
Noch immer existiert sehr viel Unwissen zum menschgemachten Klimawandel.Bild: watson/keystone
02.07.2022, 17:3103.07.2022, 14:49
Eine Online-Umfrage hat Menschen allen Alters in sechs europäischen Ländern zum Thema Klimawandel befragt. Die Initianten wollen unter anderem herausfinden, wie der Wissensstand zum Thema Klimaerwärmung ist, wie sehr der Wissenschaft in diesen Belangen vertraut wird und wie besorgt die Befragten um die Folgen des Klimawandels sind.
Dabei zeigt sich, dass beträchtliche Teile der Bevölkerung den Wissensstand zum und die Bedrohung durch den Klimawandel massiv unterschätzen. Die interessantesten Erkenntnisse aus der Studie werden im Folgenden vorgestellt.
Der Konsens in der Wissenschaft wird massiv unterschätzt

Der Klimawandel ist Tatsache und der Mensch ist massgeblich an dieser Veränderung beteiligt, zu diesem Schluss kommen 99,9 Prozent der durchgeführten Klimastudien.Bild: keystone
Aus der Befragung geht hervor, dass die Menschen den Konsens in der Wissenschaft dazu, ob der Klimawandel hauptsächlich menschengemacht ist, massiv unterschätzen. Im Durchschnitt schätzen sie nämlich, dass 68 Prozent der Wissenschaftler davon ausgehe, dass hauptsächlich der Mensch für die Verschiebungen im Klima verantwortlich sei. Tatsächlich liegt dieser Konsens aber bei 99,9 Prozent.
Immerhin glauben im Schnitt etwa Dreiviertel der Befragten, dass fast alle Forschenden in diesem Punkt übereinstimmen. In Norwegen glaubt aber mit 18 Prozent immer noch fast jeder Fünfte, dass darüber kein Konsens herrsche.
Besonders problematisch: Dies wird besonders von jüngeren Menschen stärker bezweifelt als von Älteren. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen glauben nur gerade 67 Prozent an den Wissenschafts-Konsens.
So kam die Studie zustande
Rund 12'000 Personen wurden in der Studie befragt, je etwa 2000 in Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Polen und im Vereinigten Königreich. Die Samples wurden so gewichtet, dass die Menge der Befragten bezüglich Indikatoren wie dem Alter, Geschlecht etc. das Verhältnis in der Bevölkerung akkurat repräsentiert.
Die Umfrage ist Teil des Peritia-Projekts, das sowohl die Rolle der Wissenschaft in der politischen Entscheidungsfindung als auch die Frage, unter welchen Bedingungen die Menschen Expertenmeinungen vertrauen, untersucht. Das Projekt wird von der EU finanziert. (anb)
16 Prozent denken, der Klimawandel werde nicht hauptsächlich vom Menschen verursacht
Im Durchschnitt geben 74 Prozent der Befragten an, der Klimawandel sei hauptsächlich durch den Menschen verschuldet. 16 Prozent glauben nicht daran, dass der Mensch hauptverantwortlich ist. 10 Prozent gaben an, es schlicht nicht zu wissen.
In Italien ist mit 82 Prozent der Anteil derer, die an den menschengemachten Klimawandel glauben, am höchsten. Wohingegen in Norwegen bloss 61 Prozent diese Ansicht teilen. Fast ein Viertel – 24 Prozent – der Norwegerinnen und Norweger schätzt diese Aussage als falsch ein.
80 Prozent sorgen sich um die Folgen des Klimawandels für die Menschheit
Durchschnittlich 80 Prozent der Befragten geben an, «sehr bis etwas besorgt» zu sein um die Folgen des Klimawandels für die Menschheit im Allgemeinen. Auch hier ist der Anteil derer, die dies nicht glauben, in Norwegen mit 29 Prozent am höchsten.
42 Prozent denken, der Klimawandel schade ihrem Land bereits jetzt

Ein italienischer Reisbauer auf seinem ausgetrockneten Feld in Mortara, Lomellina. Die Region wurde im Juni 2022 von der schlimmsten Dürre in 70 Jahren heimgesucht.Bild: keystone
42 Prozent geben im Durchschnitt an, ihr Land trage bereits jetzt die Folgen des Klimawandels. Allen voran ist Italien: Hier denken 54 Prozent der Befragten, dass das Land längst die Konsequenzen zu spüren bekommt, gefolgt von Polen mit 46 Prozent. In Norwegen sind es wiederum nur 27 Prozent der Befragten.
28 Prozent denken, der Klimawandel schade ihnen persönlich bereits jetzt
Im Durchschnitt geben 28 Prozent der Befragten an, persönlich bereits jetzt die Folgen der Klimaerwärmung zu spüren – weitere 25 Prozent rechnen damit in den nächsten zehn Jahren. Auffällig ist, dass polnische Befragte die Folgen schon stärker zu spüren scheinen: 41 Prozent geben an, jetzt betroffen zu sein. In Italien sind es 35 Prozent, während in Norwegen bloss 16 Prozent der Befragten aktuell persönlich betroffen sind. Insgesamt glauben etwa 11 Prozent, dass der Klimawandel nie zu persönlichen Folgen führen werde.
25 Prozent denken, dass man nichts mehr gegen den Klimawandel unternehmen kann
Die Befragten mussten die Aussage «Der Klimawandel ist ausserhalb des Kontrollierbaren – es ist zu spät, etwas dagegen zu unternehmen» beurteilen: 48 Prozent waren damit im Durchschnitt «nicht oder eher nicht einverstanden». Am meisten Zustimmung erhielt das Statement in Deutschland mit 30 Prozent – am wenigsten in Irland, hier widersprechen 65 Prozent. Ein Viertel der Befragten hingegen glaubt, man könne den Klimawandel nicht mehr stoppen.
Dabei ist dieses Gefühl der Machtlosigkeit besonders bei jüngeren Menschen verbreiteter als bei Alten. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen glauben nur gerade 34 Prozent, man könne noch etwas dagegen unternehmen, bei den über 55-Jährigen glauben dies doch noch 60 Prozent.
(anb/leo)
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Führt die Einschätzung, dass sich der Klimawandel nicht mehr aufhalten lässt, zur Haltung, dass eh alles egal ist und alle Anstrengungen verschwendete Energie sind, oder dass man umso entschlossener alles tut, um evtl. eines besseren belehrt zu werden.
Umgekehrt das gleiche: Der Klimawandel lässt sich noch aufhalten, also "Easy, kein Stress!" oder "Packen wirs an!"? (2/2)
Hier besteht die Gefahr von Ignoranz / Akzeptanz…
Die Welt geht vor die Hunde, ich kann sowieso nichts tun, darum mach ich weiter wie bisher (oder schlimmer)…