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Die Plejaden bestehen aus tausenden Sternen

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Die Plejaden sind ein offener Sternhaufen im Sternbild Stier.Bild: www.imago-images.de

Die Plejaden haben tausende «Geschwister»

Der auch unter dem Namen «Sieben Schwestern» bekannte Sternhaufen der Plejaden besteht nach neuen Erkenntnissen aus Tausenden von Sternen.
14.11.2025, 19:0515.11.2025, 22:14

Sie sind von Anfang Juli bis Ende April am nördlichen Abendhimmel als Ansammlung von Sternen sichtbar: die Plejaden, die auch unter den Bezeichnungen «Atlantiden», «Atlantiaden», «Siebengestirn», «Taube», «Sieben Schwestern» oder «Gluckhenne» bekannt sind. Der rund 440 Lichtjahre entfernte offene Sternhaufen liegt im Sternbild Stier und ist Teil der Milchstrasse. Von blossem Auge sind nur sechs bis neun, meist aber sieben Sterne sichtbar, die auch nach einzelnen Plejaden in der griechischen Mythologie benannt sind.

Namensherkunft aus der Mythologie
Die Plejaden in der griechischen Mythologie waren sieben Töchter des Titanen Atlas und der Okeanide Pleione und jungfräuliche Begleiterinnen der Artemis, der Göttin der Jagd. Als der Jäger Orion sie über die Wiesen Böotiens verfolgte, wurden sie von Zeus zu ihrem Schutz in Tauben (griechisch: peleiades) verwandelt und als Sternbild in den Himmel versetzt.
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Die Plejaden, Gemälde von Elihu Vedder (1885).Bild: Wikimedia
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Die hellsten Plejaden: Alle Sterne bis 9 mag (gelb = die sieben Hauptsterne bis 5 mag).GIF: Wikimedia

Die Plejaden werden nicht nur im Alten Testament und im Talmud erwähnt, sie sind auch auf der Himmelsscheibe von Nebra zu erkennen. Bei den Maori auf Neuseeland ist der Name Matariki für die Plejaden zugleich die Bezeichnung eines Feiertags. Und als Referenz neueren Datums sind die Plejaden auch im Logo des japanischen Autoherstellers Subaru vertreten – «Subaru» ist der japanische Name für diesen Sternhaufen.

Himmelssceibe von Nebra (Vorderseite)
https://de.wikipedia.org/wiki/Himmelsscheibe_von_Nebra#/media/Datei:Himmelsscheibe.Nebra.vorne.P1034154.jpg
Die Plejaden auf der 3700 bis 4100 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra.Bild: Wikimedia

20-mal grösser als angenommen

Dass der Plejaden-Sternhaufen nicht nur aus sieben hellen Sternen, sondern aus hunderten weiteren Sternen besteht, war längst bekannt. Neue Beobachtungen mithilfe zweier leistungsstarker Teleskope haben nun aber gezeigt, dass die «sieben Schwestern» Teil eines grossen Komplexes sind, der tausende von Sternen umfasst und 20-mal grösser ist als bisher angenommen.

Ein Team von Astronomen der University of North Carolina in Chapel Hill hat die weitläufige Struktur durch die Kombination von Archivdaten des Nasa-Weltraumteleskops Tess (Transiting Exoplanet Survey Satellite) und des Gaia-Weltraumteleskops der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) entdeckt. Seine Ergebnisse sind im Fachmagazin The Astrophysical Journal erschienen.

«Diese Studie verändert unsere Sichtweise auf die Plejaden – sie sind nicht nur sieben helle Sterne, sondern Tausende längst verlorener Geschwister, die über den gesamten Himmel verstreut sind», kommentiert Andrew Boyle, Hauptautor und Doktorand in Physik und Astronomie in einer Mitteilung der Universität.

Rotation der Sterne als «kosmische Uhr»

«Die meisten Sternhaufen lösen sich im Verlauf von vielen zehn bis hundert Millionen Jahren auf», erklärt Boyle. Das gilt auch für die Plejaden, die vor etwa 100 Millionen Jahren gemeinsam aus einer grossen Gaswolke entstanden sind. Astronomen vermuteten schon länger, dass verstreute Sternengruppen am Himmel ursprünglich zu den Plejaden gehörten, da sie sich auf ähnlichen Bahnen durch die Galaxis bewegen.

Eine ähnliche Bahn reicht jedoch als Beweis nicht. Die Sterne müssten auch das gleiche Alter aufweisen. Die Bestimmung des Alters war freilich schwierig. Boyle und sein Team entwickelten daher eine neue Methode der Altersbestimmung: Da sich Sterne bei ihrer Entstehung schnell drehen und mit zunehmendem Alter langsamer rotieren, nutzten die Astronomen die Rotation der Sterne als eine Art «kosmische Uhr». «Indem wir messen, wie schnell Sterne sich drehen, können wir Sternengruppen identifizieren, die für traditionelle Methoden zu weit verstreut sind», erklärt Boyle.

Riesiger «Grosser Plejadenkomplex»

Mithilfe dieser Methode gelang es dem Team, fünf grosse Sternengruppen und hunderte einzelne Sterne zu identifizieren, die nicht nur zeitgleich mit den Plejaden entstanden sind, sondern tatsächlich ursprünglich zu diesem Sternhaufen gehörten. Diese weitläufige Struktur – das Team nennt sie den «Grossen Plejadenkomplex» (Greater Pleiades Complex) – erstreckt sich über etwa 1500 Lichtjahre.

Figure 15. The full extent of the Greater Pleiades Complex as it would appear on the night sky if all stars from our membership list were visible to the naked eye. The seven brightest stars in the Ple ...
Die gesamte Ausdehnung des Grossen Plejaden-Komplexes, wie er am Nachthimmel erscheinen würde, wenn alle Sterne aus der Liste mit blossem Auge sichtbar wären. Die sieben hellsten Sterne der Plejaden sind grün dargestellt, die anderen weiss. Der Grosse Wagen, Orion und Stier sind blau überlagert. Von den 3091 Sternen der Liste befinden sich 1603 unter den ausgewählten Beobachtungsbedingungen über dem Horizont. Die Darstellung ist so ausgerichtet, dass sie dem entspricht, was ein Beobachter sehen würde, der nach Süden blickt.Bild: The Astrophysical Journal

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Methode auch den Ursprung unserer Sonne aufzudecken vermag. Denn auch unser Zentralgestirn dürfte Teil einer grösseren Sternfamilie sein und aus einem gemeinsam entstandenen Sternhaufen stammen. (dhr)

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