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Olena Selenska am WEF – bewegende Mission der ukrainischen First Lady

Olena Selenska am WEF – die bewegende Mission der ukrainischen First Lady

Die ukrainische Botschaft in Bern bestätigt, dass die Gattin von Präsident Wolodimir Selenski ab Montag am WEF in Davos ist. Mit ihrem Mann hat sich Olena Selenska im Krieg auf eine Aufgabenteilung geeinigt. Worin versteht sie ihre Rolle?
13.01.2023, 11:50
Bojan Stula / ch media
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epa10363613 First Lady of Ukraine Olena Zelenska visits a classroom at a primary school for non-native speaker pupils in Paris, France, 13 December 2022. France hosts an international conference on 13 ...
Olena SelenskaBild: keystone

Nicht wenige behaupten, dass die fortwährende Waffenhilfe der USA an die Ukraine hauptsächlich einer Frau geschuldet sei: Olena Selenska. Im Juli beschwor die ukrainische Präsidentengattin persönlich den US-Kongress in Washington, die Unterstützung hochzuhalten. Im Oktober wiederholte sie diesen Appell mittels einer spektakulären, von Anne Leibovitz geschossenen Fotoserie im Modemagazin «Vogue».

Die Sympathien der US-Bevölkerung hat die 44-jährige studierte Bauingenieurin und Architektin zweifellos im Sturm erobert; ob sie politisch denselben Einfluss ausübt, ist eine ganz andere Frage. Tatsache ist, dass die USA nach elf Monaten Krieg der mit Abstand wichtigste Waffenlieferant der Ukraine geblieben sind.

Inzwischen sind all die öffentlichen Auftritte und Interviews kaum noch überschaubar, in denen Olena Selenska stets eine Hauptbotschaft an die Öffentlichkeit richtet: «das Richtige zu tun», der angegriffenen Ukraine weiterhin mit Waffen, Material und Geld zur Seite zu stehen.

Mitte Dezember flog sie nach Paris, Ende November war sie in London, drei Wochen davor in Lissabon und nochmals davor an der Frankfurter Buchmesse. Wenn sie, wie von der ukrainischen Botschaft in Bern bestätigt, von Montag bis Mittwoch persönlich am WEF in Davos anwesend ist, wird dies ihr erster offizieller Auslandsauftritt im 2023.

Aus Sicherheitsgründen werden die Details zu Selenskas vorgesehener Rede von den WEF-Organisatoren geheim gehalten. Es dürfte eine ähnliche Präsentation zu erwarten sein wie im Vorjahr, als sie sich per Videostream zuschaltete. Dem damaligen WEF-Publikum ist noch in starker Erinnerung, wie die First Lady Vorher-nachher-Fotos von Mariupol, Irpin und Charkiw einblendete und dabei auch Bilder von getöteten oder schwer verletzten ukrainischen Müttern und Kindern zeigte.

Wichtiger werden wohl aber die Kontakte und Drähte sein, die Selenska hinter den WEF-Kulissen zieht. Denn eigentlich versteht sie seit Kriegsbeginn ihre Aufgabe viel mehr in der Organisation von humanitärer und Wiederaufbauhilfe als in der Ankurbelung von Waffenlieferungen. Dafür wiederum ist hauptsächlich ihr Mann, Staatspräsident Wolodimir Selenski, zuständig, mit dem sie seit 2003 verheiratet ist.

Ihre eigene Stiftung für humanitäre Hilfe gegründet

Mit «Ihr privater Krieg: Die Ukraine zu heilen» überschrieb das amerikanische «Time»-Magazin seine Titelgeschichte über Olena Selenska im vergangenen Sommer. Bereits wenige Wochen nach dem russischen Überfall lancierte sie eine staatliche Initiative, um jedermann in der Ukraine den Zugang zu psychiatrischer Hilfe zu ermöglichen.

Im Gespräch mit dem US-Magazin schätzte sie die Anzahl der Ukrainerinnen und Ukrainer mit kriegsbedingten psychischen Schäden auf 15 Millionen - einen Drittel der Bevölkerung. Es würde «enorme Konsequenzen für ihr Land haben, sollte der posttraumatische Stress der Kriegsteilnehmenden unbehandelt bleiben».

Ukrainian first lady Olena Zelenska attends the conference in solidarity with the Ukrainian people in Paris, Tuesday, Dec.13 2022. Dozens of countries and international organizations were throwing the ...
Bild: keystone

Seit September sitzt Selenska einer Stiftung vor, die ihren Namen trägt und sich «die Wiederherstellung des menschlichen Kapitals der Ukraine» zum Ziel gesetzt hat. So werden etwa kriegsgeschädigten Kindern Erholungsaufenthalte in Ferienlagern samt psychologischer Betreuung finanziert. Der Wiederaufbau des Spitals in Isjum oder die Beschaffung von 38'000 Laptops zu Schulzwecken runden das weite Spektrum der Stiftungsaktivitäten ab.

Kaum ein Tag vergeht, an dem Selenska nicht Bilder von kriegsbeschädigten ukrainischen Kindern in den Sozialen Medien postet, die von ihrer Stiftung Unterstützung erfahren. Ihr umfassendes, hochemotionales Engagement zahlt sich aus: Den US-Softwareriesen Microsoft hat sie als einen der Hauptsponsoren gewonnen. Laut eigenen Angaben hat Microsoft bisher bereits über 400 Millionen Dollar an die Ukraine gespendet.

Dass ihre eigenen Auftritte im Zuge der äusserst effektiven ukrainischen Kriegspropaganda ebenso perfekt gestaltet und orchestriert sind wie jene ihres Mannes, versteht sich dabei fast von selbst. Nicht umsonst schrieb Selenska Drehbücher für TV-Komödien, in den Wolodimir Selenski einst auftrat; der Ausgangspunkt ihrer jahrzehntelangen Beziehung.

Seit Kriegsausbruch müssen ihr Mann und ihre beiden gemeinsamen Kinder Oleksandra (18) und Kyrylo (9) allerdings aus Sicherheitsgründen getrennte Wege gehen. Eindrücklich beschrieb Wolodimir Selenski im Netflix-Interview mit David Letterman wie die Telefonate und seltenen Zusammenkünfte mit seiner Familie zu den einsamen Höhepunkten im Kriegsalltag gehörten.

Wie der Präsident hätten auch Olena Selenska und ihre Kinder bei Kriegsausbruch die Möglichkeit gehabt, bei Freunden im Ausland in Sicherheit gebracht zu werden. Gemeinsam haben sich die Beiden zum Bleiben und zu einem eigenen Part im Rahmen der ukrainischen Kriegsanstrengungen entschlossen. Das hat Selenska nicht nur im Ausland, sondern gerade auch in ihrer Heimat enormen Respekt und Vertrauen eingetragen.

Dabei ist sie die erste, die betont, wie der Krieg sie und die ukrainische Bevölkerung im Mark trifft und verändert. Trotz ihrer humanitären Mission hält sich Olena Selenska nie in ihrer Verachtung des verhassten russischen Aggressors zurück: «Wir werden niemals vergeben und vergessen. Wir werden unseren Schmerz und unsere Wut in Kraft umwandeln, um diese Terroristen zu stoppen», schrieb sie auf dem Höhepunkt der russischen Raketenangriffe im vergangenen Herbst. (aargauerzeitung.ch)

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