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Eisheilige 2023: So wird das Wetter und daher kommt die Bauernregel

Die Eisheiligen 2023: Hier kommt der Mythos her und so wird das Wetter dieses Jahr

Spätestens im Mai kehrt traditionell Frühlingsstimmung in der Schweiz ein. Wären da nicht die Eisheiligen. Laut der Bauernregel bringen sie Mitte Mai stets noch einmal Frost, Kälte und manchmal sogar Schnee. Doch wie sieht es dieses Jahr aus? Alles, was du zu den Eisheiligen wissen musst, erfährst du hier.
09.05.2023, 14:08
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Wann sind die Eisheiligen dieses Jahr?

Die Eisheiligen kehren 2023 vom Donnerstag, 11. Mai, bis Montag, 15. Mai, in der Schweiz ein. Sie finden jedes Jahr zum gleichen Datum statt. Dieses Jahr kehren sie über das Wochenende ein.

Wie wird das Wetter an den Eisheiligen 2023?

Gute Neuigkeiten für alle Pflanzenliebhaber, die bereits um ihren Garten fürchten: «Die Eisheiligen sind dieses Jahr kaum ein Thema», schreibt MeteoNews am Montag. Denn Bodenfrost bildet sich nur bei sehr kühler Luft sowie in windstillen und vor allem wolkenfreien Nächten.

In der schweiz ist in der vergangenen nacht in diesem herbst erstmals zu bodenfrost gekommen
Der Frost macht den Pflanzen zu schaffen.Bild: imago images

Dieses Jahr sind wir im Vergleich zur Norm zwar tatsächlich etwas kühler unterwegs, aber: «Durch die bewölkten Nächte und dem immer wieder mal auffrischenden Wind ist nach aktuellem Stand kein Bodenfrost zu erwarten», so der Wetterdienst weiter. Die Eisheiligen treten also auch 2023 nicht ein.

Update
Dieser Artikel erschien bereits 2020. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn überarbeitet und neu publiziert.

Doch was sind die Eisheiligen eigentlich?

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Die Eisheiligen gehören zu den sogenannten Wetterheiligen. Im Bild: eine Osterprozession.Bild: EPA

Die Eisheiligen sind mehrere katholische Gedenktage im Mai. Jedes Jahr wird vom 11. bis am 15. Mai einigen Bischöfen und Märtyrern aus dem 4. und 5. Jahrhundert gedacht. Die Eisheiligen gehören zu den Wetterheiligen. Also zu jenen christlichen Figuren, die angerufen werden, um der Landwirtschaft günstiges Wetter zu bescheren.

Wie viele Eisheiligen gibt es?

Hier scheiden sich die Geister. In Norddeutschland gibt es grundsätzlich fünf Eisheilige, in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich nur vier. Der Grund für diese Unterscheidung ist, dass das kalte Wetter vom Norden her kommt und die Lage in den südlicher gelegenen Ländern somit mit einem Tag Verspätung umschlägt. Deshalb wurden für die Schweiz nur vier Eisheilige überliefert, für grosse Teile Deutschlands hingegen fünf.

Wie heissen die Eisheiligen?

Die Eisheiligen sind allesamt Bischöfe und Märtyrer aus frühchristlicher Zeit. Bei den meisten Erzählungen über sie handelt es sich um Mythen und Legenden, nur weniges ist historisch gesichert. Das sind die Eisheiligen und ihre Ursprünge im christlichen Glauben:

11. Mai: Mamertus

Mamertus lebte im 5. Jahrhundert in Südfrankreich. Er wurde im Jahre 461 zum Bischof von Vienne ernannt. Nach einem Erdbeben brach eine Feuersbrunst in der Stadt aus, woraufhin Mamertus drei Bittprozessionen für den Beistand Gottes durchführte. Die Stadt konnte das Feuer schliesslich eindämmen.

12. Mai: Pankratius

Pankratius ist ein frühchristlicher Märtyrer aus dem 4. Jahrhundert, der unter dem römischen Kaiser Diokletian enthauptet wurde. Seine Leiche sollte den Hunden zum Frass vorgeworfen werden, Glaubensbrüder konnten sie jedoch wegschaffen und Pankratius in den Katakomben Roms begraben.

13. Mai: Servatius (von Tongern)

Der zweite Bischof unter den Eisheiligen hiess Servatius. Er war etwa ab Mitte des 4. Jahrhunderts Bischof in Tongern auf dem Gebiet des heutigen Belgien.

14. Mai: Bonifatius (von Tarsus)

Bonifatius soll im 4. Jahrhundert von Rom nach Tarsus (Stadt in der heutigen Türkei) gereist sein und wurde dort Zeuge der Christenverfolgung unter Kaiser Galerius. Im Angesicht der Schrecken konvertierte Bonifatius zum Christentum und wurde ebenfalls hingerichtet.

15. Mai: Die kalte Sophie (Sophia von Rom)

Auch Sophia von Rom, in der Schweiz unter dem Namen der kalten Sophie bekannt, war eine Märtyrerin. Sie erlitt unter Kaiser Diokletian im 4. Jahrhundert den Märtyrertod. Im 9. Jahrhundert wurden ihre Gebeine als Reliquie in der römischen Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti aufgebahrt.

In der Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti wurden die Gebeine der Eisheiligen Sophia aufgebahrt.
Die römische Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti.Bild: wikimedia

Wie lautet die Bauernregel zu den Eisheiligen?

Die Periode der Eisheiligen wurde im Mittelalter – damals noch nach dem julianischen Kalender – festgelegt. Sie sollen das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings markieren, wenn die Bauern aussähen können. Die Bauernregel lautet: «Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist.»

Dies bezieht sich darauf, dass es in einigen Nächten im Mai noch zu Bodenfrost kommt, der frisch ausgesäten Pflanzen den Garaus macht. Nach den Eisheiligen sollten keine solche kurzen Frostperioden mehr auftreten und die Temperaturen stabilisieren sich. Damit ist die Aussaat ab dann zumindest vor Frost sicher.

Verschneite Landschaft bei Davos am Dienstag, 13. Mai 2014. Die Eisheiligen sorgen am Dienstag fuer kuehle Temperaturen und Schnee bis gegen 1000 Meter ueber Meer. (KEYSTONE/Arno Balzarini) 

Landsc ...
Frost im Mai, sind die Eisheiligen schuld?Bild: KEYSTONE

Im 16. Jahrhundert fand jedoch die gregorianische Kalenderreform statt, ohne dass das Datum der Eisheiligen verschoben wurde. So galt die Bauernregel im Mittelalter für Ende und nicht Mitte Mai wie heute.

Ist es immer kalt an den Eisheiligen?

Meteorologische Untersuchungen haben gezeigt, dass am Datum der Eisheiligen keine erhöhte Frostgefahr besteht. Dies gilt für die gregorianische wie auch die julianische Variante der Daten. Daten von MeteoSchweiz zeigen dafür anhand der Messstation in Payerne, dass Bodenfrost in der Schweiz nur bis Ende April regelmässig auftritt. Damit ist die Bauernregel in ihrer strengen Auslegung widerlegt.

Trotzdem gilt es zu beachten, dass es im Mai immer wieder Bodenfrost in der Schweiz gibt. Dieser wurde in den allermeisten Jahren seit 1960 festgestellt. Es stimmt also tatsächlich, dass Frost im Mai den Pflanzen zu schaffen machen kann.

Ausserdem ist zu beachten, dass klimatische Veränderungen dazu geführt haben, dass die Temperaturen in der Schweiz höher ausfallen als noch vor 500 oder sogar 1000 Jahren, als der Mythos aufgegriffen wurde.

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