Die koreanischen Forscher geizten nicht mit Eigenlob: Es handle sich um «ein historisches Ereignis, das eine neue Ära für die Menschheit einläutet», schrieben sie in einem der zwei Papers, die sie am 22. Juli als Vorabveröffentlichung auf den Preprint-Server arXiv hochluden. Den vielversprechenden Titel der ersten Arbeit – «The First Room-Temperature Ambient-Pressure Superconductor» («Der erste Supraleiter bei Raumtemperatur und Umgebungsdruck») – gab das deutsche Magazin «Focus» mit einem Anflug von Häme als «Wir haben den Heiligen Gral gefunden!» wieder.
Die sensationelle Entdeckung der Koreaner, so «Focus» weiter, wäre für die Festkörperphysik in der Tat gleichzusetzen mit dem Fund des Heiligen Grals – so sich die kühne Ankündigung denn wirklich als Tatsache erweisen würde. Supraleiter, also Stoffe, durch die der Strom ohne Widerstand fliesst, sind unverzichtbar für eine Reihe von nützlichen Anwendungen, etwa in Kernspintomografen oder Teilchenbeschleunigern.
Damit Supraleiter funktionieren, müssen sie allerdings auf extrem niedrige Temperaturen gekühlt werden. Aus diesem Grund wäre der von den koreanischen Forschern entwickelte Stoff («LK-99» genannt) äusserst nützlich, denn die aufwendige Kühlung würde hier entfallen. So wäre es etwa möglich, Strom verlustfrei über grosse Distanzen zu transportieren.
Doch die Messungen, die von den Koreanern präsentiert wurden, wollen nicht recht überzeugen – dies ist jedenfalls die Meinung von zahlreichen skeptischen Wissenschaftlern. So passen bereits im April in einer koreanischen Fachzeitschrift vorveröffentlichte Daten der Forscher nicht recht zu den jetzt publizierten Ergebnissen. Zudem fällt der Widerstand im neuen Material gemäss den Daten im zweiten Paper nicht auf null, sondern auf einen Wert deutlich darüber, wie etwa das Wissenschaftsportal spektrum.de berichtet.
Noch bedeutet dies nicht unbedingt, dass die Forscher aus Korea etwas behaupten, was nicht zutrifft. Doch Vorsicht ist angebracht. Bisher waren alle Bemühungen, diesen spektakulären Befund zu reproduzieren, erfolglos. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Sensationsmeldung aus der Welt der Wissenschaft sich bald danach als Ente erweist – wie die folgende, keineswegs vollständige Liste zeigt.
Kernfusion ist die Energiequelle der Sterne und damit auch unserer Sonne. Die Verschmelzung von zwei Atomkernen zu einem neuen Kern ist bei leichteren Elementen wie Wasserstoff exotherm, das heisst, sie liefert mehr Energie, als sie benötigt. Damit die elektrische Abstossung zwischen den positiv geladenen Atomkernen überwunden werden kann, sind aber extrem hohe Drücke und Temperaturen notwendig, wie sie lediglich im Inneren von Sternen vorherrschen.
Auf der Erde sind solche Bedingungen bisher nur kurzzeitig in Versuchsreaktoren erreichbar, und bisher ist es noch nicht gelungen, mehr Energie aus dem Fusionsprozess herauszuholen, als er selber verbraucht. Zurzeit ist aber nur die militärische Nutzung der Fusion möglich: Bei der Explosion einer Wasserstoffbombe, gezündet durch eine Atombombe, kommt es zu einer unkontrollierten Fusion, bei der ungeheure Energien freigesetzt werden. Theoretisch könnte die Kernfusion indes billig und relativ sauber enorme Mengen an Energie liefern: Ein Gramm Brennstoff würde so viel Energie erzeugen wie 11 Tonnen Kohle.
Als im März 1989 die Chemiker Stanley Pons und Martin Fleischmann bei einer Pressekonferenz an der Universität von Utah behaupteten, es sei ihnen gelungen, eine Kernfusion bei Zimmertemperatur in Gang zu bringen, sorgte dies weltweit für Schlagzeilen. Immerhin hätte die sogenannte kalte Fusion die Energieprobleme der Welt schlagartig gelöst.
Pons erklärte den Medien das sensationelle Verfahren wie folgt: «Wir haben Deuterium, eine schwere Variante von Wasserstoff, in einen Metallstab aus Palladium geleitet. Dort sind die Deuteriumkerne zu einem grösseren Atomkern verschmolzen, zu Helium. Und dabei wurde eine bemerkenswerte Menge an Energie frei – deutlich mehr Energie, als wir hineingesteckt hatten.» Fleischmann sekundierte: «Leitet man das Deuterium in das Kristallgitter des Palladiums ein, werden die Deuteriumkerne dort so stark aneinander gepresst, dass die Bedingungen für eine Kernfusion erfüllt sind. Eine Fusion, die wir über Hunderte von Stunden aufrechterhalten können, also mehrere Tage und Nächte lang.»
Die Fachwelt war zunächst elektrisiert. Die Energiequelle der Sonne sozusagen auf einem Küchentisch! Doch auf die kurze Euphorie folgte bald die Ernüchterung: Es zeigte sich, dass Pons und Fleischmann schlampig und fehlerhaft gearbeitet hatten. Physiker bewiesen schnell, dass die Theorie der beiden Chemiker unmöglich stimmen konnte. Und wichtiger noch: Keinem Physiker gelang es, den behaupteten Effekt in einem Experiment zu reproduzieren – bis heute nicht.
Dennoch versuchen sich immer wieder Tüftler an der kalten Fusion. So etwa der Italiener Andrea Rossi, der 2011 einen Apparat präsentierte, der mittels kalter Fusion Energie liefere. Rossi will seine Apparatur jedoch nicht von unabhängigen Stellen prüfen lassen, angeblich aus Furcht vor Ideenklau. Es dürfte sich daher mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um Schwindel handeln. Allerdings gibt es tatsächlich eine kalte Fusion, die funktioniert, etwa bei der pyroelektrisch induzierten Fusion – doch diese verläuft immer endotherm, das heisst, ein Energiegewinn ist nicht möglich.
61 Nanosekunden sind eine sehr kurze Zeit – nur gerade 61 Milliardstel einer Sekunde. Diese winzige Zeitspanne führte im September 2011 zu grosser Aufregung, denn sie stellte die 1905 von Albert Einstein in seiner Speziellen Relativitätstheorie formulierte Aussage infrage, wonach sich nichts schneller als Licht fortbewege und die Lichtgeschwindigkeit c eine Konstante sei.
Die 61 Nanosekunden waren das Ergebnis des Opera-Experiments, bei dem Physiker über drei Jahre hinweg Neutrinos vom Cern bei Genf in die 732 Kilometer entfernten Laboratori nazionali del Gran Sasso südlich von Rom schossen und deren Flugzeit massen. Und diese war um eben jene ominösen 61 Nanosekunden kürzer als die Zeit, die das Licht im Vakuum für dieselbe Strecke benötigt hätte. Die Neutrinos – nahezu masselose und ungeladene subatomare Teilchen – waren also schneller als das Licht, und zwar um rund 25 Millionstel.
Wie es der Astronom Carl Sagan einst ausdrückte: «Ausserordentliche Behauptungen erfordern ausserordentliche Beweise.» Die Widerlegung der Einsteinschen Relativitätstheorie stellte eine solche aussergewöhnliche Behauptung dar, und die Opera-Physiker waren daher gut beraten, als sie ihre Sensationsmeldung mit der Warnung garnierten, sie wollten aus den Mess-Ergebnissen vorerst keine weitergehenden Schlüsse ziehen und es müsse nach bisher noch unbekannten systematischen Fehlern bei den Messungen gesucht werden.
Und diese Fehler wurden denn auch gefunden. Im Februar und März wurden nach weiteren Tests zwei Fehlerquellen eruiert: ein defektes Glasfaserkabel zwischen einem GPS-Empfänger und einer Computerkarte sowie ein Oszillator, der dazu diente, den Zeitstempel für die GPS-Synchronisation zu liefern. Die beiden Fehler wirkten sich gegenteilig aus, doch der durch die fehlerhafte Glasfaser-Verbindung ausgelöste Messfehler, der zu einer Überschätzung der Neutrino-Geschwindigkeit führte, hatte die Oberhand behalten und die Ergebnisse in diese Richtung verfälscht. Einstein hatte Recht behalten.
Die Annahme, dass Gravitationswellen existieren, geht auf die Allgemeine Relativitätstheorie (1916) von Albert Einstein zurück. Es handelt sich um Wellen in der Raumzeit, die durch eine beschleunigte Masse ausgelöst werden – gewissermassen «Dellen» in der gekrümmten Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortpflanzen. Wenn sie einen Raumbereich durchlaufen, stauchen und strecken sie dort vorübergehend Abstände.
Ihre Stärke hängt von der bewegten Masse und noch mehr von deren Geschwindigkeitsänderung ab. Beobachtbar sind derzeit lediglich Gravitationswellen, die von sehr massiven und stark beschleunigten astronomischen Objekten ausgehen, etwa sich umkreisende Neutronensterne oder Sternexplosionen. Der Nachweis dieser Wellen, der 2016 erstmals Wissenschaftlern am Gravitationswellen-Observatorium LIGO gelang, war ein direkter Beweis für die Inflationstheorie, wonach sich das Universum in den ersten Bruchteilen einer Nanosekunde nach seiner Entstehung extrem schnell ausdehnte.
Schon im März 2014 hatten aber Wissenschaftler des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics die Resultate ihrer Beobachtungen mit dem BICEP2-Teleskop auf der Amundsen-Scott-Südpolstation veröffentlicht. Das BICEP2-Teleskop dient zur Messung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds (CMB), der Reliktstrahlung des Urknalls. Die Forscher beobachteten ein Schnörkelmuster in dieser Hintergrundstrahlung, das sie auf den Einfluss von Gravitationswellen aus der Inflationszeit des Universums zurückführten. «Es sieht aus wie ein wirbelndes Muster am Himmel», jubelte Chao-Lin Kuo, Physiker an der Stanford University. «Wir haben den schlagenden Beweis für die Inflation gefunden, und wir haben auch das erste Bild von Gravitationswellen am Himmel gemacht.»
Die Entdeckung galt als nobelpreiswürdig – zu Recht, wie sich 2017 zeigte, als die Wissenschaftler, denen im Jahr zuvor der Nachweis gelungen war, diese Auszeichnung erhielten. Doch die Astronomen des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics sollten leider leer ausgehen – ihre Ergebnisse, die sie nicht bei einer Fachzeitschrift eingereicht hatten und die auch nicht begutachtet worden waren, hielten einer erweiterten Analyse nicht stand. Galaktischer Staub in der Milchstrasse machte ihnen einen Strich durch die Rechnung; er war vollumfänglich für das Störsignal verantwortlich, wie sich herausstellte. Die Sensationsmeldung über den Nachweis von Gravitationswellen war verfrüht.
Gerade mal 30 Jahre alt war die japanische Stamzellenforscherin Haruko Obokata im Jahr 2014, und schon wurde sie «als heller neuer Stern am wissenschaftlichen Firmament und als nationaler Held gefeiert», wie der «Guardian» später schrieb. Ihr Aufenthalt im Rampenlicht des Ruhms war kurz, aber intensiv. Er begann, nachdem Obokata im Januar zwei bahnbrechende Arbeiten im Wissenschaftsmagazin «Nature» publiziert hatte. Darin beschrieb sie als Hauptautorin, wie Milzzellen neugeborener Mäuse durch ein halbstündiges Säurebad in Stammzellen verwandelt werden konnten.
Das war nichts weniger als eine wissenschaftliche Sensation. Die sogenannten STAP-Zellen sollten wie andere induzierte pluripotente Stammzellen – das sind Stammzellen, die durch künstliche Reprogrammierung von Körperzellen gewonnen werden – die Herstellung von jeder Art Körpergewebe ermöglichen. Dies jedoch nicht in einem aufwendigen Verfahren, sondern durch ein simples Bad in schwacher Zitronensäure, das quasi die Entwicklungsgeschichte der somatischen Zellen wegwaschen und sie durch Stress dazu anregen würde, sich in pluripotente Zellen zu verwandeln.
Obokatas Höhenflug endete in einem abrupten Absturz. Kurz nach Publikation der Arbeiten wurden Zweifel laut, etwa durch anonyme Blogger auf der Plattform Pubpeer, die auf methodische Fehler hinwiesen. Abbildungen seien fehlerhaft und doppelt verwendet worden, hiess es. Vor allem aber konnte das Verfahren von anderen Wissenschaftlern nicht reproduziert werden. Auch Obokata gelang dies trotz 45 Versuchen vor laufenden Kameras und unter Beobachtung von Kollegen nicht mehr. Die Arbeiten wurden zurückgezogen; «Nature» teilte mit, sie seien von Gutachtern überprüft worden und die Qualitätsstandards sollten künftig erhöht werden.
Ende 2014 verlor Obokata ihre Anstellung am Riken-Zentrum für Entwicklungsbiologie in Kobe, wo sie geforscht hatte. «Ich habe nicht einmal Worte, um mich zu entschuldigen», erklärte sie. Riken-Präsident und Nobelpreisträger Ryoji Noyori entschuldigte sich während einer Pressekonferenz für «schwere Fehler» in den Studien. Dem Institut wurden die Mittel zusammengestrichen; die Belegschaft musste um die Hälfte auf 250 Forscher reduziert werden. Am Ende forderte der Skandal sogar ein Todesopfer: Obokatas Mentor Yoshiki Sasai, der den Vorwurf, er habe die Arbeit seiner Schülerin nicht ausreichend kontrolliert, nicht ertragen konnte, erhängte sich.
Im August 1996 war es endlich so weit: Zum ersten Mal legten Wissenschaftler einer staunenden Öffentlichkeit Beweise für die Existenz ausserirdischen Lebens vor. Der Astrobiologe David McKay und seine Kollegen hatten auf einem Meteoriten, der vom Mars stammt, organische Verbindungen und bestimmte Mineralien identifiziert. Sie interpretierten dies als «Beweise für primitives Leben auf dem frühen Mars», wie die «New York Times» berichtete. Der damalige US-Präsident Bill Clinton sagte am 7. August an einer Pressekonferenz, die Auswirkungen dieser Entdeckung seien «so weitreichend und so beeindruckend ... wie man es sich nur vorstellen könne».
Der fragliche Meteorit, ein knapp zwei Kilogramm schwerer Stein mit der Bezeichnung ALH 84001, war 1984 in den Allan Hills in der Antarktis gefunden und 1993 als Marsmeteorit identifiziert worden. ALH 84001, dessen Alter auf knapp über vier Milliarden Jahre bestimmt wurde, dürfte vermutlich durch einen Asteroideneinschlag vor 15 Millionen Jahren von der Marsoberfläche weggeschleudert worden sein. Vor etwa 13'000 Jahren landete er auf der Erde.
McKay und sein Team deuteten Strukturen in Elektronenmikroskopaufnahmen als fossilierte Bakterien. Sie fanden zudem Karbonateinschlüsse, die eine Modifikation des Minerals Magnetit enthalten, wie sie auf der Erde von Bakterien produziert wird, sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die beim Zerfall von Bakterien entstehen können. Angesichts des Alters des Steins gingen die Astrobiologen davon aus, dass diese Spuren auf eine primitive Form mikroskopischen Lebens vor mehr als drei Milliarden Jahren auf dem Mars hinwiesen, als der Planet wärmer und feuchter war.
Die Theorie wurde kontrovers diskutiert und erhielt bald zunehmend Gegenwind. So wandten Kritiker ein, dass die Strukturen in den Elektronenmikroskopaufnahmen auch Artefakte der Aufnahmetechnik sein könnten. Hinzu kam, dass die Spuren sehr viel kleiner als irdische Bakterien waren. Das vorgefundene Magnetit wiederum hätte auch durch nichtbiologische Prozesse entstehen können. Dasselbe gilt für die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe. Und schliesslich zeigte sich, dass auch andere Gesteine – die vom Mond stammten, wo es eindeutig kein Leben gibt – dieselben Spuren aufwiesen.
Der weitaus überwiegende Teil der Wissenschaftler akzeptierte die Ergebnisse von McKay nicht als Beweis für extraterrestrisches Leben. Gleichwohl gilt sein Paper als äusserst bedeutsam; der Astrobiologe Andrew Steele sagte dem Portal space.com, ohne McKays Arbeit gäbe es den Wissenschaftszweig der Astrobiologie womöglich gar nicht. Und auch die Pläne der NASA für unbemannte Marsmissionen erhielten dadurch neuen Schub.
1895 hatte der deutsche Physiker Conrad Röntgen die später nach ihm benannten Strahlen entdeckt, im Folgejahr stiess sein französischer Berufskollege Henri Becquerel bei Versuchen mit diesen Strahlen auf das Phänomen der Radioaktivität. Auch der französische Physiker René Blondlot, ein angesehener Wissenschaftler und Mitglied der Französischen Akademie der Wissenschaften, experimentierte mit den neu entdeckten Strahlen.
Beim Versuch, die Röntgenstrahlen zu polarisieren, bemerkte er etwas, das er für eine andere Art von Strahlung hielt. Diese neuen Strahlen, die er nach seiner Heimatstadt Nancy «N-Strahlen» nannte, verstärkten angeblich die Helligkeit einer Lichtquelle. Blondlot benutzte eine Vielzahl von Geräten, um die Strahlen zu beobachten, die offenbar gerade noch erkennbar waren. Er stellte fest, dass sie wie Licht polarisiert, reflektiert und gebrochen werden konnten. Im Frühjahr 1903 publizierte er seine Befunde in den «Comptes Rendus» der französischen Académie des Sciences.
Damit löste er eine Begeisterung für die N-Strahlen aus, die bis zum September 1904 anhielt. Dutzende andere Wissenschaftler bestätigten die Existenz von N-Strahlen in ihren eigenen Labors, besonders in Frankreich. Hier war man stolz auf die N-Strahlen, die man den von einem Deutschen entdeckten Röntgenstrahlen entgegenstellte. Die Experimente der Forscher förderten zahlreiche erstaunliche Eigenschaften der Strahlen zutage. So sollten sie etwa von allen Substanzen ausser grünem Holz und bestimmten behandelten Metallen emittiert werden.
Allerdings betrachtete das Wissenschaftsmagazin «Nature» Blondlots Behauptungen mit Skepsis, denn Labore in England und Deutschland hatten seine Ergebnisse nicht reproduzieren können. «Nature» schickte den amerikanischen Physiker Robert W. Wood nach Nancy, um Blondlots Befunde zu untersuchen. Wood konnte bei der Präsentation der N-Strahlen durch Blondlot und dessen Assistenten die angeblichen Helligkeitsunterschiede nicht wahrnehmen. So griff er zu einem Trick: In der Dunkelheit des Labors entfernte er heimlich das Prisma aus dem N-Strahlen-Detektionsgerät. Obwohl die Apparatur nun nicht mehr funktionieren konnte, sahen Blondlot und der Assistent weiterhin Effekte der N-Strahlen.
Damit war klar, dass die N-Strahlen nicht existierten. Wood ging jedoch nicht von einer arglistigen Täuschung aus, sondern vermutete, dass Blondlot und jene Forscher, die ebenfalls Effekte der N-Strahlen festgestellt hatten, sich aufgrund ihrer Erwartungen selbst getäuscht hatten. Heute gelten die N-Strahlen als Beispiel für das zeitweilige Versagen der wissenschaftlichen Selbstkontrolle.
Im Juli 1997 fand ein Bauer in der chinesischen Provinz Liaoning ein Fossil, das er auf dem illegalen Fossilienmarkt verkaufte. 1998 wurde es in die USA geschmuggelt und dort im Jahr danach vom Besitzer eines Dinosauriermuseums gekauft. Nachdem dieser über einen Mittelmann die National Geographic Society kontaktiert hatte, erschien im November in deren Magazin ein Artikel über den Sensationsfund: Der Archaeoraptor liaoningensis wurde als Vogel vorgestellt, dessen Grösse zwischen einem grossen Huhn und einem Truthahn lag, der aber den langen Schwanz eines Dinosauriers besass.
Christopher Sloan, Autor des Artikels, jubelte: «Seine langen Arme und sein kleiner Körper schreien ‹Vogel›! Sein langer, steifer Schwanz ... schreit ‹Dinosaurier›!» Die Gemeinde der Paläontologen geriet in helle Aufregung. Das «Missing Link» – also das bisher fehlende Bindeglied – zwischen Dinosauriern und Vögeln war gefunden. Damit war der endgültige Beweis für die bereits weithin akzeptierte Theorie erbracht, dass die Vögel eigentlich überlebende Dinosaurier waren.
Doch dann, kurz nach der Veröffentlichung des hymnischen Artikels, kam der Rückschlag. Der chinesische Paläontologe Xu Xing, der bei der Identifizierung des Fossils geholfen hatte, fand ein zweites Fossil, dessen Schwanz ein exaktes spiegelbildliches Duplikat des Schwanzes des Archaeoraptors war – allerdings befestigt an einem andersartigen Körper. Gesteine, die Fossilien enthalten, werden oft in zwei Platten gespalten, die dann spiegelbildliche Sets von Fossilien enthalten. Jemand musste die Platte mit dem Schwanzfossil an einem Vogelfossil befestigt haben, um eine hybride Dinosaurier-Vogel-Kreatur zu schaffen.
Durch aufwendige Untersuchungen, die durch die National Geographic Society angestossen wurden, konnten die Paläontologen schliesslich im Jahr 2000 die Herkunft des Schwanzfossils klären: Es stammte von einer zuvor unbekannten Art, dem Dromaeosaurier Microraptor zhaoianus, dem kleinsten bisher gefundenen Theropoden. Zwei Jahre später konnte auch der Vorderteil identifiziert werden. Es handelte sich um das bislang am besten erhaltene Skelett von Yanornis martini, einem Vogel aus der Unterkreide.
Die geschickte Fälschung war offenbar vorgenommen worden, um auf dem illegalen chinesischen Fossilienmarkt einen höheren Preis zu erzielen. Im englischsprachigen Raum erhielt der imaginäre Archaeoraptor fortan den Spitznamen «Piltdown Chicken» – in Anlehnung an den «Piltdown Man», ein angeblicher Frühmensch, der 1912 in den Piltdown-Steinbrüchen in England gefunden wurde. Dieser vermeintliche Ahne des Homo sapiens wurde 1953 endgültig als Fälschung entlarvt; sein Schädel war aus einer homininen Schädelkapsel und dem Unterkiefer eines Schimpansen kombiniert worden.
Wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht sakrosankt, im Gegenteil: Die Methode von Versuch und Irrtum gehört zur DNA der Wissenschaft; Fehler bringen Fortschritt. So gesehen sind widerlegte oder korrigierte Studien Courant normal im Wissenschaftsbetrieb und dienen ebenfalls dem Erkenntnisgewinn.
Problematisch ist etwas anderes: Zum einen ist der Publikationsdruck, der auf Wissenschaftlern lastet, mitunter gewaltig. Die Zahl der Studien explodiert förmlich, allein 2018 wurden etwa drei Millionen Papers veröffentlicht. Wer seine Studie in renommierten Fachmagazinen publizieren will, ist gut beraten, ein spektakuläres Thema und einen ansprechenden Titel zu wählen. Der Vorwurf der ungebührlichen Zuspitzung, mit dem normalerweise die Medien konfrontiert sind, müsste sich zum Teil auch an die Wissenschaft richten.
Zum anderen aber kommt es tatsächlich nicht selten vor, dass erst die Medien eine verlockende Studie hochjubeln. Und verlockend sind eben besonders solche Studien, die neue, bahnbrechende Erkenntnisse versprechen. Das Problem dabei: In der wissenschaftlichen Forschung ist das Neueste oft das am wenigsten Endgültige. Medien hingegen berichten oft nur über diese ersten Studien – und lassen die späteren, aber korrekteren Ergebnisse des Peer-Reviews links liegen. Dieses Verhalten ist sogar durch eine Studie belegt. Immerhin geschieht dies nicht, wenn auch der Rückzug oder die Widerlegung einer Studie spektakulär genug ist – wie in diesen sieben Beispielen.
Und die Autismus durch impfen, „Studie“…. Ist ebenfalls längst widerlegt und als Fake belegt. Hält sich ebenfalls gespenstisch in einigen Köpfen.
Übrigens, heute habe ich Spinat sehr gerne, als Kind war er etwas vom schlimmsten auf dem Teller.
Denn inzwischen baut unsere Schweizer ABB Stromleitungen mit HGÜ Technik (Hochspannungs Gleichstrom Übertragung), die weniger als 3% Verlust pro 1000km aufweisen. Damit könnten wir schon heute spanischen Solarstrom oder Offshore Windstrom von der Nordsee quasi verlustfrei importieren, und unsere AKWs ersetzen, wenn wir denn möchten.
Aber offenbar möchten wir das ja nicht. Lieber weiter Öl und Gas aus Despotenstaaten importierten.