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[Hinweis/Update: Obige Bildstrecke wurde am 25. Januar 2016 im Artikel nachträglich ergänzt.]
Russische Jets im Tiefflug über dem US-Zerstörer USS Donald Cook: Wer die Pressemitteilung des United States European Command zu dem Zwischenfall in der Ostsee liest, könnte es mit der Angst zu tun bekommen. Da ist von «mehreren aggressiven Flugmanövern» die Rede, die die US Navy «tief besorgt» hätten.
Die Bilder, die dazu veröffentlicht wurden, muten auch tatsächlich martialisch an:
Russen und Amerikaner sind demnach an zwei Tagen «aneinandergeraten»: Am 11. April habe ein Helikopter eines NATO-Partners Landeübungen auf der USS Donald Cook durchgeführt, als das erste Mal Su-24-Jets über das Schiff brausten. Aus Sicherheitsgründen sei das Training abgebrochen worden.
Am 12. April ist laut US Navy ein Helikopter vom Typ Ka-27 Helix aufgetaucht. Sieben Mal habe der Marinehubschrauber die USS Donald Cook umkreist. 40 Minuten nach diesem Vorfall seien wieder zwei Su-24s im Einsatz gewesen und hätten den Zerstörer elf Mal im Tiefflug gekreuzt: «Die russischen Flugzeuge flogen in einer simulierten Angriffsformation», beklagt die US Navy.
«Diese Aktionen haben das Potenzial, Spannungen zwischen Ländern unnötig eskalieren zu lassen», heisst es weiter: Das könne zu «Fehlkalkulationen» oder einem «Unfall» mit «Tod oder Verletzung» führen. Für einen Zivilisten klingt das logisch – nicht zuletzt wenn man das Video sieht, in dem die Su-24s dem Zerstörer am nächsten kommen:
Fakt ist jedoch, dass dieser Tiefflug offenbar der letzte Überflug gewesen ist: Womöglich kann man das als eine Art «russisches Goodbye» deuten.
Die vorherigen Begegnungen sind deutlich weniger «aggressiv»:
Ausserdem sind die Jets unbewaffnet: Die Amerikaner dürften zu keiner Zeit geglaubt haben, dass sie angegriffen werden. Und last but not least sind solche Flüge im Nebeneinander von Russland und NATO Alltag.
Das war ja bereits zu Zeiten der Sowjetunion so: Man denke nur an das Spionageflugzeug U2. Die Amerikaner verletzten mit dem besonders hoch fliegenden Jet ungeniert den Luftraum der Sowjetunion: Erst als Moskau Abfangjäger bauen konnte, die eine U2 in grosser Höhe erreichen und abschiessen konnten, änderte sich diese Praxis.
Heutzutage werden zwar keine Grenzen verletzt, aber Grenzen ausgetestet, wie mir ein NATO-Pilot während der Ukraine-Krise in einem Gespräch unter vier Augen erklärte. Kampfjets steigen auf und nähern sich einer Grenze, bleiben jedoch im internationalen Luftraum. Der Sinn und Zweck? Der Pilot erklärte:
Topside UBoat TELEX97 64-14849 RC-135U returns to RAF Mildenhall performed 4 approaches this being the most dramatic pic.twitter.com/4rpdLvq4id
— Macks Aviation (@MacksAviation) 7. April 2015
Solches Verhalten sei Usus – auf beiden Seiten des früheren «Eisernen Vorhangs», verdeutlichte mir damals der NATO-Mann. So gesehen ist also nicht die Tatsache interessant, dass ein Flugzeug oder Schiff abgefangen wird, sondern wann so etwas kommuniziert wird. Im Zusammenhang mit der damaligen Ukraine-Krise könnte man spekulieren, die NATO habe ein solches Abfangen öffentlich gemacht, um die geforderte Erhöhung der Rüstungsetats in den Partnerländern zu beeinflussen.
Im aktuellen Fall kann die russische Reaktion für das Pentagon keine Überraschung gewesen sein. Die USS Donald Cook war nach US-Angaben am 8. April in der Danziger Bucht zu Manövern in der Ostsee ausgelaufen. Die Überflüge hätten 130 Kilometer vor der Küste von Kaliningrad stattgefunden – quasi ein Katzensprung vom russischen Luftraum entfernt.
Dass Moskau auf diese Art und Weise «vor der eigenen Haustür» Präsenz markiert, kann Washington also nicht ernsthaft «tief besorgt» zurücklassen.