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Schweiz

Wie die Zölle von Donald Trump konkret die Schweiz betreffen

«Die Auswirkungen sind massiv»: Das sagen Experten zu den Folgen der Zölle für die Schweiz

03.04.2025, 11:5103.04.2025, 15:22
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Die Schweiz ist heute Morgen in einer neuen Welt erwacht. Zumindest was die Wirtschaft und den Aussenhandel betrifft. Denn während der Nacht hat US-Präsident Donald Trump satte 31 Prozent Strafzölle auf Schweizer Exporte in die USA verhängt. Das dürfte diverse Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft treffen.

Schweizer Expertinnen und Experten sind sich einig: Für die Schweiz sind die neuen Zölle ein riesiges Problem. Hier ein Überblick:

Schweizer Abhängigkeiten

Die Schweizer Exportwirtschaft ist von den USA als Abnehmermarkt abhängig. «In kein anderes Land exportiert die Schweiz so viele Waren wie in die USA», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler im Radio. Die Zahlen geben ihr Recht.

2024 gingen 16 Prozent des gesamten Schweizer Exportwertes in die USA. Im letzten Jahr belief sich dieser auf 65 Milliarden Franken. Der Wert hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Im gleichen Zeitraum ist der Exportwert in die EU um knapp 40 Prozent gewachsen.

Verteuerung der Produkte

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Die Schweizer Uhrenindustrie gerät mit den neuen Strafzöllen unter Druck.Bild: keystone

Wie sich die Exporte konkret auf Schweizer Exportprodukte auswirken, zeigt ein Beispiel vom Vizedirektor des Verbands der Schweizer Tech-Industrie Swissmem, Dr. Jean-Philippe Kohl. So würden die Kosten für eine Schweizer Präzisionsmaschine plötzlich von beispielsweise 1 Million auf 1,3 Millionen steigen, so der Ökonom zu SRF. Und weiter:

«Die Auswirkungen sind massiv. Die Frage ist, wie reagiert der Kunde. Wenn der Kunde auf Teufel komm raus auf diese Maschine angewiesen ist, weil er nirgends auf der Welt eine Alternative findet und er diese jetzt unbedingt braucht, dann wird er die 300'000 Franken Zoll zahlen. Das wird in den allerwenigsten Fällen zutreffen. Der Kunde wird sich überlegen, wo gibt es Alternativen.»
Swissmem-Vizedirektor Dr. Jean-Philippe Kohlsrf

Deutlich im Nachteil

Dieses Problem werde dadurch verschärft, dass Trump die Länder mit Zöllen in unterschiedlicher Höhe belegt. «Wir sind häufig in Konkurrenz mit Unternehmen aus der EU, aus dem deutschen Raum, aus dem norditalienischen Raum und da betragen die Zölle ‹nur› 20 Prozent. Wir haben damit gegenüber der EU einen Nachteil von 10 Prozent», so Kohl weiter.

Für US-Kunden macht es deshalb finanziell Sinn, die Produkte verstärkt aus der EU oder aus anderen Ländern zu importieren, anstatt die höheren Zölle für Schweizer Produkte zu bezahlen.

Ungünstiger Zeitpunkt

Auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse zeigt sich ob der hohen Strafzölle bestürzt:

«Für die Schweizer Exportwirtschaft bedeutet die heutige handelspolitische Eskalation eine ernsthafte Belastung.»
Dr. Jan Atteslander, Bereichsleiter Aussenwirtschaft Economiesuisse

Für Dr. Jan Atteslander, Bereichsleiter für Aussenwirtschaft beim Wirtschaftsdachverband, ist besonders der Zeitpunkt der Strafzölle ärgerlich:

«Dies geschieht in einer Phase, in der die Exportaussichten in anderen Absatzmärkten bereits eingetrübt sind.»
Dr. Jan Atteslander, Bereichsleiter Aussenwirtschaft Economiesuisse

Trumps Zollhammer trifft die Schweiz also nicht nur besonders hart, sondern auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Eine Chance für die Bilateralen?

Schweiz EU Verhältnis Flaggen
Nun könnte es in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU zur Neuorientierung kommen.Bild: shutterstock.com

Die Fakten liegen auf dem Tisch, nun stellt sich die Frage: Wie reagiert die Schweiz? Der Bundesrat will am Nachmittag vor die Medien treten. Sicher ist jedoch bereits jetzt: Die Schweiz wird sich stärker der EU zuwenden müssen. Die bilateralen Verträge dürften dank Donald Trumps Karton-Tafel also einen Boost erhalten. (leo)

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Donald Trump erweitert seinen Handelskrieg
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117 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
03.04.2025 12:11registriert April 2024
Was sagen eigentlich die Trömp Fans der SVP dazu? Immer noch so ein lässiger Kerli? Bestimmt sind wieder andere Schuld. Diese Zöllle werden noch für sehr viel Ungemach sorgen. So viel steht fest.
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James R
03.04.2025 12:06registriert Februar 2014
Das einzig Gute an Trumps Dämlichkeiten, ist der Boost für die bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU.
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HugiHans
03.04.2025 12:12registriert Juli 2018
Mhh, da alle anderen Länder aber auch mit Strafzöllen belegt wurden, dürfte die Differenz zu den Mitbewerbern aber nicht diese 31 % betragen, sondern der Unterschied zum Strafzoll des Landes des Mitbewerbers.

Verlierer ist und bleibt aber der Amerikaner, der tiefer in die Taschen greifen muss. Den eine solche Erhöhung kann niemals vom Lieferanten übernommen werden wie Trump dies seinen Wählern versprochen hat …
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