Schlappe für die Migros-Führung: Die 2,3 Millionen Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter wollen weiterhin keinen Alkohol in den Migros-Läden. Sie setzen sich damit gegen die Migros-Spitze durch: Die Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bunds (MGB) wollte das Verbot aufheben, die zehn regionalen Verwaltungen auch.
Das Interesse an der Abstimmung sei gross gewesen, teilt die Migros am Donnerstag mit. Insgesamt hätten sich über 630'000 Genossenschafterinnen und Genossenschafter an den Urabstimmungen beteiligt – so viele wie nie zuvor. Dies entspricht einer Stimmbeteiligung von 29 Prozent.
Die Ablehnung war überall recht deutlich – am deutlichsten in Zürich. Dort lehnte 80,3 Prozent den Alkoholverkauf ab. Am engsten war es im Tessin: Dort stimmten 55,3 Prozent Nein.
Das Alkoholverbot bei der 1925 gegründeten Migros gilt seit 1928. Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler erliess es zum Schutz der Volksgesundheit und gegen «den allmächtigen Alkoholkapitalismus». Die «verheerenden Schnapsgewohnheiten» würden die Leute in die Armut stürzen. Tatsächlich war in dieser Zeit der Alkoholismus in der Schweiz weit verbreitet.
Noch Duttweiler selbst liess 1948 eine Abstimmung über das Alkoholverbot durchführen. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter stützten es mit 52,4 Prozent.
Seit 1983 ist das Verbot auch in den Statuten der regionalen Genossenschaften verankert – mit Ausnahme Genfs. Deshalb waren auch zehn regionale Abstimmungen nötig.
Die Delegierten des Genossenschafts-Bundes hatten sich mit einer Zwei-Drittels-Mehrheit hinter den Alkoholverkauf gestellt. Die MGB-Leitung begründet die Abkehr vom Verbot mit der veränderten sozialen Situation und geänderten Konsumgewohnheiten.
Kauften die Kunden bei einem Grossverteiler Alkohol, würden sie dort gleich auch Lebensmittel mitnehmen, lautet die Argumentationslinie. Der Migros entgehe so ein nicht unbedeutender Teil des Warenkorbs.
Im gnadenlosen Konkurrenzkampf des Detailhandels sahen die Alkoholbefürworter die Migros damit einem wesentlichen Wettbewerbsnachteil ausgesetzt. Der Migros sitzen Coop, Lidl, Aldi und der Online-Handel im Nacken. Den Platz als Nummer eins im Schweizer Detailhandel verlor die Migros bereits an Coop.
Der Alkoholverkauf in Migros-Tochtergesellschaften wie Denner oder Migrolino ist von der Abstimmung nicht betroffen. (sda/mlu)
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