Es ist nicht immer die Faulheit: Studie zeigt, warum manche keine Lust auf Sport haben
Die Gym-Tasche steht seit Tagen gepackt, aber unbeachtet in der Ecke. Die neuen Laufschuhe sind noch völlig unbenutzt. Der innere Schweinehund kann einfach übermächtig oder das Sofa zu verlockend wirken. Doch ist es wirklich nur das? Eine Studie hat untersucht, weshalb manche einfach nicht die Motivation oder die Disziplin aufbringen können, um Sport zu treiben.
Hometrainer, Krafttraining oder Dehnübungen
Dafür haben die Forschenden vom University College London untersucht, wie die Persönlichkeit mit der physischen Fitness, der Motivation und der Lust am Trainieren zusammenhängt. Demnach könnte die fehlende Motivation ein Hinweis sein, dass man schlicht die falsche Sportart gewählt hat, berichtet die NZZ mit Verweis auf die Studie.
Acht Wochen lang wurden 132 Personen mit unterschiedlichem Fitnessniveau begleitet. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Pro Woche musste die eine dreimal auf dem Hometrainer üben und einmal Krafttraining absolvieren. Die andere Gruppe diente als Kontrollgruppe und sollte den bisherigen Lifestyle beibehalten und erhielt eine Anleitung für eine wöchentliche 10-Minuten-Dehnübung. In der ersten und letzten Woche sollten dann alle angeben, wie viel Spass ihnen das Training gemacht hatte.
Wegen Krankheit, Verletzung, fehlender Zeit oder Erreichbarkeit hielten lediglich 86 Personen bis zum Schluss durch.
Auf die Sportart kommt es an
Das Ergebnis: Extrovertierte fühlten sich bei den Trainingseinheiten im Labor wohl. Sensiblere Teilnehmende absolvierten sie lieber ruhig und selbstgesteuert zu Hause. Das gilt auch für Menschen mit höherem Neurotizismus-Wert, also der Neigung zu negativen Emotionen wie Angst, Ärger oder Unsicherheit.
Doch was heisst das für dich? Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Sportart entscheidend ist. Je nach Persönlichkeit fühlen sich Menschen wohler in belebten Fitnessstudios, Sportteams oder Laufgruppen, andere machen lieber allein oder zu Hause Sport.
Warum will man Sport treiben?
Das richtige Sportprogramm ist also entscheidend. «Je genauer diese Motive erfragt werden, desto treffsicherer ist die Empfehlung der Sportart», bestätigt auch Julia Schmid, Sportwissenschaftlerin der Uni Bern, gegenüber der NZZ. Man muss sich also fragen, ob man Stress abbauen, sich an Wettkämpfen messen oder Gewicht reduzieren möchte.
Um herauszufinden, was wirklich zu einem passt, helfe oft nur das Ausprobieren. Der Bund empfiehlt, sich pro Woche 150 bis 300 Minuten zu bewegen. Gerade wer nicht viel Sport macht, muss aber nicht von null auf hundert: «Es hilft, klein anzufangen, eine Routine aufzubauen und dann nach und nach aufzustocken», sagt Schmid. Und ein schlechtes Gewissen ist fehl am Platz. Selbst Profis mangelt es manchmal an Motivation. (vro)