Bisher unterschätztes Risiko: Ultrafeine Partikel in der Flugzeugkabine
Eine neue internationale Studie, an der auch Forschende der Université Paris Cité beteiligt waren, rückt ein bislang unterschätztes Gesundheitsrisiko in den Fokus: Sie zeigt, wie viele ultrafeine Partikel Flugpassagiere in der Flugzeug-Kabine tatsächlich einatmen.
Für ihre Untersuchung setzten die Forschenden spezielle Messgeräte ein, die sie auf Passagierflügen von Paris Charles de Gaulle zu verschiedenen europäischen Zielen mitführten. Platziert auf freien Sitzen im vorderen Kabinenbereich oder in der Nähe der Bordküche, registrierten diese Geräte ultrafeine Partikel, winzige Teilchen von weniger als 100 Nanometern, die von herkömmlichen Luftqualitätsmessungen meist gar nicht erfasst werden.
Die Messungen offenbaren deutliche Schwankungen je nach Flugphase: In der Reiseflughöhe, fernab der bodennahen Luft, waren die Konzentrationen ultrafeiner Partikel vergleichsweise niedrig. Anders sah es beim Boarding, während des Rollens am Flughafen und beim Landeanflug aus: In diesen Phasen lagen die gemessenen Werte im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch wie die Schwelle, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als «hohe Belastung» definiert.
Auch der Verkehrsclub Schweiz warnt
Ultrafeine Partikel sind nicht nur in Flugzeugkabinen ein Problem, sondern auch rund um Flughäfen. Messungen der Europäischen Umweltagentur zeigen, dass die Konzentrationen in einem Kilometer Umkreis oft so hoch sind wie auf stark befahrenen Strassen, verursacht vor allem durch Triebwerksabgase beim Rollen, Start und Landung.
Gesundheitswissenschaftliche Untersuchungen, darunter eine umfangreiche Studie aus den Niederlanden, legen nahe, dass eine langfristige Belastung mit ultrafeinen Partikeln mit Entzündungen in der Lunge, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar einem erhöhten Risiko für vorzeitige Sterblichkeit, einschliesslich Lungenkrebs, verbunden sein könnte.
Technische Unterschiede zwischen rund 75 verschiedenen Studien, die die gesundheitlichen Belastungen durch Ultrafeinstaub untersuchten, verhinderten bislang belastbare Grenzwerte, doch internationale Gremien wie die WHO und der niederländische Gesundheitsrat sprechen von wachsenden Hinweisen auf gesundheitliche Risiken durch ultrafeine Partikel.
Auch in der Schweiz ist das Thema relevant: Laut VCS leben rund zwei Millionen Menschen im Umkreis von 20 Kilometern um die Flughäfen Zürich und Genf und sind damit potenziell den ultrafeinen Partikeln aus Flugabgasen ausgesetzt.
Der VCS fordert deshalb unter anderem, dass Fluggesellschaften auf hochwertiges Kerosin setzen, da die Belastung durch ultrafeine Partikel damit um bis zu 70 Prozent niedriger ausfällt.
(ear)
