ist vor allem wichtig, von welchen langfristigen Szenarien die Marktteilnehmer ausgehen.
Wichtig ist aber, dass nicht alle Hausbesitzerinnen oder potenziellen Käufer gleich und auch nicht gleichzeitig betroffen sind. Langfristige Festhypotheken, zum Beispiel, werden erst dann den neuen Zinsen angepasst, wenn sie ablaufen und dann erneuert werden.
... auf die Aktienmärkte?
Im Gegensatz zu denjenigen, die ihr Geld auf einem Sparkonto lagern, sind tiefere Leitzinse für solche, die in Aktien investieren, Good News. Wenn die Zinsen auf Sparguthaben sinken, können sich Anleger dafür entscheiden, ihr Geld wieder in Aktien zu investieren, weil sie jetzt damit möglicherweise mehr Geld einnehmen als mit Sparen.
... auf den Franken-Wechselkurs?
Durch eine Leitzinssenkung wird die entsprechende Währung abgewertet. Der Grund: Weil es günstiger ist, leihen sich die Banken mehr Geld bei der Zentralbank aus. Dadurch steigt die Geldmenge, die im Umlauf ist. Und wird das Geld weniger knapp, dann sinkt sein Preis, respektive der Wert einer Währung.
Senkt die SNB den Leitzins, dürfte sich also der Franken gegenüber anderen Währungen abwerten, der Druck auf die Schweizer Währung also etwas abnehmen. Allerdings: Es kommt langfristig auch darauf an, ob und wie stark die Notenbanken anderer Währungen ihre Leitzinsen im Vergleich senken. (cma/lak/sda)
