Eigentlich will er alle zusammenbringen: Aber nun, im Vorfeld des WEF-Treffens in Davos, bringt Klaus Schwab vor allem wieder sehr viele gegen sich auf. Auf Twitter etwa, wo seit der Übernahme durch Elon Musk wieder alles gesagt werden darf, wird Schwab heftig beschimpft - als Satan, als Sektenführer, als Compagnon des Impf-Promotors Bill Gates, als Unterdrücker all jener, die schon immer gewusst haben, dass mit der Covid-Impfung eine neue Weltdiktatur erstellt werden sollte, als Kopf eines totalitären Regimes, das in Davos die Puppen tanzen lässt.
Einst Lieblingsfeind der globalisierungskritischen Linken, sieht sich der 84-jährige Schwab heute mit einer ganz anderen Gegnerschaft konfrontiert. Eine, die nicht auf der Strasse, sondern vor allem im Netz kämpft. Entsprechend haben sie für das grosse Militär- und Polizeiaufgebot in Davos nur ein müdes Lächeln übrig.
Letztlich war es Schwab selbst, der mit «The great Reset» seinen mehrheitlich impfkritischen Gegnern Nahrung geliefert hat. Sie sahen in seinem Buch und seiner WEF-Initiative nicht eine Anleitung, wie es mit der Welt nach der Covid-Krise weitergehen könnte, sondern einen Masterplan zum Neustart der Welt nach dem Willen des WEF-Lenkers.
Populär ist derzeit in der Szene, die für Verschwörungstheorien empfänglich ist, ein Video, in dem Schwab vor einer Cyberattacke mit Blackout-Folge warnt. Nicht wenige erkennen darin den nächsten Coup von Schwab und seinen Mitstreitern: Nach der Covid-Krise würden sie nun mit einer Cyberattacke eine nächste Krise auslösen und so die freie Welt in Schach halten.
Die online weiterverbreiteten Geschichten und Verschwörungstheorien sind auch Klaus Schwab und seiner Entourage nicht entgangen. WEF-Sprecher Samuel Werthmüller sagt zu CH Media:
In Davos steht Schwab allein als Zielscheibe da. Bill Gates, einst ein treuer Besucher, hat sich schon länger nicht mehr in Bündner Bergen zeigen lassen. Und auch der 92-jährige Geschäftsmann, Philantrop und Davos-Habitué George Soros, der seit einigen Jahren in rechten, antisemitischen Kreisen bis anhin als Lieblingsfeindbild hinhalten musste, wird heuer nicht am WEF teilnehmen - aufgrund einer Terminkollision, wie es heisst.
Erwartet hingegen werden viele hochrangige Politiker - vom deutschen Kanzler Olaf Scholz über Frankreichs Superwirtschaftsminister Bruno Le Maire bis hin zur ukrainischen First Lady Olena Selenska. Ebenfalls nach Davos kommen der polnische Präsident Andrzej Duda und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Einen Schnellstart wird am WEF der neue Energieminister, SVP-Bundesrat Albert Rösti hinlegen. Zusammen mit Wirtschaftsminister Guy Parmelin wird er bereits am Montag den deutschen Vizekanzler und Energieminister Robert Habeck treffen. Dabei geht es laut Ankündigung des Bundes «um Fragen rund um die Energieversorgung als Folge der Gas- und Strommangellage». Spannend ist hier die Frage, wie es mit den Verhandlungen über ein Solidaritätsabkommen im Bereich der Gaslieferungen weitergeht. Es soll bei akuten Mangellagen die Versorgungssicherheit mit Gas gewährleisten.
Das Projekt wurde Ende Mai 2022, am Rande des letztjährigen WEFs, von Energieministerin Sommaruga und Guy Parmelin zusammen mit Habeck lanciert - geriet aber seither ins Stocken: Die EU fordert, dass ein solches Abkommen im Streitfall den EU-Richtern unterstellt wird. Für den Bund, der sich mit den sogenannten «fremden Richtern» schwertut, eine grosse Kröte. Ob sich hier nun eine neue Dynamik entwickelt, dürfte sich schon am Montagabend zeigen.
Für Treffen auf höchster Ebene ist dieses Jahr Bundespräsident Alain Berset zuständig. So ist ein Termin mit UNO-Generalsekretär António Guterres traktandiert; hier wird Berset von der Vizepräsidentin des Bundesrats, Viola Amherd, begleitet. Mehrere weitere Gespräche führt Berset mit Vertretern Mittel- und Südamerikas. So etwa mit dem kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro. Dem Vernehmen nach plant Berset Ende März einen offiziellen Besuch in Bogotà.
Aus Europa trifft der Bundespräsident unter anderem den polnischen Präsidenten Duda sowie die Staatsoberhäupter von Litauen, Lettland und Moldova. Dazu die finnische Premierministerin Sanna Marin. Die Auswahl dieser Länder, die an Russland, Weissrussland oder die Ukraine grenzen, legt nahe, dass es bei diesen Gesprächen eher um den Krieg geht und die – neutrale – Rolle der Schweiz geht.
Nur am Rande (wenn überhaupt) dürften die Beziehungen Schweiz-EU zur Sprache kommen. Dazu passt, dass Berset und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die in Davos weilt, bisher kein Gespräch vereinbart haben. (aargauerzeitung.ch)
Wenn das WEF Resultate hervorbringen würde, welche der Welt und ihre Menschen wirklich helfen, müssten sie nicht gegen diese breite Kritik vorgehen. In diesem Sinne, viel Erfolg am WEF 2023.