Katzen miauen bei Männern häufiger
Wie Katzen ihre Menschen begrüssen, wenn diese nach Hause kommen, war bisher kaum Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen. Und wenn, dann beruhten sie auf Selbstauskünften der Tierbesitzer. Eine neue Studie, die von 2022 bis 2024 durchgeführt und im November 2025 im Fachmagazin Ethology veröffentlicht wurde, hat nun versucht, das Verhalten der Stubentiger objektiver zu analysieren. Das Forschungsteam unter der Leitung von Yasemin Salgirli Demirbas von der Universität Ankara verfolgte dazu einen ganz anderen Ansatz.
Begrüssung mit Kamera gefilmt
Die Wissenschaftler untersuchten 31 Katzen und deren primäre Bezugspersonen in ihrer häuslichen Umgebung. Die Personen wurden gebeten, eine Kamera an ihrer Brust zu tragen und die ersten Minuten nach ihrer Rückkehr nach Hause zu filmen, während sie sich so natürlich wie möglich verhielten. Anschliessend analysierte das Team die ersten hundert Sekunden jeder Aufnahme und erfasste dabei 22 verschiedene klar definierte Verhaltensweisen – von der Anzahl der Miaus und Kopfstösse bis hin zu stressbedingtem Verhalten wie Gähnen. Sowohl Häufigkeit als auch Dauer der einzelnen Verhaltensweisen wurden dabei erfasst.
Mehr Geräusche bei Männern
Das überraschende Ergebnis der Analyse: Der einzige signifikante demografische Faktor war das Geschlecht der Bezugsperson. Katzen machten eindeutig mehr Geräusche – Miauen, aber auch Schnurren oder Gurren –, wenn ein Mann zur Tür hereinkam. Im Durchschnitt miauten die Katzen innerhalb der ersten hundert Sekunden bei Männern 4,3 Mal, bei Frauen indes nur 1,8 Mal. Dieser Unterschied blieb unabhängig vom Geschlecht und Alter der Katze, ihrer Rasse oder der Anzahl Katzen im Haushalt.
Der Grund dafür, glaubt das Forschungsteam, könnte darin liegen, dass Männer im Durchschnitt ihren Tieren weniger Aufmerksamkeit schenken, seltener mit ihnen sprechen und auch weniger auf die Tiere reagieren. Katzen scheinen ihr Verhalten daran anzupassen – sie machen mehr Geräusche, um bemerkt zu werden und eine Reaktion hervorzurufen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Frauen im Allgemeinen interaktiver mit ihren Haustieren interagieren, Katzenlaute besser verstehen und oft in einer hohen «Katzenstimme» mit den Tieren sprechen.
Spannungsregulierung
Die Katzen zeigten ihre Zuneigung auch, indem sie ihren Schwanz gerade nach oben reckten, sich ihrem Besitzer näherten und ihren Kopf an seinem Bein rieben. Überdies beobachteten die Forscher Bewältigungsverhalten wie Gähnen, Strecken und Kratzen. Solches Verhalten dient vermutlich der Spannungsregulierung. Dies muss übrigens nicht notgedrungen negativ sein, es kann beispielsweise auch Ausdruck der Erleichterung sein, die eine Katze empfindet, wenn ihr Besitzer endlich wieder zu Hause ist. Oder es könnte ein Mittel sein, um die Aufmerksamkeit des Menschen subtil zu lenken.
All dies zeigt, dass die Begrüssung durch eine Katze komplex und vielschichtig ist. Es handelt sich nicht nur um ein Bedürfnis nach sozialem Kontakt, sondern auch um einen Mechanismus zur Stressbewältigung. Die Tatsache, dass das Futterverhalten keine Verbindung zu Begrüssungssignalen aufweist, spricht zudem dafür, dass es beim Wiedersehen tatsächlich um soziale Interaktion geht – nicht um Nahrungsbeschaffung.
Sehr kleines Sample
Allerdings weist auch das Forschungsteam selbst auf die begrenzte Aussagekraft der Studie hin: Ihre Stichprobengrösse (31 Katzen) war relativ klein. Zudem wurden bestimmte Faktoren – etwa die Dauer der Abwesenheit des Menschen oder der Futterzustand der Katze – nicht standardisiert erfasst. Und schliesslich stammten alle Teilnehmer aus einem einzigen Land – der Türkei –, wodurch kulturelle Eigenheiten das Verhalten beeinflusst haben könnten.
Gleichwohl liefert die Studie wertvolle Einblicke, doch es sind grössere, internationale Untersuchungen erforderlich, um zu eruieren, ob diese geschlechtsspezifischen Unterschiede im «Miau-Verhalten» weltweit auftreten. Männliche Katzenbesitzer könnten aber ihren Lieblingen bei der Begrüssung schon mal vermehrt Aufmerksamkeit schenken, damit die nicht so viel miauen müssen. (dhr)
