Um 09.45 Uhr stiegen die UBS-Aktien um 8,9 Prozent auf 27.11 Franken. Seither sind sie noch weiter nach oben geklettert, am Nachmittag kostete eine UBS-Aktie 27.26 Franken. Der Kurssprung befeuert auch den Gesamtmarkt, der gemessen am SMI über ein Prozent zulegt. Nachdem die UBS-Aktie vor dem heutigen Handelstag noch 4,6 Prozent unter dem Stand von Ende 2023 gelegen hatte, notiert sie nun wieder klar über diesem Stand (26.10 Fr.)
Die UBS ist nach einem Verlust im vierten Quartal 2023 zum Jahresanfang 2024 wieder klar in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Sie hat dabei sowohl in Bezug auf die Erträge, wie auch auf den operativen Gewinn und den Reingewinn deutlich besser als erwartet abgeschnitten und die Schätzungen von Analysten zum Teil richtiggehend pulverisiert. Der Gewinn vor Steuern etwa fiel rund doppelt so hoch aus wie prognostiziert (AWP-Konsens), der Reingewinn fast dreimal so hoch.
Analysten äussern sich in ihren ersten Kommentaren denn auch positiv. Die Ergebnisse zeigten, dass die Bank in einem verbesserten Umfeld sowohl die Erträge steigern als auch die Kosten im Einklang mit den Erwartungen senken könne, schreiben etwa die ZKB-Experten in ihrer Einschätzung.
Vontobel spricht von einem massiven Gewinnsprung dank höherer Erträge und niedrigeren Kosten. Der zuständige Analyst bemerkt bei den Erträgen allerdings, dass diese vor allem in der Abwicklungseinheit (NCL) angefallen seien und entsprechend geringerer Qualität seien. Alle operativen Einheiten hätten aber «solide Resultate» abgeliefert, meint er weiter und sieht entsprechend Aufwärtspotential für seine Gewinnschätzungen.
Die Analysten des US-Brokers Jefferies betonen vor allem auch die Stärke im Hauptgeschäft, etwa im Kerngeschäft globale Vermögensverwaltung, aber auch im Schweizer Geschäft.
Der Grossteil des Stellenabbaus im Zuge der Integration der Credit Suisse steht derweil noch aus. Dieser stehe auch nicht unmittelbar bevor, sagte CEO Sergio Ermotti am Dienstag an einer Telefonkonferenz mit Journalisten. In den kommenden Monaten und Quartalen brauche die Bank viele, zum Teil auch mehr Ressourcen als bisher, um die Integration zu stemmen.
Die Bank hatte nach der CS-Übernahme in der Schweiz insgesamt 3000 Entlassungen angekündigt. 1000 sollen der Integration der CS Schweiz in die Bankengruppe zum Opfer fallen, weitere 2000 würden andere hier angesiedelte Geschäftsbereiche betreffen. Diese Pläne hätten sich nicht verändert, sagte Ermotti nun. Der grosse Teil der Entlassungen sei aber erst Ende 2024 und in den Jahren 2025 und 2026 zu erwarten.
Wie gross der globale Stellenabbau bis 2026 sein wird, will die UBS dagegen weiterhin nicht offiziell bekannt geben. Laut jüngsten Medienspekulationen plant die UBS beim Ende der Integration mit einem Personalbestand von insgesamt noch 85'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Per Ende März 2024 lag der Personalbestand bei 111'549 Vollzeitstellen, rund 30 Prozent davon in der Schweiz. Vor der Übernahme Ende 2022 waren es – die zwei damaligen Banken zusammengerechnet – rund 123'000.
Richtig losgehen dürfte es mit der Restrukturierung erst nach der Fusion der rechtlichen Einheiten UBS AG und CS AG Ende Mai und der darauf folgenden Integration der Schweizer Ländergesellschaften (UBS Schweiz und CS Schweiz), welche weiterhin für das dritte Quartal dieses Jahres geplant ist. 2025 soll die CS Schweiz schrittweise in die UBS-Systeme überführt werden.
Sergio Ermotti hat sich bei Telefonkonferenz zudem der erneut gegen schärfere Kapitalanforderungen für die Grossbank ausgesprochen. Die bereits heute geltenden und geplanten Vorschriften würden einen zusätzlichen Bedarf von insgesamt rund 20 Milliarden US-Dollar bedeuten, sagte er Ermotti.
Dieser sei bereits in den Finanzzielen reflektiert. Zu einem möglichen weiteren Kapitalbedarf könne er sich heute indes nicht äussern. Es wäre zu früh, da man überhaupt keine Klarheit habe. Er könne heute nicht sagen, welchen Einfluss dies auf die UBS haben könnte, sagte Ermotti. Die Bank sei nicht in den Diskussionsprozess zum Bundesratsbericht zur Bankenstabilität (TBTF) involviert gewesen.
Die UBS werde sich aber einbringen und hoffe auf ein «gutes Ergebnis». Gleichzeitig konzentriere sich die Bank auf das, was sie «kontrollieren» könne: operativ gut zu arbeiten und den Kunden einen guten Service zu bieten und so Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen.
Ermotti sagte aber auch, dass künftige Entscheide bezüglich eines zusätzlichen Kapitalbedarfs Auswirkungen auf die Kapitalrückführung der UBS an ihre Aktionäre haben könnten. Ansonsten wurden die diesbezüglichen Pläne aber erst einmal bestätigt: Die Bank will wieder mit Aktienrückkäufen starten und 2024 Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarde Dollar erwerben. Gestartet werden soll nach der Fusion der Rechtseinheiten UBS AG und Credit Suisse AG Ende Mai, wie der UBS-Chef sagte.2026 sollen die Rückkäufe dann die ursprünglichen Niveaus von vor der CS-Übernahme übertreffen. Die Dividende pro Aktie soll für 2024 nach wie vor im mittleren Zehnprozentbereich steigen. Die Bank habe bereits begonnen, entsprechende Rückstellungen zu tätigen, sagte Ermotti.
Zuletzt hatten die Diskussionen um schärfere Kapitalanforderungen am Markt für Unsicherheit gesorgt. Auslöser war der Bundesratsbericht zur Bankenstabilität vor rund einem Monat. Gemäss Finanzministerin Karin Keller-Sutter könnte es sein, dass die UBS zusätzliches Kapital in der Grössenordnung von 15 bis 25 Milliarden Franken aufbauen muss. Entscheide dürften jedoch nicht vor Abschluss der PUK zum Untergang der CS fallen, der bis Ende des Jahres erwartet wird.
(lak/awp/sda)